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Endkampf um das US-Dollar-basierte Finanzsystem

30.03.2022  |  Sascha Opel
Vorgestern haben die G7-Staaten beschlossen, nicht auf die Forderung Russlands einzugehen, künftig Öl und Gas gegen Rubel zu bezahlen. Der (End)Kampf um den Petrodollar und unser bestehenden US-Dollar-basiertes Weltwährungssystem (siehe letzte beide Ausgaben) dürfte damit in die nächste Runde gehen.

Ein großer Krieg (Dritter Weltkrieg) ist unter diesen Umständen - Überlebenskampf und Verteidigung des "Petrodollar" und damit der globalen US-Dominanz; Absetzung Putins als vermutliches Kriegsziel der USA, wie es Biden am Wochenende in Polen "versehentlich" herausgerutscht ist) weiterhin nicht auszuschließen.

Deeskalation sieht anders aus!

Warum ist diese "Kriegserklärung an den Petrodollar“ von Putin von letzter Woche so wichtig?
Aktuell "schenkt“ uns Russland quasi seine Rohstoffe. Warum "schenken“?


Euro und Dollar sind für Russland aktuell nichts wert!

Da die Zahlung weiter in Euro und US-Dollar erfolgt, man Russland aber gleichzeitig aus dem SWIFT-System ausschließt und zudem nicht an seine USD-Euro-Guthaben lässt, ist das Papiergeld für Russland schlicht aktuell nichts wert! Der Euro und der US-Dollar stellen unter diesen Bedingungen für Russland keinen Gegenwert dar, da man damit weder auf den internationalen Finanzmärkten handeln, noch Waren dafür beziehen kann.

Warum sollten die Russen also ihrerseits ihrer Lieferverpflichtung nachkommen und uns ihre Rohstoffe für (für Sie) aktuell wertloses Papier schenken?

Wir können uns nur wiederholen: Andere Rohstoff- und Exportnationen, die an die USA und EU liefern, werden sich genau anschauen, was hier passiert und entsprechend vorsorgen, damit man nicht selbst (wertloses) Papiergeld erhält, an welches man im Notfall nicht herankommt.

Das Mindeste was kommen wird, ist ein Abrechnungssystem (oder mehrere multi- und bilaterale gleichzeitig) mit welchem der US-Dollar umgangen werden kann. Unsere Prognose: Selbst wenn man Russland in diesem Krieg um den Petrodollar niederringen kann, wird China künftig nicht mehr willfährig nach den US-Spielregeln spielen und den Petrodollar zunehmend umgehen.

Hinzu kommt: Damit die Green Deal-Energiewende gelingt, sind enorme Mengen an speziellen Rohstoffen und Industriemetallen nötig - viele davon sind bis heute ein Nischenmarkt - über die wir keinerlei Zugriff und Kontrolle haben.

Ist es denkbar, dass die Rohstoffländer aufgrund der aktuellen Sanktionen gegen Russland künftig vermehrt Forderungen stellen, dass auch die Verarbeitung und damit Wertschöpfungen in ihren eigenen Ländern stattfinden sollen? Sprich: Exporte nur noch dann, wenn beispielsweise schon 30% der Rohstoff-Wertschöpfung mit Weiterverarbeitungsanlagen und dem Aufbau der Wertschöpfungsketten, die sonst bei uns ablaufen, in den jeweiligen Rohstoffländern aufgebaut werden.


Unser Wohlstand ist massiv gefährdet!

Das Deutsche Wirtschaftsmodell ist, welches jahrzehntelang verlässliche Wohlstandszuwächse beschert hat - basiert zum Großteil auf günstigen Energieimporten aus Russland und gewinnträchtigen Exporten nach China (vor allem im Automobil- und Maschinenbau).

Was passiert mit den "westlichen“ Arbeitsplätzen und insbesondere mit Deutschland, wenn das Geschäftsmodell "günstige Rohstoffe importieren - fertige Endwaren teuer exportieren“ kollabiert?

Wenn man das Ganze wie ein Schachspiel betrachtet, dann steht es um unseren westlichen König ziemlich schlecht aus. Der Zug des "westlichen Schachspielers“ gegen den russischen und chinesischen Spieler könnte langfristig ein eigenes Schachmatt nach sich ziehen.

Die Europäische Kommission hat jüngst eine Liste mit 20 kritischen Rohmaterialien veröffentlicht, die für die europäische Industrie in Zukunft überlebenswichtig werden und bei denen die Importabhängigkeit besonders groß ist. Die Internationale Energieagentur hebt dabei sechs Rohmaterialien gesondert hervor:

Lithium, Kobalt, Kupfer, Nickel, Graphit sowie seltene Erden. Zudem noch eine ganze Gruppe von Metallen. Und wer hat die meisten dieser Vorkommen wohl unter Kontrolle? Eben: China und Russland. Zudem etliche afrikanische Staaten, die ebenfalls enge Beziehungen zu China besitzen und von diesen quasi schon politisch gekauft, abhängig gemacht und "übernommen“ wurden.

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Lithium Carbonate in Yuan je Tonne: Von 100.000 im August auf knapp 500.000 Yuan heute!


Wer von den Förderländern all dieser kritischen Rohstoffe (die zudem von China beeinflusst sind) wird künftig noch ohne Bedenken (in USD oder Euro) an uns liefern, damit diese Devisen anschließend beschlagnahmt werden können und damit der Wohlstand bei uns (und nicht bei Ihnen selbst!) durch die Wertschöpfung ihrer Rohstoffe steigt?

Logischerweise werden diese Länder auf die Verarbeitung und Wertschöpfung im eigenen Land drängen, sofern sie über intelligente Regierungen besitzen und diese nicht von korrupten Kleptokraten regiert werden (was "zum Glück“ für uns meist noch der Fall ist). Die große Gefahr eines Absturzes der westlichen Industriestaaten ist angesichts der aktuellen Entwicklungen jedoch offensichtlich.


In diesem Sinne, bleiben Sie friedlich und gesund!


© Sascha Opel
Rohstoffraketen.de - Auszug aus dem deutschsprachigen Börsenbrief für Rohstoff-, Gold- und Minenaktien



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