Technische Analyse: Aufwärtstrend verteidigt – Gold wieder nahe seinem Allzeithoch!
13.06.2025 | Markus Blaschzok
Terminmarkt: COT-ReportDer COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.
COT-Analyse vom 6. Juni:
Der Goldpreis stieg zur Vorwoche um 77 $ an, während die Spekulanten in der gleichen Zeit mit 13 Tsd. Kontrakten Long gingen. Das ist ein unterdurchschnittlicher Positionsaufbau, was eine leichte Stärke im Goldmarkt signalisiert in der letzten Woche. Dennoch hielten erstmals seit langer Zeit die BIG4 auf diesem Preisniveau dagegen mit 4 Tagen der Weltproduktion.
Der COT-Index hat sich in der Folge um 5 Punkte auf 43 Punkte verschlechtert, während der COT-Index zum Open Interest adjustiert sogar um 12 Punkte auf nur noch 19 Punkte fiel. Damit rutschen die Daten nun langsam in den Verkaufsbereich ab.
Im Vergleich zum Vormonat ist der Goldpreis um 65 $ gefallen, während die Spekulanten gleichzeitig mit 29 Tsd. Kontrakten Long gingen. Das deutet erstmals seit Langem auf eine leichte Schwäche hin. Möglicherweise markiert der Bereich um 3.500 $ bereits ein mehrmonatiges Hoch.
Gerade mit einem COT-Index zum Open Interest von nur noch 20 Punkten steigt nun die Wahrscheinlichkeit, dass der Aufwärtstrend bricht und eine Bewegung Richtung 3.000 $ folgt. Zugleich wird mit diesem COT-Report ein dynamischer Ausbruch über 3.500 $ kurzfristig weniger wahrscheinlich.
Ob dieser jüngste Angebotsüberhang durch physische Verkäufe von Notenbanken und/oder das Plunge Protection Team zustande kam, lässt sich nicht sagen – fest steht jedoch: Der COT-Report mahnt kurzfristig zur Vorsicht.

Im letzten Monat zeigte sich der Goldmarkt neutral bis leicht schwach

Der Short-Squeeze der BIG4 an der COMEX scheint abgeschlossen zu sein
Die schwächeren COT-Daten auf Monatssicht stellen ein Novum dar, das wir in den vergangenen anderthalb Jahren so nicht mehr gesehen haben. Bislang zeigte sich der physische Goldmarkt durchweg von einem strukturellen Defizit geprägt. Nun jedoch deutet sich erstmals eine Stabilisierung an, was darauf hindeutet, dass die Rallye im Bereich zwischen 3.000 und 3.500 US-Dollar vorerst pausieren dürfte. Eine Handelsspanne in diesem Korridor könnte mittelfristig Bestand haben.
In dieser Woche wurde der Aufwärtstrend im Gold mehrfach getestet und drohte zeitweise nach unten zu brechen, was ein technisches Verkaufssignal mit Zielrichtung 3.000 US-Dollar ausgelöst hätte. Erst die erneute Ankündigung von Strafzöllen durch Trump am Donnerstag sorgte für Kaufdruck, schwächte den Dollar und stabilisierte den Goldpreis. Der unmittelbare Kriegsbeginn im Nahen Osten verstärkte anschließend die Nachfrage nach dem sicheren Hafen Gold. In der Spitze konnte der Preis wieder auf 2.438 US-Dollar steigen.
Trotz dieser geopolitischen Impulse bleibt Gold in der aktuellen Lage überraschend schwach. In einem überverkauften Markt wären dynamische Anstiege zu erwarten, doch ist der Markt überkauft, was den begrenzten Kaufdruck erklärt. Sollte der Aufwärtstrend erneut getestet und schließlich gebrochen werden, ist ein Rücksetzer auf rund 3.000 US-Dollar wahrscheinlich. Dies könnte dann zu einer technischen Bereinigung des leicht überkauften Terminmarkts führen.
Entscheidend bleibt: Das zuvor bestehende physische Defizit scheint aktuell verschwunden. Strategisch bleibt die Long-Positionierung vertretbar, solange der Aufwärtstrend intakt ist. Bricht dieser, so sollte man sich auf einen neuerlichen Rücksetzer gefasst machen.