Dollar-Debatten & Gold als Gewinner im Endspiel
22.09.2025 | Matt Piepenburg
Was immer man von den Vereinigten Staaten halten mag (ökonomisch, moralisch, militärisch oder politisch), auf eines kann man sich einigen: Der Dollar übt enormen Einfluss auf diese sich schnell verändernde Welt aus (und provoziert damit harte Kontroversen).Das Schicksal des US-Dollars = unser Schicksal
Der "Greenback" ist viel mehr als nur Gegenstand oft übertrieben theoretisch anmutender Debatten über seine (kurz- bis langfristige) Entwicklung, sowohl in absoluter Hinsicht (d. h. in Bezug auf seine inhärente Kaufkraft) als auch in Bezug auf seine relative Stärke gegenüber anderen Währungen (die anhand des Dollarindex, DXY, bemessen wird).
Er ist die Weltreservewährung, in der:
1.) 58% der globalen Devisenreserven gehalten werden, 2.) 80% der globalen Handelsfinanztransaktionen abgewickelt werden, 3.) Schulden im Umfang von 13 Billionen gehalten werden 4.) Devisenswaps im Umfang von über 90 Billionen gehandelt werden und in der 5.) die überwiegende Mehrheit der Einkommensbezieher in den USA ihr Vermögen misst.
Somit ist die Stärke, die Entwicklung und das Schicksal dieser Weltreservewährung für uns alle – innerhalb wie außerhalb der Vereinigten Staaten – von enormer Bedeutung.
So hat ein steigender bzw. fallender US-Dollar direkte und unmittelbare Auswirkungen auf die Entwicklungen an den Aktienmärkten, die Volatilität an den Anleihemärkten, Verschiebungen im Welthandel, das Verhalten regionaler Währungen, die Effizienz von Zöllen, die Politik von Zentralbanken, die Dynamiken von Alternativwährungen, auf Kriegsmotive und – angesichts des wachsenden Status von Gold als Reserveanlage – logischerweise auch auf die Kursentwicklung an den Edelmetallmärkten.
Noch einfacher formuliert: Das Schicksal des US-Dollars ist von entscheidender Bedeutung, weil unser aller Schicksal – und nicht nur das des Goldpreises – daran geknüpft ist.
Mehr als nur eine "Debatte"
Bei der Frage nach der zukünftigen Stärke oder Schwäche des US-Dollars geht also um viel mehr als nur darum, eine Debatte zu "gewinnen". Viel wichtiger ist es, die dynamischen Komponenten dieses zugegebenermaßen komplexen Themas zu verstehen, bevor man eine Schlussfolgerung zieht.
Um dieses Verständnis zu entwickeln, braucht es einen respektvollen Umgang mit beiden Hauptargumenten in dieser Debatte – also mit denjenigen, die an ein "letztes Aufbäumen" des US-Dollars glauben und Rekordnotierungen kommen sehen und mit denjenigen, die der Meinung sind, der US-Dollar (und seine Hegemonie) habe den historischen Wendepunkt längst überschritten und sei auf dem absterbenden Ast – auch wenn solche Entwicklungen natürlich nie schnurgerade verlaufen.
Viele kluge Köpfe
Um mich in dieses Thema (diese Debatte?) zu vertiefen, habe ich mit sehr klugen Vertretern des "Dollarstärke-Lagers" diskutieren können, so auch mit Brent Johnson, (dem überaus klugen) Kopf hinter der Milchshake-Theorie, im November 2023. Ich argumentierte damals für einen langfristig fallenden Dollar, während Brent einen stärkeren Dollar prognostizierte. Zu diesem Zeitpunkt stand der DXY bei fast 107 Punkten. Heute, zwei Jahre später, liegt er bei 97 Punkten.
Bedeutet das, dass ich die Dollar-Debatte "gewonnen" habe? Wohl kaum.
Von hinten aufgerollt
Die Entwicklung des US-Dollars kann, wie Geschichte an sich, voller kurzfristiger Entwicklungen / Überraschungen stecken, trotz eines mathematisch untermauerten Endspiels, bei dem das Papiergeld, wie Voltaire einst spottete, wieder auf den Nicht-Wert des Papiers, auf dem es gedruckt steht, zurückfällt.
