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Bitcoin – Rekordjagd geht erstmal weiter

28.05.2025  |  Florian Grummes
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Japan steht damit vor der Wahl: entweder fallende Anleihepreise und höhere Renditen akzeptieren oder mehr Yen drucken, um die Anleihen zurückzukaufen und den Markt zu stützen. Historisch gesehen opfern Regierungen stets die Währung, um den Anleihenmarkt zu retten, was zu Inflation führt. Diese Dynamik, die in der fünftgrößten Volkswirtschaft der Welt sichtbar wird, zeigt die Schwächen des weltweiten Fiat-Systems.


US-Staatsverschuldung hat sich um 50% erhöht

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Kosten der US-Staatsverschuldung, vom 9. April 2025. Quelle: Holger Zschäpitz


Japan ist dabei ein sehr ernstzunehmendes Warnsignal, denn alle G7-Nationen dürften schon bald vor ähnlichen Herausforderungen stehen. So hat sich beispielsweise auch die Staatsverschuldung der USA seit 2019 dramatisch von 23 Bio. USD auf über 36 Bio. USD um rund 50% erhöht. Mit einem anhaltenden Defizit von ca. 2 Bio. USD bleibt die Idee einer "US-Schuldenobergrenze" eine Farce. Experten erwarten eine baldige Anhebung dieser Grenze, wodurch die Verschuldung bald auf 37 Bio. USD ansteigen könnte.

Nicht überraschend wurden den USA kürzlich ihre letzte Top-Bonitätsbewertung AAA aberkannt, nachdem Moody’s Ratings das Land aufgrund des Anstiegs der Staatsverschuldung und einer höheren Zinsbelastung von Aaa auf Aa1 herabgestuft hat.

Gleichzeitig zeigte der S&P 500 seit dem 7.April mit einem Anstieg von über 24% eine der stärksten Erholungen in seiner Geschichte. Doch während der Crack-Up-Boom (= Katastrophenhausse aufgrund von Geldmengenausweitung und Vertrauensverlust) wieder Fahrt aufgenommen hat, zeigen zahlreiche Bereiche der US-Wirtschaft besorgniserregende Signale. Über 6,5% der Autokreditnehmer sind beispielsweise mit ihren Zahlungen mindestens 60 Tage im Verzug – ein historischer Höchststand. Zudem steigen schwerwiegende Zahlungsausfälle (mindestens 90 Tage überfällig) bei Hypotheken, Wohnungsbaukrediten, Autokrediten, Kreditkarten und Studienkrediten.


Globale Anleihekrise

Dementsprechend erkennen die globalen Anleihemärkte schrittweise, dass das Instrument der Zinskurvensteuerung zunehmend versagt. Die Illusion der Schuldentragfähigkeit schwindet daher. Ohne die Steuerung der Zinskurve als Absicherung bricht die Psychologie der langfristigen Schuldensicherheit aber zusammen, da die Strategie "einfach wie Japan machen" nicht mehr funktioniert. Dies führt zu einem gefährlichen Kreislauf: Steigende Zinsen verschärfen die Defizite und erfordern mehr Anleiheausgaben was wiederum die Zinsen weiter in die Höhe treibt.

Die Auswirkungen dieser Krise reichen weit über Japan hinaus, da das Land als globales Zentrum für den US-Dollar durch den massiven Yen-Carry-Trade eine Schlüsselrolle spielt. Um diesen Teufelskreis zu stoppen, wäre ein politischer Wille erforderlich, wie ihn die Menschheit noch nie gesehen hat.


Der Aufstieg alternativer Anlagen

Nicht überraschend steigen daher Gold, Bitcoin und Anleiherenditen unabhängig von klassischen Finanzindikatoren wie Zinssenkungen, Inflation oder Risikostimmung weiter an. Bemerkenswert ist, dass Bitcoin mittlerweile Google bzw. Alphabet (GOOGL) bei der Marktkapitalisierung überholt hat und damit zum sechstwertvollsten Asset der Welt aufgestiegen ist. Diese Entwicklung unterstreicht die zunehmende Bedeutung von Bitcoin als Anlageklasse und zeigt, dass sich die Märkte zunehmend von traditionellen Bewertungsmaßstäben lösen.


