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Spekulatives Kaufinteresse lässt Preise steigen

31.07.2017  |  Eugen Weinberg
Energie

Eine Fülle an stützenden Nachrichten haben den Brentölpreis binnen einer Woche um fast 10% auf den höchsten Stand seit der OPEC-Sitzung Ende Mai von fast 53 USD je Barrel steigen lassen. Die Reduktion der saudischen Exporte für August, der überraschend starke Rückgang der US-Rohöllagerbestände, die ausgeprägte USD-Schwäche und ein starkes spekulatives Interesse haben zum Preisanstieg maßgeblich beigetragen. Die zunehmenden Unruhen in Venezuela nach der umstrittenen Wahl der "Verfassungsgebenden Versammlung" dürften die Sorgen vor einem möglichen Exportrückgang geschürt haben.

Nicht nur dürften weitere Tumulte die Produktion und den Transport beeinflussen, sondern erwägen nun die USA, die wichtigsten Abnehmer für venezolanisches Rohöl, mögliche Sanktionen gegen den Ölsektor. Dadurch könnte schweres Öl für US-Raffinerien knapp werden, da Saudi-Arabien bereits weniger Öl in die USA liefert. Letztendlich führten aber all diese Faktoren zu einem Anstieg spekulativer Positionen auf steigende Ölpreise.

Die Netto-Long-Positionen der Großanleger an der NYMEX sind per 25. Juli auf knapp 237 Tsd. Kontrakte gestiegen, den höchsten Stand seit April, und dürften seitdem weiter zugelegt haben. Damit ist aber auch aus unserer Sicht der Grundstein für die kommende Preiskorrektur gelegt. Denn insbesondere kleinere US-(Schiefer-)Ölproduzenten dürften die aktuellen WTI-Preise von 50 USD je Barrel vermehrt zur Absicherung der künftigen Produktion nutzen.

Die vermutlich heute zur Veröffentlichung anstehenden Produktionsumfragen von Reuters und Bloomberg dürften wegen Nigeria und Libyen einen weiteren Anstieg der OPEC-Produktion im Juli zeigen. Dies sollte den Ölpreisanstieg ausbremsen und eine Korrektur einleiten.

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Edelmetalle

Gold steigt zum Start in die neue Handelswoche zeitweise auf ein 7-Wochenhoch von 1.270 USD je Feinunze und setzt damit den Preisanstieg von letztem Freitag fort. Am Freitag war Gold im Zuge eigentlich guter US-Konjunkturdaten - die US-Wirtschaft ist im zweiten Quartal um 2,6% gewachsen - spürbar gestiegen, da die Daten zugleich einen nachlassenden Inflationsdruck anzeigten. Dies verringert den Druck auf die US-Notenbank Fed, die Zinsen schon kurzfristig weiter anzuheben.

Unterdessen zeigt sich, dass der jüngste Preisanstieg von Gold stark spekulativ getrieben ist. Denn gemäß CFTC-Statistik wurden die Netto-Long-Positionen in der Woche zum 25. Juli von 28,9 Tsd. auf 73,6 Tsd. Kontrakte ausgeweitet. Der Preisanstieg nach dem Datenstichtag lässt vermuten, dass seitdem weitere Netto-Long-Positionen aufgebaut worden sind.

Neben Thomson Reuters GFMS hat Ende letzter Woche auch der Verband der chinesischen Goldproduzenten Daten zum chinesischen Goldmarkt veröffentlicht. Diese unterscheiden sich grundsätzlich von den Daten von GFMS. So ist gemäß den chinesischen Daten die Goldnachfrage in China im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr um 9,9% auf 545 Tonnen gestiegen. Während die Schmucknachfrage stabil blieb, schnellte die Barrennachfrage nach oben. Laut GFMS war die Goldnachfrage in China dagegen im ersten Halbjahr gefallen.


Industriemetalle

Die Metallpreise legen zum Wochenauftakt abermals deutlich zu, obwohl der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in China im Juli etwas stärker als erwartet zurückgegangen war. Eine Verlangsamung war dabei in allen Bereichen erkennbar. Dies deutet darauf hin, dass die chinesische Wirtschaft verhaltener in das laufende Quartal gestartet ist und der Schwung der beiden vorangegangenen Quartale offenbar nicht ganz mit hinüber genommen werden konnte.

Kupfer handelt heute Morgen dennoch wieder bei gut 6.400 USD je Tonne, Zink steigt auf über 2.800 USD je Tonne und Nickel verteuert sich auf 10.300 USD je Tonne. Offensichtlich werden die Metallpreise von den stark steigenden Stahl- und Eisenerzpreisen nach oben gezogen. An der SHFE in Shanghai ist der nächstfällige Futures-Kontrakt für Betonstahl heute um 4,5% auf das höchste Niveau seit Dezember 2013 gesprungen. Eisenerz in Singapur verteuert sich um 7% auf ein 3½-Monatshoch von fast 73 USD je Tonne.

Wie wir bereits vermutet hatten, war der jüngste Preissprung von Kupfer stark spekulativ getrieben. Gemäß CFTC-Statistik wurden in der Woche zum 25. Juli die Netto-Long-Positionen um 15% auf 85,5 Tsd. Kontrakte ausgeweitet, der höchste Stand seit Mitte Februar. Allerdings war dies nicht auf die Schließung von Short-Positionen zurückzuführen, sondern es wurden viele Long-Positionen aufgebaut. Letztere haben ein Rekordhoch erreicht. Es hat sich unseres Erachtens mittlerweile beträchtliches Korrekturpotenzial aufgebaut.


Agrarrohstoffe

Die EU-Kommission hat ihre Schätzung für die diesjährige Maisernte in der Europäischen Union deutlich reduziert. Sie geht nur noch von einer Erntemenge von 58,4 Mio. Tonnen aus. Das wären fast 4 Mio. Tonnen weniger als bislang erwartet und das niedrigste Ernteniveau seit fünf Jahren. Im letzten Jahr hatte die Ernte noch 61,1 Mio. Tonnen betragen.

Grund für die drastische Abwärtsrevision sind deutlich geringere Erträge aufgrund von Hitze und Trockenheit in den südöstlichen Ländern der EU. Davon waren auch bedeutende Maisproduzenten wie Ungarn und Rumänien betroffen. Die Maisimporte in die EU sollen daher auf ein Rekordniveau von 15,3 Mio. Tonnen steigen. Die bisherige Prognose lag bei 12,3 Mio. Tonnen. Vor allem die Ukraine dürfte als Anbieter in Frage kommen.

Aufgrund der genmodifizierten US-Sorten scheiden die USA als alternativer Anbieter aus. Die Terminkurve für Mais in Paris spiegelt die Knappheit von Mais in der EU bislang allerdings in keiner Weise wider. Der nächstfällige Terminkontrakt handelt bei 155 EUR je Tonne. Die Terminkontrakte mit Fälligkeit nach der Ernte liegen nur etwas über 170 EUR je Tonne.

Gegenüber vor einer Woche haben sich letztere kaum bewegt, im Vergleich zu vor einem Monat liegen sie sogar fünf Euro niedriger. Hier dürften die Einflüsse vom US-Markt eine Rolle gespielt haben, was aufgrund der eingeschränkten Substituierbarkeit kaum nachvollziehbar ist. Auch gegenüber EU-Weizen ist EU-Mais derzeit zu niedrig bepreist.



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