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Die Zukunft und die Medien

08.12.2019  |  Manfred Gburek
Heute geht es hier um ein Thema, dessen ganze Brisanz sich erst offenbart, wenn man ins Detail geht: die Macht und Ohnmacht der Medien. Immer häufiger stellt sich nämlich die Frage, welchen Einfluss die Medien haben. Sind sie in erster Linie immer noch reine Übermittler von Informationen? Oder haben sie schon die Kurve zur Meinungssteuerung genommen?

Beginnen wir mit einem Beispiel aus der Politik: Deutschland ist ein Parteienstaat. Das konnte man jetzt wieder mal aus Anlass des SPD-Parteitags feststellen - und die Medien unter Führung der Fernsehsender berichteten darüber, als ginge es schon um die nächste Bundestagswahl. Die Zukunft der SPD steht in den Sternen, die der CDU ebenfalls. Beide Parteien befinden sich im Umbruch. Dazu gibt es einen aufschlussreichen Dialog auf der Internetseite Tichys Einblick, unter anderem zu finden bei YouTube - mit einer interessanten Prognose zur alles andere als rosigen Zukunft beider Parteien.

Die Zukunft der Autoindustrie und ihrer Zulieferer wird von immer mehr Medien schwarz gemalt. Zu Recht? Eine geharnischte Antwort auf diese Frage gibt Arndt Kirchhoff, Vizepräsident des Automobilverbands VDA, in einem aktuellen Handelsblatt-Interview:

"Die deutsche Autoindustrie investiert im In- und Ausland 44 Milliarden Euro, die Japaner investieren 30 Milliarden, die Amerikaner 16 und die Chinesen gerade mal 6. Wir halten die Hälfte aller Patente für autonomes und automatisiertes Fahren. Bei Elektromobilität sind es 40 Prozent."

Aufschlussreich sind auch Kirchhoffs Anmerkungen zu Tesla-Chef Elon Musk: "Der Bursche ist schon visionär, klug ist er auch. Er hat erkannt, dass die besten Ingenieure in Deutschland sitzen. Auch der Maschinenbau ist hierzulande führend. Hier ist das Know-how, das würde er in Portugal und Rumänien nicht finden. Er ist ein Trendsetter - gewesen." Dem ist nur noch hinzuzufügen: Vergessen Sie die Miesmacher, die in den Medien am liebsten immer noch die Diesel-Affäre aufwärmen, statt den Blick nach vorn zu werfen.

Die Beschäftigung mit der Zukunft ist eine große Herausforderung, die uns zwar viel abverlangt, aber auch reichlich belohnt. Sie beginnt mit der Beobachtung und Analyse der Gegenwart - ganz egal, ob wir uns für Wirtschaft oder Politik, Umweltschutz oder Altersvorsorge, Gold oder Aktien, Künstliche Intelligenz oder sonst was interessieren. Dazu benötigen wir neben einem stets wachen Geist ein Gespür für Fakten und Trends.

Knüpfen wir gleich am letzten Punkt an. Während der vergangenen Monate sind relativ viele Bücher zu einem möglichen Crash erschienen. Sie verkaufen sich offenbar so gut, dass sie die Bestsellerlisten stürmen, wie zuletzt "Der größte Crash aller Zeiten" von Marc Friedrich und Matthias Weik. Darin sind einerseits Unmengen an Fakten, andererseits ebenso viele Meinungen enthalten. Beide auseinander zu halten, dürfte mit der Crash-Materie weniger vertrauten Ärzten, Ingenieuren oder Steuerberatern schwer fallen. Zumal dann, wenn sie zum Vergleich auch das Buch "60 Jahre Börse" von Aktien-Urgestein Hans A. Bernecker lesen, dem Crash-Gedanken kaum in den Sinn kommen.

Medien sorgen nicht nur für die Wiedergabe von Fakten, sondern auch von Meinungen - bis zur Manipulation. Ein einfaches Beispiel aus der vergangenen Woche: Da war wieder mal von der mangelnden Altersvorsorge die Rede, getoppt mit der Empfehlung für Fondssparpläne. Die auf hohe Provisionen erpichten Fondsverkäufer von Allianz, Axa, Banken, Sparkassen und sonstigen Vertriebsmaschinen können sich über so eine indirekte Schleichwerbung freuen, denn indirekt profitieren sie von ihr.

Was uns vom Fernsehen, dem öffentlich-rechtlichen und dem privaten, zugemutet wird, ist oft erschreckend. Das beginnt mit der Themenauswahl, die als solche schon eine Art Meinung darstellt. Wer bestimmt die Themen bei ARD und ZDF? Sind die Rangeleien um Posten bei CDU, SPD und den anderen Parteien wirklich so wichtig, dass sie allzu oft an den Anfang des Nachrichtenblocks gesetzt werden? Warum haben alle großen Fernsehsender umfangreich nicht nur über "Fridays for Future" berichtet, sondern auch über "Extinction Rebellion"? Wie viel von dem durch die sogenannten sozialen Medien verbreiteten Informationsmüll müssen wir uns noch gefallen lassen?

Auf solche Fragen immer die richtigen Antworten zu finden, ist unmöglich. Doch man sollte sich wenigstens ein Mal pro Woche Gedanken über das machen, was zuletzt aufgefallen ist. Aktuelle Beispiele: GroKo, SPD, Streiks, Arbeitsplätze, Fachkräftemangel, Autoindustrie, Klimawandel, Altersarmut, Flüchtlinge, Nullzinsen, Immobilienpreise, Mietendeckel, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Pisa-Studie, Handelskrieg, Bargeldabschaffung.

Manche von diesen Themen bleiben aktuell, andere verschwinden aus den Medien, wieder andere kommen neu hinzu - ein ständiges Kommen und Gehen, von dem man sich nicht berieseln lassen sollte - wie die Milliarden von Menschen, die ständig mit dem eingeschalteten Smartphone durch die Gegend laufen und in eine künstliche Welt abtauchen. Wie behält man da den Überblick? Im Prinzip ganz einfach: durch Konzentration auf die eigenen Interessen.

Wer etwa nach einem passenden Ski für den nächsten Winterurlaub sucht, braucht sich nicht schon jetzt nach dem Wetter in Oberösterreich zu erkundigen. Und wer an lukrativen Wachstumsaktien für die nächsten Jahre interessiert ist, sollte nicht zum Daytrader werden.

Finanzbildung ist ein modernes Thema. Die Anbieter von Lebensversicherungen, Fonds, Riester-Renten, Tages- und Festgeld, Baufinanzierungen und sonstigen Finanzprodukten nehmen sich dieses Themas gern an mit dem Ziel, das eine oder andere Produkt an den Mann oder an die Frau zu bringen. So ist der Status quo. Sparer nehmen ihn zur Kenntnis - und schaufeln ihr Geld weiter dort hin, wo es besonders niedrige Renditen bringt: auf Sparkonten und in Lebensversicherungen.

Wie ist diesem Dilemma beizukommen? Klare Antwort: Durch das Abwägen von Chancen und Risiken einschließlich ihrer Projektion auf die eigenen Finanzen. Ein solches Vorgehen erfordert zweifellos viel Zeit, doch es lohnt sich. Nebenbei bemerkt: Auch die vermeintlichen Profis mit ihrem Hang zum oft überflüssigen Fachchinesisch und zu unerträglichen Anglizismen kochen nur mit Wasser. Konzentrieren Sie sich lieber auf den Wein!


© Manfred Gburek
www.gburek.eu



Manfred Gburek ist neben seiner Funktion als Kolumnist privater Investor und Buchautor.

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