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Marktbericht "Edelmetalle Aktuell" vom 24.5.2012

24.05.2012  |  Oliver Heuschuch
Gold

Der Rückgang des Goldpreises in den ersten zwei Berichtswochen, trotz anhaltender Griechenland-Misere, hängt mit einer Änderung der allgemeinen Marktsituation zusammen. Hier wird Gold dieser Tage nicht mehr als die ultimative "Safe-Haven Währung" angesehen, sondern muss mit anderen Anlageklassen konkurrieren, wie z.B. Immobilien, dem starken US Dollar und im Besonderen mit Bundesanleihen. So sank die Rendite des Bundes daraufhin auf magere 1,39% für 10-jährige Bonds. Gold in USD erreichte im Berichtszeitraum ein 4,5 Monatskurstief.

Erst in der letzten Woche konnte sich der Goldpreis spürbar, auch in Euro, erholen. Treiber dafür waren schlechte Zahlen aus den USA. Hier wurde der Markt wohl auf dem falschen Fuß erwischt, denn nicht wenige Marktteilnehmer waren zu diesem Zeitpunkt "Short" und sahen den Markt kurzfristig auf unter 1500 $ je Unze fallen. Nach Überwinden der Marke von 1.550 $ je Unze versuchte Gold auch das 1.600 $ Niveau hinter sich zu lassen, was letztlich nicht wirklich gelang.

Die Edelmetalle bekamen durch einen Bericht der Federal Reserve Bank von Philadelphia Auftrieb, laut dem die wirtschaftliche Aktivität in den USA erneut ins Stocken geraten ist. Die Umfrage der Bank zum Geschäftsausblick verzeichnete zum ersten Mal seit September des letzten Jahres einen negativen Wert.

Gleichzeitig veröffentliche Bloomberg seinen Verbrauchervertrauens-Index der den größten Einbruch seit 14 Monaten zeigte. Die pessimistische Einschätzung der Bevölkerung nimmt offensichtlich wieder zu. Dadurch steigen erneut auch die Erwartungen im Markt, dass die FED wieder die Gelddruckmaschinen anwerfen könnte, wovon letztlich Gold überdurchschnittlich profitierten würde.

An den Terminbörsen veräußerten die spekulativen Anleger im Berichtszeitraum fast 30% ihrer Bestände, gleichzeitig blieben die ETF Bestände einmal mehr unverändert.

Bei den Wahlen in Frankreich und Griechenland haben die Euroskeptiker sich durchgesetzt. Wie und in welchem Umfang Wahlversprechen eingelöst werden (können), ist natürlich noch nicht absehbar. Schulden mit weiteren Schulden zu bekämpfen wird aber bestenfalls nur kurzfristig funktionieren. So setzten sich die Anhänger der Keynes-Nachfragetheorie mit Stimulierungspaketen der öffentlichen Hand klar durch, worauf der Goldpreis jedoch nur ganz geringfügig reagierte. Der Euro verlor gegenüber dem US-Dollar jedoch deutlich (fast 4 Cent) und durchbrach dabei die wichtige psychologische Marke von 1,30 Euro/USD nach unten.

Der indische Finanzminister Pranab Mukherjee  gab  Anfang Mai bekannt, dass die Regierung ihre Einfuhr-Steuererhöhung auf Schmuck rückwirkend zum 17. März 2012 auf das Fiskaljahr 2013/2014 verschieben wird. Während Gold von dieser Nachricht nicht profitieren konnte, beflügelte dagegen der World Gold Council mit seiner Veröffentlichung der aktuellen Zahlen zur Nachfrage der ersten Monate diesen Jahres die Phantasie der Marktteilnehmer. Die Goldnachfrage aus China verzeichnete im ersten Quartal erneut Rekordwerte.

Die globale Nachfrage der Zentralbanken und der Investmentanleger konnten den Rückgang der Schmuck- und Industrienachfrage nahezu ausgleichen. Die Gesamtnachfrage fiel somit nur um 5% auf 1.097,6 Tonnen im 1. Quartal.

Chartwiderstand liegt aktuell im Bereich zwischen 1.615 $ und 1.630 $ die Unze. Solange dieser Widerstand nicht genommen wird, ist die mittelfristige Abwärtsbewegung noch weiterhin intakt.

Der Verkauf von Investmentbarren hat in den letzten drei Wochen signifikant zugenommen, auch wenn dies bisher noch keine Auswirkungen auf die Kurse findet.


Silber

Der größte Verlierer der letzten 3 Wochen war das Silber. Im Berichtszeitraum verlor das Metall in der Spitze fast 4 $ auf 26,73 $ je Unze.

Nachdem Silber die technisch wichtige Unterstützungslinie bei 30,65 $ unterschritten hatte, kam es zum regelrechten Ausverkauf mit fast 35% Positionsveräußerungen an den Terminbörsen. In der Berichtsperiode verzeichneten wir den größten Wochenverlust an der COMEX innerhalb der letzten 30 Handels-Wochen. Hier liquidierten Anleger Terminkontrakte in Höhe von 40% der Gesamtbestände, während die Anleger von ETF Beständen keine nennenswerte Positionsveränderungen verzeichneten und trotz Volatilität einmal mehr Besonnenheit zeigten.

