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Bank of Japan beendet radikalen Kurs und erhöht Zinsen erstmals seit 17 Jahren

19.03.2024  |  Redaktion
Wie Reuters berichtet, hat die Bank of Japan (BOJ) am Dienstag acht Jahre negativer Zinssätze und andere Überbleibsel ihrer unorthodoxen Politik beendet und damit eine historische Abkehr von dem Versuch vollzogen, das Wachstum durch jahrzehntelange massive geldpolitische Anreize anzukurbeln. Da die Inflation seit weit über einem Jahr über dem Ziel der BOJ von 2% lag, erwarteten viele Marktteilnehmer ein Ende der Negativzinsen im März oder April. "Wir waren der Ansicht, dass eine nachhaltige und stabile Annäherung an unser Preisziel in Sicht war", hieß es in einer Erklärung der Zentralbank, in der sie ihre Entscheidung begründete, das umfangreiche Konjunkturprogramm des ehemaligen Gouverneurs Haruhiko Kuroda zurückzufahren.

Die BOJ legte den Tagesgeldsatz als neuen Leitzins fest und beschloss, ihn in einer Spanne von 0% bis 0,1% zu halten, indem sie unter anderem 0,1% Zinsen auf Einlagen bei der Zentralbank zahlt. "Die BOJ hat heute einen ersten, zaghaften Schritt in Richtung Normalisierung der Geldpolitik unternommen", sagte Frederic Neumann, Chefvolkswirt für Asien bei HSBC in Hongkong. "Insbesondere die Abschaffung der Negativzinsen signalisiert das Vertrauen der BOJ, dass Japan die Deflation überwunden hat."

Japan ist damit die letzte Zentralbank, die Negativzinsen aufgibt, und beendet damit eine Ära, in der politische Entscheidungsträger weltweit versuchten, das Wachstum mit billigem Geld und unkonventionellen geldpolitischen Instrumenten zu stützen. "Wir sind zu einer normalen Geldpolitik zurückgekehrt, die sich wie bei anderen Zentralbanken auf die kurzfristigen Zinsen konzentriert", sagte Gouverneur Kazuo Ueda auf einer Pressekonferenz nach der Entscheidung. "Wir werden das angemessene Niveau der kurzfristigen Zinssätze im Einklang mit unseren Wirtschafts- und Preisaussichten wählen."

Obwohl es sich um die erste Zinserhöhung in Japan seit 17 Jahren handelt, bleiben die Zinssätze bei Null, da die schwache wirtschaftliche Erholung die Zentralbank zwingen wird, einen weiteren Anstieg der Kreditkosten langsam anzugehen, sagen Analysten. Als Zeichen dafür, dass künftige Zinserhöhungen moderat ausfallen werden, kündigte die BOJ in ihrer Erklärung an, dass sie davon ausgeht, dass die akkommodierenden finanziellen Bedingungen bis auf weiteres beibehalten werden.

Die Zentralbank gab auch die Kontrolle der Renditekurve (YCC) auf, eine Politik, die seit 2016 in Kraft war und die langfristigen Zinssätze bei null deckelte. In einer Erklärung zu dieser Entscheidung meinte die BOJ jedoch, sie werde weiterhin Staatsanleihen in "weitgehend gleichem Umfang" wie bisher kaufen und diese Käufe ausweiten, sollten die Renditen rasch steigen. Die BOJ beschloss auch, den Kauf von risikoreichen Vermögenswerten wie börsengehandelten Fonds (ETFs) und japanischen Immobilieninvestmentfonds einzustellen.

Die japanischen Aktienmärkte zeigten sich am Dienstag instabil. Der Yen fiel auf fast 150 pro Dollar, da die Anleger die vorsichtige Prognose der BOJ als Zeichen dafür werteten, dass sich die Zinsdifferenz zwischen Japan und den USA wahrscheinlich nicht wesentlich verringern wird.


© Redaktion GoldSeiten.de



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