Fakten zählen: Deshalb hat Trump gewonnen
08.01.2025 | Matt Piepenburg

Die aktuelle politische Stimmung: Genies vs Narren?
Derzeit scheint die Verliererseite weder zu begreifen, was auf sie zukommt, geschweige denn, wie Trump überhaupt gewinnen konnte. Bestenfalls sind sie schockiert, im schlimmsten Fall haben sie Angst. Für viele auf der rechten Seite leidet die linke Seite unter einem "Trump-Verwirrungs-Syndrom" – einer Erkrankung, die die Trump-Gegner heimsucht, die den "Orange Man" und sein Team mit dem Dritten Reich vergleichen oder Anspielungen auf Leni Riefenstahl-Filme machen. Andere hingegen üben sich in Zurückhaltung mit solchen leichtfertigen Vergleichen, die eine Beleidigung für alle darstellen, die unter dem tatsächlichen und nicht bloß medial aufgebauschten "Hitler" gelitten haben.
Bedeutet dies, dass Trump ein missverstandener Heilsbringer ist? Ein einzigartiges Genie, das die zahllosen Probleme der Nation in einer Amtszeit im Stil von "The Art of the Deal" lösen kann? Heißt das, wer sich seiner Kampagne widersetzt hat, ist ein Narr, und wer seine Kampagne unterstützt hat, ist ein Genie? Selbstverständlich nicht. Aber er die 2024 Wahl gewonnen. Warum?
Fakten schlagen Emotionen
Wenn die Amerikaner den politischen, parteigesteuerten und medienkontrollierten Wahnsinn hinter sich lassen wollen, der die sonst nicht wirklich "Vereinten" Staaten von Amerika so bewusst gespalten hat, könnte es helfen, einen genaueren Blick in den Spiegel der Fakten zu werfen – wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich –, um besser zu verstehen, wie die Nation in diese gespaltene und polarisierte Verwirrung geraten ist. Fakten sind schließlich hartnäckig, weswegen die Medien, die sie kontrollieren, die verblüffende Fähigkeit, sie einfach auszublenden. Und einige der folgenden Fakten könnten überraschend sein, insbesondere für diejenigen, die sich ein Amerika unter Trump nur schwer vorstellen können.
Hochmut kommt vor dem Fall
Schon vor Monaten habe ich einem Bestseller von Francis Fukuyama, der kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion veröffentlicht wurde, einen ganzen Artikel gewidmet. Der Titel "Ende der Geschichte" ließ bereits erahnen, dass das zentrale Thema des Buches in diesem Zeitalter des "amerikanischen Exzeptionalismus" im Jahr 1992 darin bestand, dass die Geschichte im endgültigen Sieg der liberalen Demokratie und des Kapitalismus des freien Marktes gipfelte. Amerika, so sagte uns der Autor, hat triumphiert. Wir könnten uns alle entspannen.
Leider erzählen die ökonomischen Fakten in meinem Artikel, wie die, die im Folgenden angeführt werden, eine weitaus weniger optimistische Sichtweise auf das "Ende der Geschichte" und den vermeintlichen "Triumph" der "liberalen Demokratie" oder des "freien Marktkapitalismus" im amerikanischen Stil – von denen heute weder das eine noch der andere wirkliche Bestand hat… Wie gesagt, sehen Sie selbst.
Noch ironischer ist, dass das Profil des aktuellen (und depressiven) amerikanischen Zeitgeistes und Wachstumsnarrativs im Jahr 2024 in der Tat dem sterbenden Sowjetreich in den 1980er Jahren auffallend ähnlich ist, genau dem Reich, von dem Fukuyama behauptete, wir hätten es 1992 besiegt. Klingt zu sensationell? Schauen wir uns die Fakten erneut an.
Sind wir jetzt Sowjets?
In einem aufschlussreichen Artikel, den Niall Ferguson im Jahr 2024 verfasst hat, richtete dieser schottische Beobachter des Weltgeschehens seinen Blick auf Daten, die speziell aus Amerika stammten. Für ihn legten diese Daten einen möglichen Sieg Trumps nahe – zumindest für diejenigen, die sich mit einem ansonsten wenig berücksichtigten Bereich der USA beschäftigten.
Laut Ferguson hatten nur (wenn überhaupt) wenige amerikanische "Journalisten" jemals versucht, solche Fakten zu beleuchten. Diese wurden im parteigesteuerten (aber graswurzelblinden) Massenmedienapparat – oder, wie er es nennt, einer "Pravda-ähnlichen Propagandamaschinerie" – schlichtweg ausgeblendet. Und was genau entdeckte Ferguson, das vom Biden/Harris-Lager faktisch ignoriert wurde?
"Sowjetähnliches" Wachstum
Zunächst stellte Ferguson fest, was wir bei VON GREYERZ seit Jahren beschreiben: Das vermeintliche "Wachstum" in den USA der 2020er Jahre war nichts weiter als schuldengetriebenes Wachstum, verschleiert durch fiskalische und monetäre Stimuli, deren Endstation finanzielle und währungspolitische Zerstörung bedeutet. Diese Zerstörung trifft natürlich den durchschnittlichen Amerikaner deutlich härter als die oberen 10%. Laut Ferguson ähnelte das Wachstumsmärchen der USA in vielerlei Hinsicht dem öffentlich gefeierten, jedoch letztlich gefälschten "Wachstumsnarrativ" der Sowjetunion in den 1980er Jahren. Damals profitierte eine kleine Elite, während die breite Mehrheit litt.
"Sowjetähnliche" Ablösung
Ferguson zog zudem Parallelen zwischen der schwachen politischen Führung der Sowjetunion und dem körperlichen sowie geistigen Verfall von Präsident Biden – den selbst überzeugte Demokraten nicht leugnen konnten. Die Sowjetunion war damals, ähnlich wie das heutige Washington, D.C., von alternden Führungskräften durchsetzt (man denke an Nancy Pelosi, Mitch McConnell, Bernie Sanders, Chuck Grassley usw.), die sich an der Macht festklammern, obwohl sie persönlich und finanziell weit von den Realitäten der Durchschnittsbürger entfernt sind.
Trump, umgeben von jüngeren Gesichtern wie Ramaswamy, Musk, Kennedy oder Gabbard, brachte frischen Wind in die Szenerie und sprach direkt die Themen an, die George Clooney am Comer See vergessen hatte.
"Sowjetähnliche" Ineffizienz – und null Verantwortlichkeit
Wie jeder weiß, der schon einmal in einem sozialistischen System gelebt (oder eines bereist) hat, haben staatliche Unternehmen keinerlei Druck, effizient zu sein, und es gibt keine Konsequenzen für Misserfolge. Das wird mir jedes Mal bewusst, wenn ich in Frankreich Zug fahre … In diesem Zusammenhang zog Ferguson eine ähnliche Parallele zur US-Regierung, die zunehmend von den Lebensrealitäten der Menschen auf der "Main Street" abgekoppelt scheint.
Der Beweis für diese alarmierende Entkopplung von Effizienz und Verantwortlichkeit liegt in der Bilanz der USA und den astronomischen Schuldenständen, die fast niemand in Washington, D.C., oder bei der "New York Times" offen ansprechen möchte (obwohl wir dies wöchentlich thematisieren…). Wie Ferguson uns in Erinnerung ruft, geben die USA im Jahr 2024 mehr für die Zinsaufwendungen ihrer Schulden aus als für ihr Militärbudget.