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Silber-Hoch: Wo lag es 1980, wie verlief es 2011 – und droht 2025 eine Baisse?

03.11.2025  |  Dimitri Speck
Jüngst im Oktober 2025 stieg der Silberkurs über 50 US-Dollar je Feinunze. Bereits 1980 und dann erneut 2011 stand Silber bei dieser Marke. Damals kam es jeweils im Anschluss zu einem längeren Kursrückgang. Daher fragen sich manche Anleger, ob wieder ein solcher Rückgang droht. Zur Beantwortung dieser Frage wollen wir uns zuerst die damalige Situation genauer ansehen.

Doch dabei stellt sich die nächste Frage: Wo lagen damals überhaupt die Höchstkurse? Denn für 1980 ist das nämlich alles andere als klar. Das hat jetzt auch wieder für Diskussionen gesorgt. Gehen wir den Fragen anhand von Datenbanken und Zeitzeugen nach und sehen wir uns die Verhältnisse bei den früheren Silberhochs genauer an.


Der Verlauf des Silber-Futures am Hoch im Jahre 1980

Betrachten wir zuerst die Kurse am Terminmarkt in den USA, also am Markt für bald zu lieferndes Silber. Hier stehen wir vor dem ersten Problem. Am 18.1.1980 erreichte der nahe Kontrakt am Terminmarkt der Comex ein Hoch von 50,36 US-Dollar je Feinunze. An der Konkurrenzbörse CBOT soll das Hoch am darauffolgenden Montag, den 21.1.1980, sogar 52,50 US-Dollar je Feinunze betragen haben. Das berichtete damals die Zeitung "New York Times" und es wurde jetzt in einem Artikel des Finanzdienstleisters Bloomberg aufgegriffen.

Doch die Börse existiert mittlerweile nicht mehr. Die Kurse liegen bei gängigen Datenanbietern nicht vor. Im Internet konnte ich keinen Chart finden. Dann erinnerte mich an einen Datenanbieter, den es längst nicht mehr gibt. So suchte ich in meinen Archiven – und wurde fündig! Wir können daher nun den Kursverlauf am Terminmarkt der CBOT mit täglichen Kursen und dem echten Hoch von 1980 ansehen:


Silber am Hoch 1980, in US-Dollar je Feinunze, CBOT-Januar-Kontrakt, 1979 bis 28.1.1980

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Datenquelle: Bridge


Der Chart zeigt, wie sich der Kurs binnen anderthalb Monaten fast verdreifachte, und auch der echte Höchstkurs am 21.1.1980 ist ersichtlich. Das war ein spektakulärer Anstieg ohnegleichen! Der Rückgang danach erfolgte aber ebenfalls schnell.


Der Höchstkurs am Spotmarkt lag 1980 noch höher: bei 54,50 US-Dollar je Feinunze!

Doch wo lag der Höchstkurs am Spotmarkt in London, also für sofort zu liefernde Ware? Auch diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Mir liegen Intrayday-Kurse (Tick oder minütlich) für Edelmetalle bis 1983 (Futures) beziehungsweise 1986 (Spot) vor, und selbst diese waren nur extrem schwer zu bekommen. Die zuständige Handelsorganisation "London Bullion Market Association" hat die Intraday- oder Höchstkurse von 1980 ebenfalls nicht. Vielleicht liegen die Kurse noch bei Handelshäusern in den Archiven vor – aber wer sieht da schon nach?

Über John Bollinger – dem Erfinder der Bollinger-Bänder, der Linien, die sich in Charts elegant um den Kurs herum schwingen – kam ich in Kontakt mit Eddie Tofpik. Er arbeitete in den 1980er-Jahren bei einem der großen Edelmetallhändler damals in London, Mocatta & Goldsmid. Tofpik erinnert sich an ein Gespräch mit einem der Silberhändler, dem mittlerweile verstorbenen Mike Jennings. Demzufolge lag der Höchstkurs 1980 bei 54,50 US-Dollar je Feinunze Silber! Der Umsatz des Geschäfts war 200.000 Unzen (zwei "Lakhs"). Dieser Kurs ist höher als bisher öffentlich bekannt war.


Die Brüder Hunt trieben den Silberpreis

Es war damals ein sehr hektischer, hochvolatiler Markt, was diese Kursspitze ermöglichte. Diese Hektik wurde durch die Brüder Nelson Bunker Hunt und William Herbert Hunt verursacht. Sie hatten zusammen mit arabischen Partnern mehrere hundert Millionen Unzen Silber gekauft. Damit trieben sie den Preis hoch. Andere Anleger schlossen sich mit ihren Käufen schnell an.

Doch sie machten die Rechnung ohne die US-Behörden. Diese erhöhten die Margin, der Sicherheits-Einsatz, am Terminmarkt auf 50 Prozent. Die Kurse kollabierten im Anschluss. Die kurze, aber sehr exzessive Hausse war vorüber. Es lagen also sowohl beim Anstieg als auch beim Rückgang einmalige Umstände vor. Bei ihnen handelte es sich im weitesten Sinne um Kursmanipulationen. Die Silberspekulation der Hunt-Brüder schrieb Geschichte.


Das Silberhoch vom April 2011

Kommen wir zum nächsten Silberhoch, das sich erst im Jahr 2011 ereignete. Die Datenlage ist dank besserer Computerisierung erheblich besser als für 1980. Am 28.4.2011 wurde intraday ein Höchstpreis von 49,47 US-Dollar je Feinunze am Spotmarkt bezahlt. Der Anstieg zu diesem Hoch hatte mit vier Monaten für die Kursverdoppelung erheblich länger gedauert als 1980. Doch was nach dem Hoch kam, ist besonders bemerkenswert.

Der Chart zeigt dazu den Intraday-Verlauf des Spot-Silberkurses von Mittwoch, den 27.4, bis Sonntag, den 1.5.2011 um das damalige Hoch. Den Kursen innerhalb des Tages liegt die New Yorker-Zeit zugrunde. Daher ist der Freitag verkürzt, und erste Kurse gibt es bereits am Sonntagnachmittag, wenn in Australien Montagfrüh der Handel beginnt, an der US-Ostküste aber noch Sonntag ist. In der Mitte ist das Silber-Kurshoch 2011 ersichtlich.


Silber am Hoch 2011, in US-Dollar je Feinunze, 27.4. bis 1.5.2011

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Datenquelle: Disktrading



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