Sich einen sterbenden US-Dollar (der, gemessen an einem Milligramm Gold, seit 1971 bereits 99% seiner Kaufkraft verloren hat) vorzustellen, ist jedoch so gut wie unmöglich, insbesondere deshalb, weil dieser US-Dollar für den Welthandel, das globale Finanzsystem und als Weltreservewährung eine fundamental große Bedeutung hat.
Und so schreitet diese kritische Debatte voran und entwickelt sich, wie auch die Zeit und selbst der Dollar, weiter.
Meine jüngste Debatte
Ende letzten Monats hatten Francis Hunt und ich beispielsweise das Vergnügen, einen, sagen wir, "lebhaften Austausch" mit Henrik Zeberg führen zu können, der wie Brent Johnson überzeugende Argumente für mindestens einen weiteren großen DXY-Ausschlag im ansonsten eher unattraktiven Verlauf und Profil des US-Dollars vorbringt.
Zehberg erinnert uns, wie zuvor Johnson, zu Recht an wesentliche Argumente, die für einen steigenden DXY sprechen (d.h. einen US-Dollar, der im Verhältnis zu anderen wichtigen Währungen, relativ an Stärke gewinnt). Um den Rahmen dieses Artikels nicht zu sprengen, werde ich diese Argumente jedoch unfairerweise vereinfachen.
Im Kern fußt die Argumentation für ein Erstarken des US-Dollars aber auf der Tatsache, dass die großen Mengen an US$-Schulden (mehr als 13 Billionen), die außerhalb der USA gehandelt werden (sprich "Eurodollar-Schulden") als auch die US-Dollar-basierten Derivategeschäfte im Umfang von mehr als 90 Billionen eine permanente Dollarnachfrage befeuern (und quasi am Strohhalm dieses Milchshakes ziehen), damit die anhängenden Kredit- und Optionsmärkte weiterhin wie geschmiert laufen können.
In Krisenzeiten wird dieser "Durst" nach mehr US-Dollars einfach nur wachsen, weil es, wie auch James Rickards warnt, "nicht mehr genügend Dollars geben wird", wodurch dieser US-Dollar relativ an Stärke gewinnt, was wiederum daran liegt, dass es 1.) wegen der Deckung ausstehender US-Schulden zu einem sprunghaften Anstieg der US-Dollar-Nachfrage kommt und weil 2.) Investoren aus aller Welt in den relativ sicheren Hafen des US-Dollars und der US-Staatsanleihen strömen.
2008 als Dollar-Vorlage
Um das obenstehende Argument zu bestätigen, zieht Zeberg die Große Finanzkrise (GFK) von 2008 als entscheidende Vorlage heran. So erzeugte der massive Anstieg der US-Dollarnachfrage einen Ausschlag von 20% im DXY sowie einen kurzen, aber drastischen Kurssturz beim Gold. Für Zeberg wird es wieder so kommen.
Seinem Modell zufolge werden wir in Kürze, wahrscheinlich im Jahr 2026, einen massiven und deflationären "Oh-Oh-Moment" im (darin sind wir uns alle einig) grotesk überbewerteten S&P erleben.

Na schön! Im Fahrwasser einer solchen Krise wird der ansonsten unbeliebte und entwertete US-Dollar dann das machen, was Zeberg in seiner Vorhersage als sein "letztes Aufbäumen" beschreibt – begleitet von einem sprunghaften Anstieg des DXY als auch einem drastischen Rücksetzer beim Gold, so wie wir es während der Krise von 2008 alle erlebt haben.
Dieses durchaus logische Argument wirft eine ganze Reihe anderer Fragen auf. So argumentieren Zeberg als auch Brent Johnson (genauso wie ich und Francis Hunt), dass wir auf eine Staatsschuldenkrise /-klippe zumarschieren. Im Chaos einer solchen Krise, so argumentiert Johnson (als auch Zeberg), wird US-Dollar-Liquidität das automatische Rekapitalisierungsmodell der Wahl sein, da es den allermeisten vertraut ist. Folglich werden die USA den effektiv größten "Strohhalm" haben, der Kapital aus der ganzen Welt ansaugt, was den Dollar im Vergleich zu anderen Währungen relativ steigen lässt.