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Der US-Dollar, die "Finanzielle Kriegsführung" und das Gold

01.04.2022  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
Der Krieg in der Ukraine und die Sanktionen des Westens gegen Russland befördern vermutlich die "Ent-Dollarisierung“ des Weltfinanzsystems - eine Entwicklung mit überaus weitreichenden Konsequenzen, die auch die Rolle des Goldes tendenziell weiter aufwerten dürfte.


Dollar-Dominanz

Der US-Dollar ist nach wie vor die weltweit dominante Währung. Er ist gewissermaßen so etwas wie die inoffizielle Weltwährung. Diese Rolle hat der US-Dollar seit 1945 inne, als man ihn im System von Bretton Woods als Weltreservewährung inthronisierte. Damals war der US-Dollar noch an das physische Gold gebunden: 35 US-Dollar entsprachen einer Feinunze Gold (also 31,10347… Gramm).

Selbst nach dem Ende des Systems von Bretton Woods im Jahre 1971 (in dem Jahr beendete US-Präsident Richard Nixon die Goldeinlösepflicht des US-Dollar) beziehungsweise im Jahr 1973 (als die Deutsche Bundesbank aufhörte, den US-Dollar-D-Mark-Wechselkurs zu stützen) behielt das Geld der Vereinigten Staaten von Amerika seine herausragende Bedeutung für das Weltfinanzsystem.

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Quelle: Refinitiv; Graphik Degussa. Letzter Datenpunkt: Q3 2021.


Beispielsweise zeigt die letzte Datenerhebung der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) aus dem Jahr 2019, dass der US-Dollar nach wie vor die am meisten gehandelte Währung ist: Der US-Dollar war an 88,3 Prozent aller Devisenmarkttransaktionen beteiligt (2016: 87,6 Prozent). Der Euro lag bei 32,3 Prozent (2016: 31,4 Prozent), der japanische Yen bei 16,8 Prozent (2016: 21,6 Prozent), das Britische Pfund bei 12,8 Prozent (unverändert gegenüber 2016), der Australische Dollar bei 6,8 Prozent (2016: 6,9 Prozent), der Kanadische Dollar bei 5,0 Prozent (2016: 5,1 Prozent) und der chinesische Renminbi bei 4,3 Prozent (2016: 4,0 Prozent).

Diese Zahlen dokumentieren unumwunden, dass der Greenback eine herausragende Rolle im Finanzsystem innehat.

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Quelle: Refinitiv; Graphik Degussa. Letzter Datenpunkt: Q3 2021.


Mit der Dominanz des US-Dollar in der internationalen Wirtschafts- und Finanzarchitektur geht bekanntlich eine gewaltige (geo-)politische Macht für die US-Regierung einher. Sie kann bestimmen, wer Zugang zum US-Dollar-Markt, zum US-Finanzsystem erhält und wer nicht, kann die Bedingungen setzen, unter denen ausländische Akteure im US-Dollarsystem teilnehmen können beziehungsweise ausgeschlossen werden. Denn der US-Dollar in letzter Konsequenz nur von der US-Zentralbank (Fed) bereitgestellt.

Besitzt beispielsweise eine Firma im Euroraum ein US-Dollar-Konto bei ihrer Bank in Frankfurt, so hält die Bank in Frankfurt (über ihre Auslandsfiliale) entweder ein entsprechendes Dollar-Guthaben bei der Fed oder bei einer US-Korrespondenzbank. Die Fed, das US-Schatzamt, das US-Verteidigungsministerium oder andere US-Regierungsinstitutionen können daher Einfluss darauf, wer über US-Dollar-Guthaben verfügen kann und wer nicht.


Sanktionen

Das bringt uns zum Thema Sanktionen. Sie sind seit je her vor allem auch ein politisches Instrument, mit dem Regierungen versuchen, Einfluss auf das Verhalten von anderen Regierungen zu nehmen. Sanktionen werden meist als ein Mittel der Konfliktlösung angesehen. Die Vereinten Nationen (UN) haben dabei das formale Monopol auf Zwangsmaßnahmen und legitime Gewaltanwendung.

Nach Artikel 41 der UN-Charter kann der UN-Sicherheitsrat Sanktionen verhängen, soweit er eine Gefahr für Frieden und Sicherheit feststellt. Sanktionen können sehr unterschiedlich gestaltet sein. Im einfachsten Fall lassen sich wirtschaftliche und finanzielle Sanktionen unterscheiden. Bei wirtschaftlichen Sanktionen unterbindet man meist den Güterhandel mit bestimmten Ländern: Exporte und/oder Importe mit zum Beispiel Waffen und Energie werden eingeschränkt oder ganz untersagt.


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