Michael Saylors riskante Bitcoin-Wette

Ein wesentlicher Treiber des Bitcoin-Booms ist allerdings auch dem aggressiven Vorgehen von Michael Saylor und seiner Firma Strategy (ehemals MicroStrategy) sowie all seinen Nachahmern zuzuschreiben. Mit dem sogenannten "42/42-Plan" will Saylor bis 2027 insgesamt 84 Mrd. USD über Aktienemissionen und Wandelanleihen einsammeln, um weitere Bitcoins zu kaufen.

Dabei setzt Saylor auf riskante Finanzinstrumente, darunter fehlerhaft bewertete Wandelanleihen mit unrealistisch niedriger Volatilitätsannahme sowie renditegenerierende Aktien, die keine nachhaltigen Erträge abwerfen. Hedgefonds nutzen diese Fehlbewertung für Volatilitätsarbitrage, indem sie die Anleihen kaufen, die Aktie shorten und vom Arbitragegeschäft profitieren, ohne selbst an Bitcoin interessiert zu sein.

Das von Saylor aufgebaute Modell ähnelt in Teilen einem Ponzi-System, da die versprochenen Renditen auf den Aktien durch das Kapital neuer Investoren finanziert werden und nicht durch operative Gewinne oder nachhaltige Einnahmen des Unternehmens gedeckt sind.

Solange der Bitcoin-Preis weiter steigt, funktioniert dieses Konstrukt – fällt der Kurs jedoch, drohen erhebliche Verluste und Instabilität. Statt eines soliden Bitcoin-Schatzes entsteht so ein hochspekulatives Finanzsystem, das auf Arbitrage, spekulativen Zuflüssen und einer anhaltenden Preisrally basiert. Besonders bedenklich ist die Tatsache, dass vom bisherigen Erfolg dieses Modells immer mehr Nachahmer angelockt werden. Das bedeutete schon jetzt, dass der nächste Bitcoin-Bärenmarkt-Zyklus äußerst unangenehm werden dürfte.

Nichtsdestotrotz dürfte diese künstliche Nachfrage (gehebelte Käufe) den Bitcoin-Preis zunächst weiter in die Höhe treiben. Das Ende der Fahnenstange ist noch nicht absehbar und eine völlig übertriebene Kaufpanik wird wohl erst noch kommen. Diese erwarten wir momentan erst im Herbst bzw. im 4.Quartal 2025.


7. Fazit: Bitcoin - Rekordjagd geht erstmal weiter

Seit dem Paniktief am 6. April 2025 bei rund 74.400 USD hat sich der Bitcoin eindrucksvoll erholt und nach einer dynamischen Rallye die psychologisch wichtige 100.000-USD-Marke problemlos durchbrochen. Am 21. Mai erreichte der Kurs ein neues Allzeithoch bei 112.000 USD, bevor es am Wochenende zu einem kurzlebigen Rücksetzer auf etwa 106.600 USD kam. Diese Entwicklung wurde durch starke Kapitalzuflüsse in die Bitcoin-Spot-ETFs, zunehmende institutionelle Akzeptanz und eine kryptofreundliche US-Politik unter Donald Trump befeuert.

Die technische Analyse bestätigt die bullische Dynamik: Die Cup-and-Handle-Formation im Wochenchart signalisiert weiterhin ein Kursziel im Bereich um ca. 125.000 bis 130.000 USD, während kurzfristig eine Konsolidierung zwischen 105.000 und 112.000 USD wahrscheinlich ist. Das Sentiment ist noch nicht überhitzt, und saisonal spricht vieles für eine Fortsetzung der positiven Entwicklung bis Mitte Juni.

Makroökonomisch verstärken die globale Anleihekrise, insbesondere in Japan mit Yen-Schwäche und hoher Inflation, sowie die Rekordverschuldung der USA die Attraktivität von Bitcoin als alternatives Anlagegut. Michael Saylors aggressiver 42/42-Plan, der über Wandelanleihen und Aktienemissionen bis zu 84 Mrd. USD für Bitcoin-Käufe mobilisieren will, treibt die Rallye zusätzlich an, birgt aber längerfristig erbliche Risiken. Sollte der Bitcoin-Markt irgendwann drehen, drohen MicroStrategy und den zahlreichen Nachahmern dramatische Verluste, was die Tiefe des nächsten Bärenmarktes erheblich erhöhen könnte.

Insgesamt bleibt das Umfeld kurz- bis mittelfristig sehr konstruktiv und wir erwarten in den kommenden Wochen weiter steigende Bitcoin-Kurse.


© Florian Grummes
www.midastouch-consulting.com


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