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Silber: Der ignorierte bullische Preisfaktor

10.06.2016  |  Theodore Butler
Nachdem ich den Silbermarkt nun bereits seit mehr als drei Jahrzehnten genaustens studiere, fällt es mir sehr schwer zu glauben, dass der bedeutendste Preisfaktor des weißen Metalls noch immer weitestgehend unbekannt ist. Zugegebenermaßen hat der Großteil der Investorengemeinschaft kein besonders ausgeprägtes Interesse für Silber und das wird sich wahrscheinlich auch nicht so schnell ändern. Doch unterbewertete Investments haben auch ihre Vorteile. Immerhin ist der Silberpreis in der Vergangenheit schon mehrfach schneller und höher gestiegen, als die Kurse praktisch aller anderen Assets, und auch heute deutet eine Vielzahl von Faktoren wieder auf einen bevorstehenden Kurssprung gigantischen Ausmaßes hin.

Die Faktoren, die auf eine starke Aufwärtsbewegung des Silberkurses schließen lassen, beziehen sich alle auf die unvorstellbar kleine Menge physischen Silbers, das für Investitionszwecke verfügbar ist. Der überwiegende Teil des im Laufe der Jahrhunderte geförderten Silbers wurde für industrielle Anwendungen benötigt und kann nicht mehr wiedergewonnen werden. Zusammen mit der Tatsache, dass die Kaufkraft der Anleger weltweit heute größer ist als je zuvor in der Geschichte der Menschheit, erinnert mich das an die Worte des berühmten Silberspekulanten Bunker Hunt, der sagte, eine Explosion des Silberkurses sei nur eine Frage der Zeit.

Ja, Silber hat auch tiefere Abstürze hinter sich, als andere Rohstoffe, aber da der Preis seit seiner letzten Spitze bereits um mehr als 70% gefallen ist, kann die nächste Bewegung nur nach oben gerichtet sein.

Dennoch berichten auch diejenigen, die den Silbermarkt sehr genau beobachten, nur erstaunlich wenig über den einen Faktor, der einen enormen Anstieg der Silberpreise in Zukunft praktisch garantiert. Dieser Faktor ist JPMorgan Chase, die größte und bedeutendste Bank der Vereinigten Staaten, die im Laufe der letzten fünf Jahre die größten in Privatbesitz befindlichen Silbervorräte der Weltgeschichte angelegt hat - genau gesagt 500 Millionen Unzen. Nur die US-Regierung besaß früher mehr Silber als JPMorgan heutzutage, doch das war vor fast einem Jahrhundert, als Silber noch für normales Münzgeld verwendet wurde.

Die USA besaßen damals sogar mehrere Milliarden Unzen Silber. Heute ist das allerdings nicht mehr der Fall, denn die Regierung hat ihre gesamten Silberreserven verkauft.

Zudem hatte die US-Regierung niemals die Absicht, mit ihren Silberbeständen einen Gewinn zu erzielen. JPMorgan hat die halbe Milliarde Unzen Silber dagegen einzig und allein in der Absicht erworben, daraus so hohe Profite wie nur irgendwie möglich zu ziehen. Den größtmöglichen Gewinn kann die Bank jedoch nur erzielen, wenn der Silberpreis das höchste, maximal mögliche Niveau erreicht.

Die logische Schlussfolgerung daraus ist, dass alle Silberbesitzer enorm profitieren werden, sobald die Bullionbank alles in ihrer Macht Stehende tut, um sicherzustellen, dass der Silberpreis so weit wie möglich nach oben klettert. Ich werde gleich noch darauf zurückkommen, was JPMorgan dafür tun muss, doch lassen Sie mich zuerst die Tatsache untermauern, dass die Bank 500 Millionen Unzen des Edelmetalls angehäuft hat.

Die meisten Menschen denken im Zusammenhang mit Banken vor allem an Girokonten und Privatkredite und sind meist zunächst überrascht, wenn sie hören, dass JPMorgan sogar mit Rohstoffen wie Silber handelt. In Wahrheit ist JPMorgan schon seit Jahren die Bank, die im außerbörslichen OTC-Handel am stärksten in den Handel von derivaten Rohstoffkontrakten auf Gold und Silber involviert ist. Obwohl JPMorgan schon schon seit Langem an den Rohstoffmärkten agiert, lassen sich die spezifischen Entwicklungen, die dazu führten, dass die Bank 500 Millionen Unzen physischen Silbers kaufte, gut nachverfolgen lässt.

