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Zinsentscheidungen der Bank of England und der EZB im Mittelpunkt!

07.02.2008  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.4625 und bewegt sich in den letzten 24 Handelsstunden damit weiterhin in enger Bandbreite. Der USD zeigt sich gegenüber dem JPY weiterhin stabil und notiert aktuell bei 106.45. "Carry-Trades" konsolidieren auf ermäßigtem Niveau. EUR-CHF liegt aktuell bei 1.6055, während EUR-JPY bei 155.75 oszilliert.

Gestern ergab sich bei der Veröffentlichung der US-Produktivität per 4. Quartal 2007 eine positive Überraschung. Der Anstieg stellte sich auf 1,8%. Erwartet war lediglich eine Zunahme um 0,4%. Der Anstieg per 3. Quartal wurde von 6,3% auf 6,0% revidiert. Lohnstückkosten erhöhten sich um 2,1%, nachdem im Vorquartal ein Rückgang um 1,9% zu verzeichnen war. Wir nehmen diese Werte basierend auf vorläufigen Erfassungen des vierten Quartals 2007 zur Kenntnis. Nachhaltige Marktreaktionen hatte die Veröffentlichung der Produktivitätsentwicklung nicht zur Folge.

Die Krise der Bond-Versicherer in den USA hält unvermindert an. Auf schriftliche Anfragen an den Superintendent Dinallo und Fed-Chef Bernanke von Kongressmitglied Kanjorski, dem Vorsitzenden des Versicherungs- und Kapitalmarktausschusses, ergaben sich folgende Antworten:

"New York Insurance Superintendent" Dinallo schrieb, dass die Aufsichtsbehörden erwägen, die Aktivitäten von Bond-Versicherern bei bestimmten Risiken einzuschränken, die sehr volatil seien oder denen es an Transparenz mangelt.

Zentralbankchef Bernanke äußerte zu demselben Themenkomplex, dass die Fed die Entwicklungen hinsichtlich der Tatsache, dass die Probleme der Versicherer auf den Finanzmarkt und die Wirtschaft belastende Folgen forcieren können, genauestens verfolge.

Derartigen Statements mangelt es an Dezidiertheit. Von Seiten der Aufsichtsbehörde und der Zentralbank werden Allgemeinplätze geliefert. Diese Allgemeinplätze dürfen sowohl als Indiz von Verunsicherung als auch von Mangel an Lösungsansätzen seitens der Fed und der Aufsichtsbehörde interpretiert werden.

Fakt ist, dass der neoliberale Aufsichts- und Führungsstil der letzten Jahre für das aktuelle USKrisenszenario wesentlich verantwortlich zeichnet. Fakt ist, dass die viel beschworene Selbstregulierung der vergangenen 15 Jahre eine der Grundlagen der eklatanten Fehlentwicklungen und damit auch Basis der globalen Finanzkrise ist.

Heute erwarten wir zunächst die Veröffentlichung des deutschen Auftragseingangs der Industrie per Dezember. Analysten unterstellen einen Rückgang um 2,0% als Reaktion auf den starken Anstieg um 3,4% im Vormonat.

Der Sitzung der Bank of England kommt wesentliche Bedeutung zu. Der Finanzmarkt geht von einer Zinssenkung um 0,25% auf dann 5,25% aus. Überraschungen in Richtung 5,00% können nicht vollständig ausgeschlossen werden. Die eingeleitete Zinssenkungspolitik der BoE ist eine Reaktion auf die abnehmende Konjunkturdynamik.

Die EZB-Ratssitzung und anschließende Pressekonferenz steht im Mittelpunkt des Marktinteresses. Jüngste Äußerungen von Vertretern der EZB haben verdeutlicht, dass eine Neuausrichtung der Stabilitätspolitik der EZB voraussichtlich nicht ansteht. Gleichwohl haben die Sprachanalysten aus der Finanzgemeinde, ein Genre, das sich in den letzten 10 Jahren entwickelt hat, ihre Lauscher aufgestellt, um die Buchstabenfolgen genauestens auf Nuancen leichtester Veränderungen zu untersuchen.

Wir fokussieren uns hier bei der Analyse der Angemessenheit der Zinspolitik unverändert auf die Datenlage und unsere Erfahrung. Zuletzt ergaben sich deutliche Abschwächungssignale in der Konjunkturdynamik der Eurozone. Mithin entwickelt die globale Finanzkrise auch in der Eurozone ein realwirtschaftliches Gesicht. Die EZB ist jedoch nicht verantwortlich für die Konjunktursteuerung. Dieses Thema hat lediglich eine sekundäre Signifikanz. Sofern die weitere globale Konjunkturabschwächung entspannende Signale an der Inflationsfront zeitigt, wird sich die Verbalakrobatik der EZB entspannen. Genau das erwarten wir per 2. Quartal 2008. Aktuell gibt es kaum eine Veranlassung für eine aktionistische Wende in der Zinspolitik oder auch Verbalakrobatik der EZB.

Hinsichtlich der heute zur Veröffentlichung anstehenden Daten verweisen wir auf die Datenbox am Ende des Forex Reports.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.4930-60 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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