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US-Arbeitsmarktbericht enttäuscht - USD schwächer!

11.01.2010  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet (07.40 Uhr) bei 1.4505, nachdem heute im asiatischen Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4533 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 92.25. In der Folge notiert EUR-JPY bei 133.80, während EUR-CHF bei 1.4750 oszilliert. Der US-Arbeitsmarktbericht per Dezember konnte nicht überzeugen und war wesentlicher Katalysator der Neubewertung des USD.

Die Arbeitslosenquote verharrte bei 10,0% und entsprach damit der Konsensusprognose. Der Vormonatswert wurde von 10,1% auf 10,0% revidiert. Hintergrund der Anpassung ist die Berechnung/Annahme, daß der Anteil der arbeitenden Bevölkerung per Dezember von 64,9% deutlich auf 64,6% gesunken sei. Per Mai 2009 lag dieser Wert noch bei 65,8%. Eine derartige Anpassung impliziert keine positive Ausrichtung in der Konjunkturentwicklung!

Die aussagefähigere Quote U-6 (Table A12, BLS) legte von 17,2% auf 17,3% zu. Hier wurde die Höchstmarke im aktuellen Zyklus bei 17,4% per Oktober 2009 erreicht. Dieses Niveau jenseits der 17% Marke verdeutlicht, daß diejenigen Marktkräfte, die eine markante und zügige Trendwende am US-Arbeitsmarkt und in der Folge in der Zinspolitik der FED unterstellen, eine ambitionierte Einschätzung pflegen, die nicht notwendig als realitätsnah bezeichnet werden kann.

Die Einlassungen seitens der Fed sind diesbezüglich von erhöhter Bedeutung. Rosengren (Fed) sagte, es wird eine lange Zeit dauern, bis die US-Arbeitslosigkeit zurückgehen wird. Bullard (Fed) erklärte, daß er kein Wachstum in der Beschäftigung in der ersten Jahreshälfte 2010 erwartet. Bullard geht davon aus, daß der Leitzins für einen längeren Zeitraum auf niedrigem Niveau bleiben wird.

Die Beschäftigung außerhalb des Agrarbereichs sank unerwartet um -85.000 Jobs. Analysten hatten ein zum Vormonat unverändertes Ergebnis erwartet. Der Vormonat wurde von -11.000 auf +4.000 Jobs revidiert. Der Oktoberwert wurde dagegen von -111.000 auf -127.000 angepaßt. Insgesamt wurde mit den aktuellen Ergebnissen der letzten drei Monate die Konsensusprognose um -86.000 Jobs verfehlt.

Aus der statistischen Annahme (saisonal unbereinigt) Des "CES Net Birth/ Death Model" kommt eine Zurechnung in Höhe von 59.000 Jobs. Per 2009 ergab sich laut dieser Statistik ein Zuwachs der Beschäftigung in Höhe von 882.000 Jobs. Statistik ist schon klasse, oder? Unsere Vorbehalte bezüglich der US-Datenqualität setzen wir als bekannt voraus.

Der beigefügte Chart belegt, daß das Niveau der aktuellen Beschäftigung dem Niveau per Ende 2003 entspricht. Der Chart belegt aber auch, daß sich die Dynamik der Beschäftigungsabbaus vermindert und eine Trendwende zunehmend erkennbar ist.

So wie die Dynamik in der Konjunkturerholung der USA im internationalen Vergleich unterproportional ausgeprägt ist und zukünftig bleiben wird, wird auch die Erholung am USArbeitsmarkt keine „Outperformance“ gegenüber dem Rest der Welt liefern. Die strukturellen Schwächen der USA sind dafür zu ausgeprägt. Bereits jetzt läßt sich sagen, daß die Konjunkturerholung und die Reaktion am US-Arbeitsmarkt im Vergleich zu früheren US-Zyklen schwach ausfällt.
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Die US-Großhandelslagerbestände nahmen per November überraschend stark um 1,5% im Monatsvergleich zu. Die Prognose war bei -0,2% angesiedelt. Der Vormonatswert wurde von +0,3% auf +0,6% revidiert. Der Absatz legte im Monatsvergleich um 3,3% zu. In der Folge sank das Lagerbestands/Absatz Index von zuvor 1,17 auf 1,14 Monate Lagerhaltung. Im Januar 2009 stellte sich dieser Wert noch auf 1,34 Monatsumsätze.

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Die US-Verbraucherkredite verzeichneten per November einen signifikanten und unerwarteten Einbruch um 17,5 Mrd. USD. Das sind schlechte Nachrichten für die Entwicklung des Konsums. Es sind positive Nachrichten für die sich fortsetzende strukturelle Gesundung bezüglich der zu hohen Verschuldung. Fakt ist, daß diese Anpassung als Ausfluß der schwachen Situation am USArbeitsmarkt zu interpretieren ist und nicht die Folge einer neuen Lust am Sparen darstellt. Der beigefügte Chart verdeutlicht, daß die bisherige Anpassung noch kein großer Wurf war!

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Die Veröffentlichungen aus der Eurozone hatten keine wesentliche Marktwirkung. Der Vollständigkeit halber verzichten wir selbstredend nicht auf eine Würdigung.

Die Revision des BIP der Eurozone per 3. Quartal 2009 lieferte im Quartalsvergleich keine neuen Erkenntnisse. Es bleibt bei einem Anstieg um +0,4%. Der Rückgang des Vorquartals wurde von -0,2% auf -0,1% angepaßt. Im Jahresvergleich lag der Rückgang nun bei „nur“ noch -4,0% nach zuvor -4,1%.

Die Arbeitslosenrate der Eurozone legte per November auf 10,0% nach zuvor 9,9% zu. Der Vormonatswert wurde von 9,8% auf 9,9% revidiert. Die Anzahl der Arbeitslosen stellte sich auf 15,71 nach zuvor 15,61 Mio. Menschen.

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Die deutsche Industrieproduktion verzeichnete per November eine Zunahme um 0,7%. Die Prognose war bei +1,0% angesiedelt. Der Vormonatswert wurde von -1,8% auf -1,7% revidiert. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um -8,0% nach zuvor -12,4%. Der Blick auf den Chart verdeutlicht, daß die Erholung noch einen weiten Weg vor sich hat. Die Tendenz stimmt aber fraglos.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.4320-50 dreht den Bias des Euros auf "Neutral".

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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