Im OTC-Handel war JPMorgan bereits vor der Finanzkrise der Marktteilnehmer mit dem größten Handelsvolumen an Edelmetallderivaten. Nachdem das US-Finanzministerium und die Federal Reserve die Bullionbank im März 2008 baten, die insolvente Investmentbank Bear Stearns zu übernahmen, fand sich JPMorgan plötzlich auch in der Rolle des größten Gold- und Silberhändlers an der COMEX wieder. Damals wussten nur wenige, dass Bear Stearns an der New Yorker Terminbörse zuvor die meisten Gold- und Silberkontrakte geshortet hatte. Mit der Übernahme der Investmentbank übernahm JPMorgan gleichzeitig auch deren Rolle als größter Leerverkäufer am Edelmetallmarkt.

Es scheint zwar, als hätte JPMorgan Bear Stearns auf Anfrage der Regierung hin aufgekauft, aber die Daten einer anderen Regierungsbehörde, der Börsenaufsicht CFTC, weisen eindeutig darauf hin, dass es JPM anschließend gelang, den Silbermarkt zu dominieren und den Silberpreis zu manipulieren, indem die Bullionbank an der COMEX die größte konzentrierte Short-Position auf Silber-Futures beibehielt und immer wieder der Marktlage entsprechend anpasste. (Ich beschwerte mich damals übrigens bei den Aufsichtsbehörden und wies auf das manipulative Vorgehen von JPM in Bezug auf den Silberpreis hin. Es gelang mir, eine Untersuchung zu veranlassen, doch die Einflussnahme setzte sich fort.)

In den Jahren direkt nach der Übernahme von Bear Stearns machte JPMorgan hunderte Millionen Dollar, weil die Bank bei steigenden Preisen praktisch unbegrenzt viele Silber-Futures leerverkaufen konnte. Dadurch gab der Silberpreis wieder nach und JPM kaufte die Kontrakte billiger zurück. Diese kontinuierliche Manipulation hatte zur Folge, dass der Preis des weißen Metalls zu lang zu niedrig war und sich Ende 2010 die ersten Anzeichen einer physischen Knappheit bemerkbar machten.

Das unumstößliche Gesetz von Angebot und Nachfrage gewann die Oberhand und die Silberpreise schossen bis zum April 2011 bis auf fast 50 $, nachdem das Edelmetall bei seinem Tief gegen Ende des Jahres 2009 bei unter 9 $ notiert hatte. JPM war mit seinen Short-Positionen auf Silber an der COMEX auf eine solche Kursentwicklung nicht vorbereitet gewesen und musste sich mit dem Betreiber der Terminbörse, der CME Group, zusammentun, um den stärksten Abverkauf in der jüngeren Geschichte der Rohstoffmärkte zurechtzubasteln und die Bank vor gewaltigen Verlusten zu bewahren.

Nachdem die Manager von JPMorgan angesichts ihrer enormen Short-Positionen während der Silberrally bis zum April 2011 in den drohenden Abgrund geblickt hatten, wurde ihnen plötzlich bewusst, wie wenig physisches Silber wirklich auf der Erde existiert. Infolgedessen entschieden sie, dass die richtige Seite im Silberhandel die Long-Seite ist, nicht die Short-Seite. Ich gebe gern zu, dass ich JPMorgan als kriminelles Unternehmen betrachte, zumindest im Hinblick auf die Geschäfte der Bank am Silbermarkt, aber ich denke auch, dass es sich dabei um die schlausten Betrüger am Markt handelt.

Meine Definition von schlau schließt mit ein, dass man aus seinen Fehlern lernt. Die Tatsache, dass JPM während der Silberpreisrally im Jahr 2011 auf der falschen Seite stand, hat die Bank davon überzeugt, so viel Silber zu kaufen, wie sie bekommen kann.

Der Entschluss, so viel Silber wie möglich zu kaufen, und der tatsächliche Kaufprozess sind allerdings zwei völlig unterschiedliche Dinge, selbst wenn man JPMorgan heißt und über quasi unbegrenzte Kaufkraft und beispiellose Marktfähigkeiten verfügt. Man platziert nicht einfach eine Kauforder über eine halbe Milliarde Unzen Silber und macht Feierabend - man benötigt Zeit, Geduld und Geschick. Das wird vor allem deutlich, wenn man bedenkt, wie wenig Silber zu Investitionszwecken weltweit wirklich verfügbar ist. Egal, wie reich oder mächtig die Bullionbank ist - angesichts der realen Angebotslage würde es Jahre dauern, 500 Millionen Unzen Silber anzuhäufen. Und genauso war es ja auch.


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