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Panikverkäufe wegen Evergrande

20.09.2021  |  Hannes Huster
Die chinesische Immobilienfirma Evergrande steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Zwar ist dies keine neue Meldung, doch heute zum Wochenauftakt gaben die Indizes in China nochmals deutlich nach (HANG SENG -3%) und dies wirkte sich auch auf Australien und natürlich die Rohstoffpreise aus, die immer stark mit China in Verbindung stehen.

Evergrande war vor drei Jahren vom Börsenwert her gesehen die teuerste Immobilienfirma der Welt und mit vielen Tochterunternehmen und Beteiligungen stark verschachtelt. Evergrande baut hauptsächlich Wohnimmobilien (Hochhäuser mit Apartments) und wie in der Branche üblich, werden Anzahlungen der Kunden hereingenommen, die dann zunächst dazu dienen, andere Projekte fertigzustellen. Böse ausgedrückt könnte man auch sagen, um "andere Löcher zu stopfen".

Die Firma soll Verbindlichkeiten von 300 Milliarden USD haben, genau sei dies aber nicht bekannt. Der Aktienkurs ist seit 2017 von rund 30 HKD auf aktuell 2,11 HKD abgestürzt und der Börsenwert ist nur noch ein Bruchteil der vorhandenen Schulden:

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Mit 300 Milliarden USD Schulden und vielen Banken, die der Firma Kredite gewährt hat, macht sich Angst breit, dass der Immobiliensektor in China crashen könnte und natürlich auch vor den Schockwellen, die ein solcher Zusammenbruch in die Bankenbranche senden könnte.

Die große Frage wird nun sein, wie die Politik (CCP) und die chinesische Notenbank reagieren. Angeblich soll der bereits zurückgetretene Vorstand von Evergrande kein Liebling der chinesischen Regierung gewesen sein, doch auf der anderen Seite hat Evergrande die "chinesische Vision" des Landes unterstützt, dass jeder Chinese die Chance bekommen wird, in einem schönen Apartment in der Stadt zu wohnen. Es soll auch schon Proteste von geschädigten Anlegern/Immobilienkäufern gegeben haben, wobei Berichterstattungen hierzu natürlich von den chinesischen Medien unterdrückt werden.


Fazit und Einschätzung:

300 Milliarden USD sind kein Pappenstiel, allerdings sind in der heutigen Zeit nicht mehr mit 300 Milliarden von vor 10 oder 20 Jahren zu vergleichen. Nur als Anhaltspunkt - die US-Notenbank FED hat vom 08. bis 15. September (eine Woche) 91 Milliarden USD "gedruckt" und dies ohne offizielles "Problem-Kind".

Seit 30.06.2021 hat die FED 363 Milliarden USD "gedruckt", was das Ganze nur einmal in eine Relation stellen soll.

Es wird also nun darauf ankommen, was die chinesische Führung tut und welche Signale sie sendet. Ich denke - aber das ist nur eine Vermutung von ganz weit weg, dass die Regierung versuchen wird, den geschädigten Investoren (Bauherren, nicht den Aktionären) zu helfen, was in einer Aufspaltung von Evergrande an die finanzierenden Banken enden könnte. Die Aktionäre von Evergrande sollten recht schlechte Karten haben.

Es ist ein Test für China, den chinesischen Immobiliensektor und den chinesischen Kreditsektor. Da jedoch offensichtlich Millionen von Chinesen beteiligt sind, die sich lediglich den Traum vom Eigenheim erfüllen wollten, könnte ich mir gut vorstellen, dass die CCP an einer Lösung arbeiten wird.

Es gibt natürlich auch ganz andere Stimmen, die Evergrande nun als "Lehman 2.0" ansehen und den Start für einen umfassenden Crash an den Märkten. Möglich ist das, doch wie oben erwähnt, hängt zum einen viel "hintendran" und man kann Evergrande nicht kaputtgehen lassen, ohne sich die Wut von Millionen von Immobilien-Besitzern (Anzahlungen geleistet, Objekt nicht fertiggestellt) auf sich zu ziehen und mögliche weitere Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft zu riskieren. Zum anderen sind 300 Milliarden USD zwar "hart" aber eine US-Notenbank druckt diese in weniger als 3 Monaten.


Run in Cash

Heute zum Wochenauftakt haben wir dann die typischen Bewegungen gesehen. Sobald Angst bzw. Panik aufkommt, werden durch die Bank alle Asset-Klassen verkauft (Aktien, Rohstoffe, usw.) und die institutionellen Anleger positionieren sich zunächst einmal in Cash. Der US-Dollar, als traditioneller Fluchtort, war gesucht, während die Aktienmärkte nachgaben und auch die Rohstoffpreise nach unten rutschten.


USD-Index:

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Auch Gold gab leicht nach, was ebenfalls typisch ist, wenn Anleger schnell in Cash drängen.

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Das Tief lag heute Nacht bei knapp oberhalb von 1.740 USD im Future. Es wäre ein gutes Zeichen, wenn Gold nun eine relative Stärke aufbauen würde, jedoch müssen sich die Bullen hierfür aus der Deckung wagen.

Die Goldaktien am Freitag "gehalten". Auch wenn heute Nachmittag die Lage schon wieder ganz anders aussehen könnte, ist nun der Bereich um 31,50 USD beim GDX zu beachten. Würde es gelingen, dass der GDX die 31,50 USD nachhaltig zurückerobert, dann wäre dies ein positives technisches Signal, mit einem falschen Ausbruch nach unten (Bärenfalle).

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© Hannes Huster
Quelle: Auszug aus dem Börsenbrief "Der Goldreport"



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