Verfassungskonformes Geld: Wer hat es getötet und was kommt jetzt?
09.04.2025 | Matt Piepenburg

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Wie wir vom Weg abkamenWenn diese essenziellen Anliegen, Prinzipien und Geschichtserkenntnisse so fundamental prägend für den in der US-Verfassung klar formulierten Geldbegriff waren, dann stellt sich die Frage, wie die USA beim heutigen und ganz offen gesagt verfassungswidrigen Papiergeld-System landen konnten, in dem Geld immer wertloser wird.
Diese Frage ist leicht zu beantworten.
Verschuldung & Verzweiflung (Bürgerkrieg)
Verzweifelte Menschen und verzweifelte Regierungen tun verzweifelte Dinge – unabhängig von ihren angeblichen Werten, Idealen oder sogar der Verfassung.
In der relativ kurzen Geschichte der USA wurden die ersten Risse in unserer Verfassungs- / Geldpanzerung während der überaus verzweifelten Phase des amerikanischen Bürgerkriegs (1861-1865) sichtbar. Immerhin sind Kriege teuer. Als das Gold zur Neige ging, beschloss Washington angesichts der militärischen Zwangslage, die anfallenden Schulden durch die Ausgabe von Greenbacks − also Papiergeld − zu tilgen.
War dies "verfassungskonform"? Oberflächlich betrachtet, überhaupt nicht. Doch der stets clevere Oberste Gerichtshof vertrat in den damals so genannten "Legal Tender Cases" die Auffassung, dass diese inflationär emittierten Greenbacks vorübergehend erlaubt seien, solange 1.) Papiergeld nicht als gesetzliches Zahlungsmittel oder als Wertaufbewahrungsmittel betrachtet wird und 2.) der Staat diese Greenbacks am Ende in Gold zurückzahlt.
Schleichende Verdummung
Nach Ende des Bürgerkriegs wurde der "Resumption Act" verabschiedet, mit dem das goldgedeckte Währungssystem der USA "fortgeführt" wurde. Eben jener Oberste Gerichtshof wurde damit beauftragt, sich erneut mit den ansonsten klaren Vorgaben der Verfassung in Bezug auf die Geldfunktion von Gold und Silber zu befassen.
Doch was tat der Oberste Gerichtshof? Tatsächlich begann man, sich langsam von den in der Verfassung eigentlich klar formulierten Vorgaben zu Gold- und Silber zu entfernen. Das Gericht erklärte daraufhin, dass Washington mit oder ohne Kriegsvorwand Greenbacks ausgeben dürfe. Die vertrauensvollen, aber in Geldpolitik unbedarften Massen vertröstete der Oberste Gerichtshof mit der Erklärung, dass solche Debatten ohnehin nur akademisch seien, schließlich sei das goldgedeckte Geld nach dem Krieg ja zurückgekehrt.
Aber nicht für sehr lange…
Roosevelts Beschlagnahmung
Dann kam mit Franklin D. Roosevelt die Ära des New Deal und mit ihr 1933 die Gold-Konfiszierung und die Aufwertung des US-Dollars … Daraufhin wurde der stets so politische (und politisch besetzte) Oberste Gerichtshof erneut damit beauftragt, die Verfassung (und unser Geld) für uns zu interpretieren (d.h. zu denunzieren) …
In den heute vergessenen, aber damals berüchtigten Verhandlungen zur Gold-Klausel ("Gold Clause Cases") befasste sich das höchste Gericht mit einer Angelegenheit, die insbesondere für die amerikanischen Anleihehalter von größter Bedeutung war; sie erwarteten, dass zumindest ihre Anleihen zur Goldparität zurückgezahlt würden, wenn schon nicht ihre Währung.
Die Antwort des Obersten Gerichtshofs? Eine solche Goldparität sei nicht erforderlich, der US-Dollar sei im Jahr 1933 sicher genug und so wertvoll wie Silber. Wer bräuchte also solche Goldklauseln oder -garantien? Das war natürlich nur, nun ja … eine Lüge.
Nixons tödlicher Schlag
Aber für den Fall, dass sich nach dem Abkommen von Bretton Woods noch irgendjemand Illusionen über den schleichenden Tod von verfassungskonformem Geld in den USA gemacht hatte, setzte Nixon 1971 der Spannung ein für alle Mal ein Ende, als er den US-Dollar offiziell von seiner verfassungskonformen Gold-Anstandsdame abkoppelte.
Wie es der Oberste Gerichtshof schon in Bürgerkriegszeiten getan hatte (und viel später auch Powell in Inflationszeiten), erklärte Nixon nun, dass diese Entkopplung nur "vorübergehend" sein werde. Zudem versprach er, dass der Dollar von 1971, auch nach der Abkopplung von Gold, genauso viel wert sein werde wie zuvor. Zwei beachtliche Aussagen, die natürlich nur, nun ja … Lügen waren.
Heute: Totales Fiasko
Heute, 54 Jahre nach Nixons Lüge, bleibt die US-Währung weiterhin von ihrer verfassungsmäßig vorgeschriebenen Goldbegleitung entkoppelt (also eher nicht "vorübergehend"); gemessen an einem Milligramm Gold hat der Papier-US$ im gleichen Zeitraum 99,3% seiner Kaufkraft verloren. Falls Sie sich also immer noch fragen, warum der Goldpreis steigt …

… dann brauchen Sie die obenstehende Abbildung einfach nur umdrehen; das nachstehende Diagramm ähnelt dann unheimlich jenem, das zeigt, wie der Wert des US-Dollars fällt (und gefallen ist):