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Atombombe Brexit, Enteignung auf Raten und Hyperinflation in Japan

19.11.2017  |  Manfred Gburek
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Daraus lässt sich schließen: Der vermeintliche Kampf der EZB gegen die Deflation war nur vorgeschoben, damit die Geldschleusen ganz weit geöffnet werden konnten. Und das von der EZB ausgegebene Inflationsziel von nahe, aber unter 2 Prozent ist offenbar ebenso eine Farce wie das alberne Gerangel um seine Erreichung. In welcher Geldwelt leben wir eigentlich? Kann Mario Draghi mit seinen Getreuen im EZB-Rat sich wirklich alles erlauben, um seinen Inflations-Dickkopf durchzusetzen?

Ja, er kann, denn mangels gemeinsamer Regierung der Euroländer ist ein Machtvakuum entstanden, in das Draghi hineingeschlüpft ist. Er hat sogar einen im Geist verbundenen Mitstreiter gefunden: Frankreichs vom Mainstream überbewerteten Präsidenten Emmanuel Macron. Und beiden kann Deutschland so lange nichts entgegensetzen, bis die neue Bundesregierung steht.

Schlägt man den Bogen nach Amerika, wird es nicht minder spannend, zunächst jedoch aus ganz anderen Gründen: Dort nähern sich die kurz- und langfristigen Renditen der Anleihen. Das ist üblicherweise ein untrügliches Zeichen für eine nahende Konjunkturflaute. Ihr könnte die dortige Notenbank Fed theoretisch mit einer Zinssenkung etwas entgegensetzen. Doch deren Spielraum ist sehr gering, weil die Fed die Zinsen bisher nur geringfügig in Trippelschritten erhöht hat. Und so richten Börsianer ihr Augenmerk jetzt auf die im Dezember noch anstehenden Sitzungen von Fed und EZB.

Damit ist für genug Spannung gesorgt. Denn es tauchen gleich drei Fragen auf: Was wird die EZB unternehmen, zumal für den Fall einer Auseinanderentwicklung der aufwärts gerichteten europäischen und der möglicherweise bald abwärts gerichteten amerikanischen Konjunktur? Kann die Fed sich leisten, in ihrer Dezember-Sitzung die Zinsen bei vielleicht gerade noch halbwegs guter Konjunktur ein weiteres Mal zu erhöhen, um nach einer späteren Konjunkturflaute genug Spielraum für eine Zinssenkung zu haben? Und wird die EZB länger als zuletzt verkündet an ihrer extrem lockeren Geldpolitik festhalten, um nicht zu riskieren, dass die Konjunktur in der Eurozone abflaut?

Dazu gleich die passenden Antworten: Die EZB dürfte erst mal abwarten und stillhalten. Die Fed wird alles, auch gerüchteweise, in Bewegung setzen, um die amerikanische Konjunktur positiv aussehen zu lassen. So kann sie Spielrum für eine zumindest kleine Zinserhöhung gewinnen, um bei später schwächer werdender Konjunktur die Zinsen wieder senken zu können. Und die EZB wird ihre lockere Geldpolitik beibehalten, solange die Konjunktur in Ländern wie Frankreich, Italien und Spanien sich nicht nachhaltig bessert.

Das alles wird die Währungen beeinflussen. Aber wie? Konsens ist zurzeit, der Doller werde gegenüber dem Euro zulegen, im Extremfall sogar bis zur Parität. Begründet wird diese Prognose vielfach mit der angeblich immer noch robusten amerikanischen Konjunktur und mit der in ihrem Gefolge zu erwartenden Dezember-Zinserhöhung. Dazu mag es zwar kommen, aber sicher ist es längst noch nicht. Man denke nur daran, dass nach einem Jahr Trump-Regierung jedes der wortreich angekündigten Projekte zur Belebung der Konjunktur, gelinde formuliert, im Versuchsstadium stecken geblieben ist.

Abschließend noch einige Worte zum Gold, dem man nachsagt, mit dem Dollar eine negative Korrelation zu bilden. Das stimmt auf Dauer im Großen und Ganzen, jedenfalls in der Rückwärtsbetrachtung. Aber wird es in Zukunft dabei bleiben? Zweifel sind angebracht. Zumindest so viel steht fest: Gold wird zukünftig als Währungsbasis und -deckung eher in China und Russland eine Rolle spielen als in den USA.

Daraus ergibt sich unter anderem, dass die in Dollar angelegten chinesischen Währungsreserven abschmelzen, was nicht gut für den Dollar-Wert sein kann. In dieser Gemengelage wäre ein langfristig nach oben gerichteter Goldpreistrend nur allzu konsequent. Dabei ist noch nicht mal berücksichtigt, dass die Japaner, sobald in ihrem Land die Hyperinflation naht, den Goldpreis zusätzlich nach oben treiben werden.


© Manfred Gburek
www.gburek.eu


Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.

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