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Die Inflationsratte nagt nicht schnell genug

18.11.2017  |  Prof. Dr. Hans J. Bocker
- Seite 2 -
Beide Ergebnisse oder Zustände von damals und heute sind das genaue Gegenteil, von dem was Laffer sagt, und woran die FED glaubt. Ja was denn nun?

Als entschuldigende Erklärung führt die FED etwas lahm ins Feld, dass die Kurve eben zurzeit "etwas flach" sei. Mit anderen Worten, es gibt gar keine "Kurve", also nur eine gerade Linie. Diese aber kann kein Kreis oder Kurve sein. Und warum nicht? Weil ihr eben die Krümmung fehlt. Man bemühe sich ans Grab von Adam Riese und frage diesen in dieser unerklärlichen Situation um Rat.

Yellen glaubt außerdem, dass Gelddrucken Inflation und vor allem Wohlstand vollautomatisch erzeuge. Sie hat teilweise Recht, vollautomatisch für die Finanzeliten und mit vollautomatischer Verarmung der verbleibenden 99,5% der Bevölkerung. Scharf beobachtet, Frau Yellen!

Aber wo bleibt sie nur, die die Regierungen und anderen hoch verschuldete Einheiten endlich vom Schuldendruck entlastende, so bitter nötige Inflation?

Seit 2008 hat die FED fast 4,1 Billionen $ an aus dem nichts geschaffenem Papiergeld ins System gepumpt, doch man vergaß drei Fakten:

1) Stimmten die erwarteten Ergebnisse, wie eben gezeigt, nicht mit den Erfahrungen der Vergangenheit überein.

2) Flossen diese künstlich geschaffenen Summen zu mindestens drei Viertel nicht in die Realwirtschaft, in Form von Krediten und greifbaren Wohlstand schaffenden Investitionen, sondern in die Finanzwirtschaft, in die Spekulationen, in Aktien, Derivate, Futures, mehrfach gehebelte neue Finanzkonstrukte nebst Super-Zinsswaps und andere, für die noch gar keine offiziellen Wortschöpfungen existieren. Außerdem in Optionen, Swaps und in Immobilien (oft auf Pump), sowie in kurstreibende Rückkäufe eigener Aktien, nebst hohen Boni (für "Erfolge" auf den Umsatzlisten), die Finanzmanager aller Arten flink abkassierten (meist steuerfrei). Daher blieb die Inflation eine "Finanzwertorientierte" und keine "Sachwertorientierte".

Und 3) vergaß man die Umlaufgeschwindigkeit (Zeit zwischen Kreditvergabe und Ausgabe des geliehenen Geldes und deren systemische Wirkungen).

Kleines Gedankenspielchen: Das BIP sei 20 Billionen $ und die maximal erreichbare natürliche Wachstumsrate sei 3%. Also wäre ein Wachstum von über 600 Milliarden $ (3% von 20 Billionen $) inflationär, da es das potentielle Wachstum übersteigt. Wenn aber der Kunstgeldzufluss 300 Milliarden $ betrüge und die Umlaufgeschwindigkeit nur 2 wäre, dann wäre ein Wachstum über 600 Milliarden $ inflationär. Wäre aber der zufließende Gelddruck nur 250 Milliarden $ und die Umlaufgeschwindigkeit 3, dann gäbe es diesmal inflationäres Wachstum ab 750 Milliarden $, da es das natürliche, potentiell mögliche Wachstum übersteigt.

Über die gewaltige Erkenntnis, dass erhöhter Zufluss aus der Druckerpresse sogar niedrigere Inflation erzeugen könnte, grübelt man in der FED in schlaflosen Nächten ergebnislos. Die Umlaufgeschwindigkeit stört diese Grübelvorgänge und den "Lafferismus" in ihrer scheinbaren Logik.

Frage: Wo wäre die Umlaufgeschwindigkeit von Krediten wohl höher? In einer, wie heute, weitgehend stagnierenden Weltwirtschaft, wo ein Unternehmer sich anstrengen muss, um unter großem Risiko irgendwo 1% oder 0,5% an Gewinn herauszuquetschen, oder in der Finanzwirtschaft, wo leicht verdiente Milliarden (und durch den Steuerzahler oder die Zentralbank im Verlustfalle weitgehend gedeckt) nur so purzeln?

Auf die Frage von Experten, warum sich Inflationsraten trotz der endlosen Geldspritzen nicht endlich, wie gewünscht, nach oben bewegen, kam nach einem Achselzucken die ganz große Offenbarung Yellens: "Diese Erscheinung ist fast schon unerklärlich, sie ist aber auf jeden Fall nur vorübergehend". Sieht man sich aber die monatlichen Zahlen des laufenden Jahres an, wird die große Theorie von "vorübergehend" sehr schnell fraglich: Wie "vorübergehend" ist denn in der FED-Terminologie "vorübergehend"?

  • 1) Januar: 1,9%
  • 2) Februar: 1,9%
  • 3) März: 1,6%
  • 4) April: 1,6%
  • 5) Mai: 1,5%
  • 6) Juni: 1,5%
  • 7) Juli: 1,4%
  • 8) August (erwartet): 1,3%
  • 9) September (erwartet): 1,2%

Die auf die Schuldenfundamente angesetzte Inflationsratte nagt einfach viel zu langsam. Die Tendenz der Inflationszahlen zeigt nicht in Richtung des erhabenen Wunsch-Zieles von 2,0%, sondern im Gegenteil. Sie zeigt nach unten. Der Schuldenturm wächst weiter, die Belastung der Mega-Gläubiger wächst, genau wie die Gefahr eines Finanzcrashes. In Kürze müssen 5 Führungspositionen der FED neu besetzt werden und Trump fungiert als der Entscheidungsträger. Ob seine Wahl irgendetwas an den sich rasch aufbauenden Sachzwängen ändern wird, darf bezweifelt werden.


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