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Über Zinsen und Gold

10.02.2022  |  Craig Hemke
Es gibt viele Missverständnisse und Fehlinformationen über steigende Zinssätze und Goldpreise. Nehmen wir uns heute etwas Zeit, um die Dinge zu klären. Erstens: Glauben Sie nicht eine Minute lang, dass die Fed die Zinsen "normalisieren" und "ihre Bilanz abbauen" wird. Sobald sie 2009 den Weg der quantitativen Lockerung und der ZIRP eingeschlagen hatte, gab es kein Zurück mehr.

Aber die Sache ist die... sie werden es versuchen. So zu tun, als hätten sie die Dinge unter Kontrolle und als sei alles in Ordnung, ist so ziemlich das einzige politische Programm, das sie noch haben. Der FOMC wird im März damit beginnen, den Leitzins anzuheben, aber genau wie 2010 und 2018 wird es nur so weit gehen, wie es der Aktienmarkt zulässt. Danach wird es einen weiteren "Powell-Pivot" geben und die Zinsen werden wieder nach unten tendieren.

In der Zwischenzeit hat der US-Staatsanleihemarkt in Anbetracht der steigenden Inflation und der erwarteten Leitzinserhöhungen einen Abverkauf erlebt. Währenddessen ist der COMEX-Goldpreis jedoch stabil geblieben und sogar gestiegen. Überzeugen Sie sich selbst. Vor sechs Monaten lag die Rendite der 10.Jahresstaatsanleihe bei 1,25%, heute liegt sie bei 2,00%. Aber COMEX-Gold ist im gleichen Zeitraum um etwa 100 Dollar gestiegen.

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Dies hat die Generalisten und sogenannten "Analysten" da draußen ratlos und verwirrt zurückgelassen. Ein gängiger Refrain auf Twitter lautet: "Gold und Zinsen steigen zusammen, also muss etwas Böses bevorstehen." Dies ist eine spitzfindige "Analyse", und jeder, der fünf Minuten Zeit hat, kann schnell feststellen, dass es überhaupt nicht ungewöhnlich ist, dass die Zinsen und der Goldpreis zusammen steigen. Auf dem COMEX-Goldmarkt gibt es immer unzählige Gründe, warum der Preis im Laufe der Zeit steigt oder fällt, doch der Generalist versucht immer, die Situation mit den einfachsten Begriffen zu erklären.

Es ist wie das alte Sprichwort, dass "Gold das Gegenteil des Dollar ist". Die Vorstellung ist, dass wenn der Dollar steigt, Gold fällt und umgekehrt. Aber auch dies lässt sich leicht widerlegen, wenn man sich die langfristigen Charts ansieht. Ein steigender oder fallender Dollar kann nichts anderes sein als ein Gegenwind oder Rückenwind im täglichen Handel. Das ist alles. Und wie können wir das sagen? Schauen Sie sich die nachstehenden Charts an. Gegenwärtig liegt der US-Dollarindex bei 96. Dieses Maß für den Dollar im Vergleich zu einem Korb anderer Fiatwährungen lag schon viele Male in der Nähe von 96. Zum Beispiel lag der Index 2003, 2015 und 2019 nahe 96.

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Und wo war der Goldpreis an der COMEX, als der Dollar-Index 2003, 2015 und 2019 bei 96 stand? Wie wäre es mit 300 Dollar, 1.100 Dollar und 1.500 Dollar. Und wo steht er heute, da der Index wieder bei 96 liegt? Bei 1.800 Dollar!

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Aber in diesem Beitrag geht es nicht um Gold und den Dollarindex. Darüber werden wir ein anderes Mal schreiben. Lassen Sie uns stattdessen auf den beliebten Irrtum zurückkommen, dass Gold irgendwie dem Untergang geweiht ist, sobald die Fed beginnt, den Leitzins anzuheben.

Unten sehen Sie eine 20-jährige Geschichte der Fed Funds, mit freundlicher Genehmigung der St. Louis Fed und ihres FRED Chart Service. Beachten Sie, dass die Fed zwischen 2004 und 2007 den Leitzins 17 Quartale in Folge um 25 Basispunkte angehoben hat! Damit stieg der Leitzins von 1,00% auf 5,25%. Dann kamen die große Finanzkrise, QE und ZIRP. Der Leitzins sank 2009 auf 0,00% und blieb dort bis Ende 2015.

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Dann unternahm die Fed ihren ersten Versuch, die Zinssätze und ihre Bilanz zu "normalisieren". In den folgenden drei Jahren erhöhte sie den Leitzins auf einen Höchststand von 2,25%, bevor der Aktienmarkt zusammenbrach und sie gezwungen war, den Kurs zu ändern. In den letzten zwanzig Jahren gab es also zwei Phasen, in denen die Fed den Leitzins bis zum Beinahe-Zusammenbruch der Finanzmärkte anhob. Der Volksmund geht davon aus, dass die Fed diese Reise bald wieder antreten wird, und die Generalisten da draußen sind überzeugt, dass Gold bald fallen wird. Aber stimmt das? Was zeigt die Geschichte? Schauen Sie sich den nachstehenden Chart an und Sie werden sehen:

- Als die Leitzinsen von 2004 bis 2007 stiegen, stieg der Goldpreis an der COMEX um 75% von 400 auf 700 Dollar.
- Als die Leitzinsen von 2015-2019 stiegen, stieg der COMEX-Goldpreis um 40% von 1.050 auf 1.450 Dollar.

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Die Charts und die Marktgeschichte sagen Ihnen alles, was Sie wissen müssen, und ich bin mir nicht sicher, was noch gesagt werden muss. Warum der durchschnittliche Generalist sich nicht fünf Minuten Zeit nehmen kann, um dies selbst zu recherchieren, ist mir schleierhaft, aber das ist nicht mein Anliegen. Stattdessen hoffe ich, dass dieser Beitrag Ihnen geholfen hat zu erkennen, dass es keine inverse Beziehung zwischen Leitzinserhöhungen und Gold gibt. Die gibt es einfach nicht. Und jetzt, da Sie das wissen, werden Sie vielleicht nicht mehr überrascht sein, wenn Gold im Laufe des Jahres wieder auf seine Höchststände von 2020 und kurz danach auf neue Allzeithochs zusteuert.


© Craig Hemke
TF Metals Report



Der Artikel wurde am 8. Februar 2022 auf www.sprottmoney.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.


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