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Metallpreise im Korrekturmodus

13.06.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise starteten gestern einen Erholungsversuch, der aber nach kurzer Zeit scheiterte. Brent stieg zunächst auf 49 USD je Barrel, fiel dann auf gut 48 USD zurück und handelt am Morgen bei 48,5 USD je Barrel. Preisanstiege werden weiterhin als Verkaufsgelegenheit erachtet. Dafür könnten jene US-Schieferölproduzenten sorgen, die im ersten Quartal in Erwartung eines weiteren Preisanstiegs infolge der OPEC-Kürzungen keine Absicherungsgeschäfte getätigt haben und diese Fehleinschätzung nun zu korrigieren versuchen.

Einer Reuters-Analyse zufolge hätten im ersten Quartal von den 30 größten US-Schieferölunternehmen 18 ihre Absicherungspositionen um insgesamt 49 Mio. Barrel gegenüber dem Vorquartal reduziert. 10 Unternehmen hätten ihre Absicherungsgeschäfte um insgesamt 91 Mio. Barrel erhöht, 2 Unternehmen hätten überhaupt keine Absicherung getätigt. Entsprechend anfällig sind die Unternehmen für fallende Preise und dürften Preisanstiege dazu nutzen, Versäumtes nachzuholen. Dies dürfte einem Anstieg der Ölpreise entgegenstehen.

Die Bohraktivität in den USA ist ungeachtet dessen zuletzt 21 Wochen in Folge gestiegen und deutet damit einen fortgesetzten Anstieg der US-Schieferölproduktion hin. Diese soll laut aktueller Schätzung der US-Energiebehörde im Juli den siebten Monat in Folge steigen (+127 Tsd. Barrel pro Tag) und mit 5,48 Mio. Barrel pro Tag ein Rekordniveau erreichen. Dagegen will Saudi-Arabien seine Öllieferungen nach Asien im Juli um 300 Tsd. Barrel pro Tag reduzieren. Auch die Lieferungen nach Europa und in die USA sollen geringer ausfallen.

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Edelmetalle

Gold notiert auch heute Morgen kaum verändert bei rund 1.265 USD je Feinunze, nachdem es sich schon gestern in einer sehr engen Handelsspanne von nur etwa 7 USD bewegte.

Dagegen geriet Silber unter Druck. Offensichtlich wurde es von den Industriemetallen am späten Nachmittag mit nach unten gezogen und fiel unter die Marke von 17 USD je Feinunze, wo es auch heute Morgen noch handelt. Durch die schlechtere Preisentwicklung von Silber im Vergleich zu Gold ist das Gold/Silber-Verhältnis wieder auf fast 75 gestiegen. Platin und Palladium ließen sich dagegen von der Schwäche von Silber und der Industriemetalle nicht anstecken. Sie beendeten den Handel trotz ETF-Abflüssen leicht im Plus.

Platin kostet heute Morgen knapp 950 USD je Feinunze, Palladium pendelt um die Marke von 900 USD je Feinunze. Die Preisdifferenz zwischen diesen beiden Edelmetallen schrumpfte gestern zeitweise auf gut 40 USD zusammen und näherte sich wieder dem 15½-Jahrestief von letztem Freitag. Die Preisstärke von Palladium ist für uns nicht gerechtfertigt. Zumal mit China der zweite wichtige Automarkt für Palladium schwächelt.

Gemäß Daten des Verbands der chinesischen Automobilproduzenten wurden in China im Mai 1,75 Mio. Autos verkauft, 2,6% weniger als im Vorjahr. Dies war der zweite Monat in Folge mit negativen Jahresveränderungsraten. Eine anhaltend hohe Nachfrage nach SUVs hat dabei das schwache Interesse an Limousinen noch etwas aufgefangen. Nach den ersten fünf Monaten des Jahres lagen die Autoverkäufe nur noch 1,5% über Vorjahr. Die Dynamik hat in den letzten Monaten also stark abgenommen.


Industriemetalle

Mit Ausnahme von Zinn standen gestern alle Industriemetalle unter Druck. Größte Verlierer waren Blei und Nickel mit einem Minus von jeweils 2,1%. Heute Morgen setzt sich der Preisrückgang weitgehend fort. Vor allem für Zink geht es weiter bergab. Es kostet rund 2.450 USD je Tonne und nähert sich damit wieder dem 7-Monatstief von letzter Woche.

Der Aluminiumpreis hält sich dagegen noch bei gut 1.880 USD je Tonne, obwohl sich zwischenzeitlich aufgekommene Angebotssorgen wieder zerstreut haben. Im Zuge der politischen Isolierung von Katar Anfang letzter Woche haben die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) den Hafen von Jebel Ali in den VAE für aus Katar kommende Schiffe geschlossen. Über diesen Hafen wurden jedoch fast die gesamten katarischen Aluminiumexporte abgewickelt.

Norsk Hydro, das in einem 50:50 Joint Venture mit Qatar Petroleum den Schmelzer "Qatalum" betreibt, hat mittlerweile mitgeteilt, alternative Exportrouten gefunden zu haben. Der Schmelzer "Qatalum" hat eine jährliche Produktionskapazität von 610 Tsd. Tonnen und hat sein Aluminium bislang nach Asien, Europa und in die USA verschifft. Katar stand im letzten Jahr für gut 1% der weltweiten Aluminiumproduktion und 2015 für gut 3% der weltweiten Aluminiumexporte.

Dass derzeit offenbar ausreichend Aluminium zur Verfügung steht, zeigen auch die physischen Prämien. Diese sind zum Beispiel in Europa gemäß Daten von Platts mittlerweile auf 75-80 USD je Tonne gesunken (unverzollt).


Agrarrohstoffe

Trotz der Vorhersage eines höheren Angebotsdefizits 2017/18 durch das US-Landwirtschaftsministerium USDA gab der Maispreis in Chicago gestern um 2,7% nach. Grund ist, dass zunächst einmal Regen in wichtigen Anbaugebieten vorhergesagt ist, der die Pflanzenentwicklung unterstützen soll. Wie das USDA gestern berichtete, hatte sich in der vergangenen Woche der Zustand der Maispflanzen leicht verschlechtert. Nur noch 67% der Pflanzen sind demnach in gutem oder sehr gutem Zustand, im Vorjahr waren es zum gleichen Zeitpunkt 75% gewesen.

Noch deutlich schlechter ist die Entwicklung bei Sommerweizen in den USA, der unter übermäßiger Trockenheit leidet. Hier reduzierte das USDA den Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Pflanzen um 10 Prozentpunkte auf nur noch 45%, im Vorjahr waren es 79%. In Umfragen war mit einer deutlich geringeren Verschlechterung gerechnet worden. In der vergangenen Woche profitierten die Weizenpreise von dem erwarteten mageren Ernteergebnis von qualitativ hochwertigem, proteinreichen Sommerweizen.

Zudem lassen erste Analysen des aktuell geernteten Winterweizens insgesamt sehr niedrige Eiweißgehalte erwarten. Nachdem das USDA am Freitag seine Erwartungen für die US-Weizenernte und den weltweiten Überschuss 2017/18 angehoben hatte, gab der Preis in Chicago gestern dann aber um 2,6% nach. Am Morgen hilft ihm die verschlechterte Bewertung des Sommerweizens wieder auf, während der marginal verbesserte Zustand des Winterweizens nicht auf die Preise durchschlägt.



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