Analyse zu Palladium: Palladiumpreis korrigiert nach Rallye auf 1.100 $
15.08.2025 | Markus Blaschzok
Terminmarkt: COT-ReportDer COT-Report wird immer freitags seitens der US-Terminmarktaufsicht (CFTC) veröffentlicht, wobei der Stichtag der Datenerhebung der Schlusskurs vom Dienstag ist. Die COT-Daten werden also immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten von Blaschzok Research erhalten vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber und Platin. Die COT-Daten ermöglichen einen Blick in die Zukunft, da sie einerseits ein Sentiment-Indikator sind und andererseits eine gute Einschätzung des Angebots und der Nachfrage am physischen Markt ermöglichen. Mit ihnen hat man einen Vorteil im Trading am Rohstoffmarkt.
COT-Daten für Palladium vom 11. Juli
Obwohl der Palladiumpreis in der letzten Handelswoche um 103 $ gefallen ist, haben sich die Terminmarktdaten so gut wie nicht verändert. Der COT-Index konnte sich um jeweils 2 Punkte verbessern und liegt nun bei 2 Punkten.
Insgesamt sind die Daten immer noch so schlecht wie zuletzt im Jahr 2018 und es zeigte sich nun Schwäche und ein Überangebot am physischen Markt. Auch die absoluten Terminmarktdaten sind so schwach wie seit 2021 nicht mehr. Gäbe es ein strukturelles Defizit am physischen Markt, hätte der Terminmarkt noch viel Luft nach oben. Da dies jedoch nicht der Fall ist und stattdessen ein persistentes Überangebot besteht, das auch in den nächsten Jahren zu erwarten ist, muss man den Terminmarkt aktuell als extrem überkauft ansehen.
Wer hier einfach Long geht in Erwartung einer Fortsetzung der letzten Rallye, könnte herbe Verluste erleiden. Es herrscht akute Long-Drop-Gefahr, falls das Überangebot wieder in den Vordergrund rückt. Auch wenn der jüngste Preisanstieg Spekulanten anlockt, könnten gerade diese sich die Finger verbrennen, insbesondere dann, wenn der Goldpreis weiter korrigiert. Ein Rücksetzer auf unter 1.000 $ wäre durchaus denkbar.

Mit einem COT-Index OI von 2 Punkten ist der Terminmarkt im Verkaufsbereich
Technische Analyse
Nachdem der Platinpreis ausbrechen und deutlich zulegen konnte und auch Silber seinen Widerstand bei 35,50 $ überwand, sprangen Spekulanten auch bei Palladium auf und die Investmentnachfrage stieg stark an. Dies mag fundamental unbegründet sein, doch wie auch beim Platin, handelt es sich beim Palladium um einen vergleichsweise kleinen Markt, in dem bereits moderate Zuflüsse auf der Investorenseite zu kurzfristigen Preisspitzen führen können.
Die zentrale Frage ist wie nachhaltig dieser Anstieg tatsächlich ist. In der Regel sind spekulativ getriebene Bewegungen über den Terminmarkt nur von begrenzter Dauer. In den aktuellen COT-Daten zeigte sich wieder eine deutliche Verschlechterung in den letzten Wochen, was darauf hindeutet, dass dieser Anstieg in erster Linie über den Terminmarkt getragen wurde und die Spekulanten ihr Pulver weitgehend verschossen haben. Verglichen mit der Vorwoche zeigte sich sogar wieder eine deutliche Schwäche und ein Überangebot am physischen Markt.
Den Spekulanten gelang es den Preis kurzzeitig bis an den nächsten signifikanten Widerstand bei 1.300 $ zu treiben, wo die Rallye dann jedoch Ihr Ende fand. In diesem Bereich erwartete ich zuletzt verstärkte Verkäufe von Produzenten und Spekulanten. Da der Terminmarkt bereits überkauft ist, erscheint das weitere Aufwärtspotenzial zunächst begrenzt. Das würde sich nur ändern, wenn nochmals deutliche Investmentzuflüsse einsetzen, was womöglich nur mit einer neuerlichen starken Goldrallye denkbar wäre. Doch auch diese Rallye dürfte nur von begrenzter Dauer sein, da das strukturelle Überangebot in den nächsten Jahren anhalten dürfte.
Insgesamt erwarte ich, dass der Palladiumpreis in den nächsten Monaten erneut die Unterseite der Handelsspanne bei 860 $ anlaufen wird, wobei sich erst bei Bereinigung des überkauften Terminmarktes eine neue Chance auf der Longseite ergeben dürfte. Aktuell dürften die Bären am Zug sein.