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Banken unter Druck, Gold im Aufwind

08.08.2016  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
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Abwehr von Depression-Deflation

Dieses Ergebnis ist nicht zufällig. Die Euro-Banken spielen nämlich bei der Euro-Geldmengenproduktion eine ganz besondere Rolle: Zum einen erhöhen sie durch Kreditvergabe die Menge der umlaufenden Einheitswährung. Zum anderen würde ein fortgesetztes Schrumpfen der Euro-Bankkredite zu einer Verringerung der Euro-Geldmenge führen - und damit zu einer Kontraktion der Wirtschaft und einem Rückgang der Preise. Doch eine solche Depression-Deflation ist nun einmal politisch nicht gewünscht - und sie würde in der Tat große wirtschaftliche, soziale und politische Probleme heraufbeschwören.


Monetisierung der Schulden

Deshalb sorgt die Europäische Zentralbank (EZB) dafür, dass die Euro-Banken mit der Kredit- und Geldmengenvermehrung weiter machen können. Sie hält sie liquide, indem sie neue Kredite zu günstigen Konditionen bereitstellt.

Was aber, wenn nun Kreditausfälle zunehmen? In den Bankbilanzen käme es zu Verlusten, die das ohnehin schon dünne Eigenkapitalpolster der Euro-Banken schmälern. Wenn das Eigenkapital der Banken nicht ausreicht, werden die Halter von (nachrangigen) Bankschuldverschreibungen zur Verlustdeckung herangezogen, möglicherweise auch Halter von Bankeinlagen.

Das sieht das sogenannte "Bail in" vor, auf das man sich im Euroraum politisch (vor allem nach dem Drängen Deutschlands) geeinigt hat. Doch was auf dem Papier praktikabel erscheint, ist in der Realität eine sehr heikle Sache.

Das "Bail in" kann einen "Bankensturm" auslösen: Kunden heben ihr Geld ab und bringen dadurch die Banken ins Straucheln. Oder es kommt zu Protest, wenn Bankkunden erkennen, dass ihnen die Ersparnisse genommen werden. Politisch ist es daher vorteilhaft(er), wenn die Bankverluste "versteckt" werden. Dies kann beispielsweise dadurch erfolgen, dass die EZB den Banken schadhafte Kredite abkauft.

Die Verluste entstehen dann (nach und nach) in der Bilanz der EZB und sind von der Gesamtheit der Steuerzahler zu tragen. Die Bankverluste werden so gewissermaßen still und heimlich sozialisiert.


Bankenrettung und eine großangelegte "Monetisierung" der Schulden

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Quelle: Thomson Financial


Über die Aussicht einer gewaltigen Monetisierung der Schulden im Euroraum hatten wir bereits ausführlich geschrieben (siehe hierzu den Degussa Marktreport "Die 4.760.000.000.000 Euro Lücke" vom 11. September 2015).

Ein Grund, dass man eine solche Entwicklung nicht ausschließen kann, liegt in der "Liquiditätslücke" der Euro-Banken: Sie haben täglich fällige Verbindlichkeiten in Höhe von derzeit etwa 5,8 Billionen Euro, ihre Kassenguthaben betragen jedoch nur 1 Billionen Euro. Um diese "Lücke" zu schließen und die Euro-Banken gegen einen "Bankensturm" zu immunisieren, müsste die EZB den Banken also etwa 4,8 Billionen Euro in die Bilanzen pumpen. Das kann beispielsweise dadurch erfolgen, dass die EZB den Banken Wertpapiere (Staats- und Unternehmensanleihen) abkauft und mit neu geschaffenen Euro bezahlt.

Ein anderer Weg, auf dem die EZB die Euro-Banken mit neuem Geld versorgen kann, besteht darin, den Banken ihre neu ausgegebenen Anleihen abzukaufen. Derzeit haben die Euro-Banken Anleihen im Volumen von knapp 3,8 Billionen Euro ausstehend. Werden diese Papiere bei Fälligkeit neu begeben, und kauft die EZB sie, steigt die Euro-Basisgeldmenge im Euro-Bankensektor, und trägt dazu bei, die "Liquiditätslücke" der Geldhäuser zu schließen.

Politisch ist es natürlich äußerst attraktiv, wenn die EZB vor allem Staatsanleihen kauft: Die Papiere "verschwinden" quasi aus dem Kapitalmarkt und können geräuschlos mit extrem niedrigen Zinsen refinanziert werden. Nach und nach werden so die Staatsschulden im Euroraum mit der elektronischen Notenpresse finanziert.


Gold und Aktien

Es wäre verwunderlich, wenn es im Zuge der "Bankenrettung" im Euroraum nicht zu einer breit angelegten "Monetisierung" kommt, indem die EZB die Eu-ro(-Basis-)Geldmenge stark ausweitet. Denn das wäre die Folge, wenn die Zentralbank den Geschäftsbanken schadhafte Kredite abkauft und dadurch verhindert, dass die Verluste das Eigenkapi-tal der Geldhäuser aufzehren.

Dass dabei die Kaufkraft des Euro leiden wird, liegt auf der Hand. Um es bildhaft zu sagen: Das Ausweiten der Geldmenge in der Volkwirtschaft wirkt wie ein geplatztes Wasserrohr. Erst tröpfelt es nur in einer Ecke, doch früher oder später sind alle Wände, ist das ganze Gebäude durchnässt. Für langfristig orientierte Anleger sind Gold und auch Aktien Möglichkeiten, um der Geldentwertung zu entkommen.


© Prof. Dr. Thorsten Polleit
Quelle: Auszug aus dem Marktreport der Degussa Goldhandel GmbH



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