Nach dem Höhenflug ist vor dem Höhenflug
23.01.2025 | Ronald Peter Stöferle
2024 war ein ereignisreiches Jahr. Rund die Hälfte der Weltbevölkerung wurde zu Präsidenten- oder Parlamentswahlen zu den Urnen gerufen. Zum ersten Mal in der Geschichte westlicher Demokratien verlor jede Regierungspartei bei den Wahlen an Zuspruch. Unter all den Regierungswechseln sticht die Rückkehr Donald Trumps ins Weiße Haus heraus, zumal die Republikaner auch im Senat und im Repräsentantenhaus die Mehrheit innehaben. Vor wenigen Wochen zerbrach nach langen Querelen die deutsche Ampelkoalition. Ende Februar wählt etwas verfrüht nun auch Deutschland.Für Goldanleger war 2024 ein fulminantes Jahr. In US-Dollar legte das gelbe Edelmetall um 27,2% zu, in Euro um 35,6% und in Schweizer Franken um 37,1%. Die markanten Perfomanceunterschiede in den unterschiedlichen Währungen weisen auf die kräftigen Wechselkursverschiebungen zwischen den Währungen im vergangenen Jahr hin. In US-Dollar war 2024 für Gold das sechste Jahr seit 2016 mit einer positiven Jahresperformance, auf Euro-Basis war es sogar das siebte Jahr in Folge mit Zugewinnen.
Auf Euro-Basis erzielte der Goldpreis in der ersten Jännerhälfte aufgrund der fortgesetzten Euro-Schwäche gleich ein neues Allzeithoch. Schweizer Franken wurde der seit 2015 bestehende Rhythmus – auf ein Jahr mit Verlusten folgen zwei Jahre mit Zugewinnen – zugunsten der Zugewinne durchbrochen. Somit schloss Gold in Schweizer Franken sieben der vergangenen 10 Jahre im grünen Bereich ab.
Der rasante Anstieg des Goldpreises seit dem Sommer wurde gestoppt durch die Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten Anfang November. Der Dämpfer in den letzten Wochen des Jahres 2024 konnte an der weit überdurchschnittlichen Jahresperformance jedoch nichts Wesentliches mehr ändern. In Euro und Schweizer Fragen verhinderte die markante Aufwertung des US-Dollar seit der Wiederwahl Donald Trumps einen Rückgang des Goldpreises in beiden Währungen
Gold schlug 2024 die meisten anderen Anlageklassen
Mit dem deutlich zweistelligen Prozentanstieg ließ Gold die ebenfalls gut bis sehr gut performenden Aktienmärkte hinter sich, mitunter sogar deutlich. Sogar im Vergleich zum boomenden US-Aktienmarkt hatte Gold die Nase vorn.

Im Jahresvergleich wenig Bewegung gab es bei den langfristigen Anleihen, trotz der mehrmaligen Zinssenkungen. 2024 war allerdings neuerlich ein Jahr, in dem die führenden Anleihen das Jahr im roten Terrain abschlossen. Die 10jährigen US-Treasuries gaben leicht nach und waren damit das dritte der vergangenen vier Jahre im Minus. Das trifft auch auf die 10jährige deutsche Bundesanleihe zu.
Unter den anderen Edelmetallen verzeichnete Silber mit einem Plus von 21,5% auf USD-Basis, von 29,6% auf EUR-Basis und von 31,0% auf CHF-Basis ebenfalls ein herausragend gutes Jahr, trotz der markanten Schwäche nach den US-Wahlen Anfang November. Im Sog der Edelmetallhausse konnten auch die Minenaktien Zugewinne verbuchen. Der HUI legte immerhin um 13,3% zu.
Die Schuldenberge wachsen weiter in den Himmel
Nach der imposanten Goldpreisrally im abgelaufenen Jahr wäre es keine große Überraschung, wenn der Goldpreis nach dem stärksten Jahresanstieg seit 2010 seine seit der Wiederwahl Donald Trumps anhaltende Konsolidierungsphase fortsetzt oder sich diese sogar verstärkt. Die ersten Handelstage im neuen Jahr bestätigten diese Befürchtung nicht. Mittel- und langfristig sind die Rahmenbedingungen für Gold weiterhin positiv bis sehr positiv.
So gerät das Wachstum der Staatsschulden in einigen Ländern in einen kritischen Bereich und das selbst in Industrieländern. In ungewohnter Dringlichkeit warnte die Direktorin des Internationalen Währungsfonds(IWF), Kristalina Georgiewa, im April des vergangenen Jahres vor der Staatsschuldenentwicklung gerade auch in den Industrieländern. Wörtlich sagte sie: "Unsere Prognosen deuten auf eine unerbittliche Kombination aus niedrigem Wachstum und hoher Verschuldung hin. Auf uns wartet eine schwierige Zukunft." Zwar sind für die USA, gerade auch wegen der hohen Budgetdefizite, die Wachstumsaussichten besser als für die meisten anderen Industriestaaten. Doch würde eine wirtschaftliche Eintrübung durch eine Verschärfung der geopolitischen Spannungen oder infolge des von Trump angekündigten breiten Einsatzes von Zöllen auch die USA treffen.