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Eskalation - Gold steigt auf neues Allzeithoch

26.08.2019  |  Markus Blaschzok
Der Goldpreis in Euro schoss am Freitag auf ein neues Allzeithoch, nachdem der Handelskrieg unvermittelt wieder aufflammte. Die Rezessionsängste traten damit wieder in den Vordergrund, sodass der US-Aktienindex S&P500 um 4,1% einbrach, während die Renditen für Staatsanleihen in Erwartung weiterer Zinssenkungen noch weiter fielen.

Die Märkte hatten ursprünglich einen ruhigen Wochenausklang erwartet, wobei das Treffen der Notenbanker in Jackson Hole das Highlight des Tages sein sollte und die Rede von US-Notenbank-Chef Jerome Powell im Mittelpunkt stand. Powell äußerte sich, wie von den meisten Marktteilnehmern erwartet, zurückhaltend bis hawkisch. Er sah die Wirtschaft auf einem erfolgreichen Weg, womit er Trumps Forderung nach einer Zinssenkung um 100 Basispunkte bis Jahresende eine Abfuhr erteilte.

Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinssenkung im September um 25 Basispunkte wird als sicher vom Markt angesehen und selbst eine dritte Zinssenkung im Dezember erwartet man mit einer Wahrscheinlichkeit von 80%. Der Goldpreis hatte den gesamten Freitag über die Unterstützung bei 1.495 $ getestet, wobei sich immer mehr Verkaufsdruck aufgebaut hatte und mit Powells Rede ein Rutsch unter diese wichtige Unterstützung drohte.

Dann kam jedoch Schritt um Schritt Panik an den Märkten auf, nachdem China eine Anhebung der Strafzölle für US-Waren im Volumen von 75 Mrd. US-Dollar als Reaktion auf die US-Zölle ankündigte. Die Woche davor hatte Trump neue Zölle ab dem 1. September auf Dezember verschoben, was China als Schwäche interpretiert und zu Gegenmaßnahmen ermutigt haben dürfte. Diese Gegenwehr Chinas hatte der chinesische Redakteur der Global Times Hu Xijin Stunden zuvor bereits via Twitter angekündigt:

"China hat Munition, um zurückzuschlagen. Die USA werden den Schmerz fühlen." Scheinbar spürte Trump den Schmerz, denn er twitterte wutentbrannt eine Tirade und erhöhte als Gegenreaktion die bestehenden Zölle gegen China von 25% auf 30% sowie von 10% auf 15% für die verbleibenden 300 Mrd. an Importen ab Dezember. Zudem wies er die in China produzierenden amerikanischen Unternehmen an unverzüglich nach Alternativen zu China zu suchen und die Produktion heim zurück in die USA zu bringen. Außerdem stellte er auf Twitter die Frage, ob US-Notenbankchef Powell oder der chinesische Präsident XI der größte Feind der USA wären.

Auf Trumps Reaktionen reagierten die Märkte panisch und die Aktienmärkte gingen auf Talfahrt, während der Goldpreis wie eine ballistische Rakete nach oben schoss. Zur Handelseröffnung am Montagmorgen testete der Goldpreis wieder den Widerstandsbereich mit 1.555 $, während Gold in Euro ein neues Allzeithoch bei 1.393 € erreichte. Das PPT und der ESF dürften aktuell emsig den Aktienmarkt stützen und den Goldpreis prügeln, um einen weiteren Anstieg dessen zu verhindern.

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Gold in Euro erreichte ein neues Allzeithoch bei 1.393 Euro je Feinunze am Montagmorgen


Als Trump nach der letzten US-Notenbanksitzung unvermittelt weitere Zölle gegen China verkündete, zeigte sich die letzte halbe Stunde vor der Veröffentlichung plötzlich Stärke im Gold. Da die FED die Märkte nur Stunden zuvor enttäuschte und der Aufwärtstrend beim Gold gebrochen wurde, war dies verwunderlich. Womöglich war Insiderhandel verantwortlich für diesen ersten Anstieg im Vorfeld von Trumps Ankündigung vor einer Woche.

An diesem Freitag zeigte sich jedoch deutliche Schwäche im Vorfeld der Veröffentlichung von Powells Rede und scheinbar hat China Trump und den Notenbankern hier einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das Timing Chinas für diese Veröffentlichung war schon bemerkenswert. Powell dürfte in etwa wie auf dem folgenden Bild geschaut haben, nachdem er von den chinesischen Zöllen hörte, die in seiner Rede nicht berücksichtigt waren.

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Quelle: Zerohedge - Nach Chinas Zollankündigung wird Powell klar, dass sein vermeintlich sicherer Short auf Gold gleich einen Margin Call auslösen wird :D


Es scheint, als würde der Handelskrieg auch auf dem Goldmarkt geführt. Die Weltwirtschaft wird sich durch die neue Eskalationsstufe verlangsamen und die Rezessionsrisiken nehmen weiter zu. Die angespannte Lage in Hong Kong, wo die USA einen großen Beitrag zum Aufstand leisten, könnte zu weiteren internationalen Verwerfungen führen. Trump benötigt für die Wiederwahl einen steigenden Aktienmarkt und eine stabile Wirtschaft, weshalb er weiteren Druck auf die US-Notenbank ausüben muss.

Trump sieht in der FED einen Feind, da diese die Zinsen während seiner Amtszeit anhob und sich bis dato weigert, diese wieder so stark zu senken, damit der Konjunkturzyklus bis nach den Wahlen durchhält. Bricht die Rezession vor den Neuwahlen offen aus, so ist Trumps Wiederwahl stark gefährdet. Schon jetzt verliert er an Rückhalt, da die Agrarindustrie in den USA stark unter dem Handelskrieg leidet, viele Farmer Pleite gehen und sich kein Ende im Handelskrieg abzeichnet.


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