Michal Pento: Höhere Zinsen werden Chaos an den Märkten und eine globale Depression auslösen
18.06.2018 | Mike Gleason
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Heute stören wir uns vielleicht daran, dass wir eine Inflationsrate von 2% haben, aber warten Sie nur ab, wie hoch die Inflation steigen wird, wenn die Fed wieder neue quantitative Lockerungen beschließt, während die EZB und die Bank of Japan gar nicht erst dazu kommen, ihre aktuellen QE-Programme zu beenden und auch keine Gelegenheit haben, von ihrer Nullzinspolitik abzurücken, bevor die nächste Runde der Schuldenmonetarisierung beginnt. Ich denke, dass das den Wert der Fiatwährungen und das Vertrauen der Investoren in diese Währungen zerstören wird. Aus diesem Grund werden die Zentralbanker weitere quantitative Lockerungen nur äußerst widerwillig und langsam beschließen.
Mike Gleason: Vorerst rechnen Sie also mit höheren Zinsen. Was bedeutet das Ihrer Meinung nach für die Gold- und Silbermärkte, Michael? Manche Analysten sind der Ansicht, dass sich höhere Zinsen negativ auf den Goldpreis auswirken, weil Gold keine Rendite abwirft, doch in Wirklichkeit hat sich der Kurs vor dem Hintergrund steigender Zinsen oft gut entwickelt. In Bezug auf die künftige Performance des Edelmetalls waren Sie zuletzt optimistisch. Warum glauben Sie, dass der Goldpreis und die Zinsen auch gleichzeitig steigen können?
Michael Pento: Nun, entscheidend für den Goldpreis sind nicht in erster Linie die nominellen Zinsen, sondern die Realzinsen und der Wert der Währung. Ich verwalte ein dynamisches Wachstumsportfolio, das an Inflation und Deflation angepasst wird. In manchen Zeiten sind die Goldanlagen übergewichtet und Long-Positionen auf Gold machen 40% des gesamten Portfolios aus. Zu anderen Zeiten halte ich nur 5% oder 10% in Gold.
Im Moment leidet der Goldmarkt unter zwei Dingen: Zum einen steigt der US-Dollar seit mehreren Monaten. In meinem Modell-Portfolio hielt ich daher vorübergehend Long-Positionen auf den Dollar. Zum anderen mag Gold es nicht, wenn die Realzinsen steigen. Die Nominalzinsen befinden sich derzeit im Aufwärtstrend und meiner Ansicht nach erhöhen sie sich schneller als die Inflationsrate. Das sind also zwei Faktoren, die gegen Gold wirken.
Im Verlauf der kommenden Rezession werden wir jedoch erleben, dass die Nominalzinsen fiel schneller fallen als das durchschnittliche Preisniveau, d. h. auch die Realzinsen werden sinken. Dann wird es auch mit den Unterschieden in der Geldpolitik der Zentralbanken vorbei sein. Der US-Dollar wird sich also abschwächen und die Realzinsen werden kurz nach dem Beginn der nächsten Rezession zu sinken beginnen. Aus diesem Grund gehe ich davon aus, dass der Goldpreis künftig zulegen kann.
Der Markt ist ziemlich verwaist; niemand interessiert sich für das Edelmetall. Heute morgen erst habe ich gelesen, dass die Nachfrage nach Gold-ETFs im Vergleich zum Vorjahr 11% abgenommen hat. Gold ist äußerst unbeliebt, aber es scheint auch nicht deutlich unter 1.300 $ je Unze zu sinken. Ich denke, wir haben hier einen schönen Boden gefunden, um ein Engagement von 10% des Gesamtportfolios aufzubauen und darauf zu warten, dass sich die Dynamik ändert.
Das ist mein Modell, das sagen meine Indikatoren und das ist mein Plan. Wenn mein Modell sagt, dass es an der Zeit ist, eine viel größere Long-Position aufzubauen, wird mein Portfolio zu 30% oder 40% aus Goldinvestments bestehen, weil die Aktien der Minengesellschaften dann in die Höhe schießen werden - vermutlich stärker, als wir das je erlebt haben.
Mike Gleason: Michael, welche Folgen werden all die Handelszölle auf den Dollar haben? Das ist ein weiterer potentieller Einflussfaktor, den wir noch nicht einmal diskutiert haben. Doch je länger wir den Rest der Welt mit diesen Entscheidungen gegen uns aufbringen, desto mehr werden andere Länder wohl zu Vergeltungsmaßnahmen bereit sein und desto mehr werden sie ihre Bemühungen intensivieren, den Dollar im internationalen Handel zu umgehen. Liegen wir also richtig mit unserer Einschätzung, dass das dem Dollar langfristig schaden wird, oder lehnen wir uns damit zu weit aus dem Fenster?
Michael Pento: Kurzfristig denke ich, dass der Dollar von einer Flucht der Anleger in sichere Vermögenswerte profitieren könnte, aber auf lange Sicht ... Ich habe acht Dynamiken identifiziert, die diesen Herbst zum Tragen kommen könnten, und dazu führen werden, dass ich meine Dollar-Positionen möglichst schnell liquidiere. Ich habe bereits die Fed erwähnt, die nicht nur den Leitzins erhöht, sondern auch ihre Bilanz kürzt. Das beeinflusst wiederum die Zinssätze; ich hatte z. B. vorhin den LIBOR angesprochen. Die Verlagerung von Unternehmensgewinnen aus dem Ausland zurück ins Inland wird gegen Jahresende wohl langsam zum Erliegen kommen.
Das jährliche Gewinnwachstum der im S&P 500 gelisteten Unternehmen wird in Q1 2019 gegenüber Q1 2018 von mehr als 20% wahrscheinlich auf 0% oder sogar in den negativen Bereich fallen. Dabei habe ich noch nicht einmal das Haushaltsdefizit berücksichtigt, das von 660 Milliarden Dollar in diesem Jahr auf mehr als 1,2 Billionen Dollar 2019 anwachsen wird. Ich weiß wirklich nicht, wer all die Schuldverschreibungen aufkaufen soll, wenn sich die Fed vom Markt fernhält.
Sie sprachen gerade die Gefahr eines drohenden Handelskriegs an. Die USA haben bereits Handelszölle gegen Kanada und Mexiko verhängt, und Mexiko hat kürzlich in gleicher Weise gekontert. Mitte Juni wird Mr. Trump entscheiden, wie er sich gegenüber China verhalten wird. In den Augen vieler Regierungsmitarbeiter ist China der eigentliche Feind. Ich kenne einige der Wirtschaftsberater wie Peter Navarro und Larry Kudlow persönlich, weil ich bereits mit ihnen gearbeitet habe.