Jedenfalls nutzen Einkäufer der Industrie den Kursrückgang zum weiterhin günstigen Eindecken, was jedoch den Kurs nicht wesentlich beeinflussen wird.


Platin

Auf der in London einmal jährlich stattfindenden Platinwoche, bei der sich Banken, Händler, sowie Vertreter der Minengesellschaften treffen, war die aktuelle Preisentwicklung der Platinmetalle, sowie vor allem die massiv gestiegenen Produktionskosten die beiden maßgeblichen Gesprächsthemen.

Denn nach Informationen der Analysten von GFMS haben sich die Kosten pro geförderter Platin-Unze in Südafrika, als größtem weltweitem Hersteller, von 1.093 $ im Jahr 2010 auf 1.231 $ im Jahr 2011, also um 13 Prozent erhöht. Diese doch beachtliche Kostensteigerung kam im wesentlichen durch Streiks bzw. gestiegene Lohnkosten und höhere Energiepreise zustande. Wechselkurs bedingte Veränderungen des südafrikanischen Rands gegen USD spielen ebenfalls bei der Kalkulation eine Rolle.

Weiteren Analystenangaben zufolge erreichte der Platinmarkt im letzten Jahr einen Überschuss. Alle Bereiche mit Ausnahme der Investmentsparte (minus 30%) zeigten in 2011 zwar einen Nachfragezuwachs von gesamt durchschnittlich 2%. Aber auf der Angebotsseite gab es im Vorjahr ebenfalls eine Erhöhung: Analysten zufolge stieg diese um 7% auf eine 4-Jahres Rekordmenge von knapp 202 Tonnen. Dies ist insbesondere durch die stark angestiegene Ausbringungsmenge im Recycling begründet. Auf lange Sicht erwarten die Teilnehmer der Platinwoche sowohl wieder einen Nachfrageüberhang als auch einen steigenden Marktpreis, welcher die zuletzt gestiegenen Kosten pro Unze fundamental widerspiegeln sollte.

Völlig unbeeindruckt von den Rahmenbedingen war dagegen die Kursentwicklung im Berichtszeitraum. Als Platin das wichtige Niveau von 1.500 $ nach unten durchbrochen hatte, waren Spekulanten gezwungen, ihre Positionen zu liquidieren und ließen Platin in der Spitze auf ein Niveau von 1.415 $ je Unze zurückfallen. Neben weiterhin starkem Sicherungsinteresse der Industrie allgemein sehen wir allerdings zur Zeit keine weiteren Faktoren, die dieser Kursbewegung ein schnelles Ende setzen würden.

In der Umfrage von Thomson-Reuters unter den Teilnehmern der Platinwoche erwarteten die meisten Marktteilnehmer allerdings Kurse von 1.600 $ - 1.700 $ zum Jahresende 2012. Im Februar lag Platin noch bei 1.732 $, in der extremen Übertreibungsphase zum Jahresultimo 2011 wurde ein Kurs von 1.338 $ je Unze erreicht.


Palladium

Marktteilnehmer erwarten ein physisches Unterangebot im Palladium für das Gesamtjahr 2012, während im Jahr 2011 noch ein unerwarteter Überschuss den Markt überraschen konnte. Aus dem Automobilsektor und den anderen industriellen Bereichen steigt die Nachfrage stetig, jedoch überwogen in 2011 Verkäufe aus den staatlichen russischen Reserven und die massiven Verkäufe aus dem Investmentbereich.

Die Gesamtnachfrage im letzten Jahr belief sich auf geschätzte 263 Tonnen (minus 13%). Mit einem Anteil von 94% entfällt der absolute Großteil der Nachfrage weiterhin auf die Industrie, die letztes Jahr auch in absoluten Zahlen weiter zulegte. Aus dem für den Gesamtrückgang verantwortlichen Investmentbereich flossen dem Markt letztes Jahr geschätzte 17 Tonnen zu, während im Jahr 2010 noch netto über 30 Tonnen von Anlegern gekauft wurden.

An den Terminbörsen geht der Ausverkauf der letzten Monate jedenfalls weiter. An den Terminbörsen COMEX und NYMEX wurden in den letzten drei Wochen fast 60% der Termin bestände veräußert. Die offenen Positionen liegen nun bei nur 274.000 Unzen - so wenig wie seit Jahren nicht mehr. Anleger in ETF‘s erhöhten dagegen im Berichtszeitraum ihre langfristigen Positionen leicht.

Der massiven Positionsauflösungen an den Terminbörsen könnten letztlich dazu führen, dass Spekulanten auf dem aktuellen Kurslevel von 600 $ je Unze in eine Bärenfalle laufen. Die Thomson-Reuters Blitz-Umfrage zur Kurserwartung der Teilnehmer der Platinwoche zeigt, dass analog zur erwarteten Platin Preisentwicklung die Teilnehmer mit einer Kurserhöhung auf 700 $ bis 800 $ je Unze zum Jahresende rechnen.


Rhodium, Ruthenium, Iridium

Natürlich war auch Rhodium wieder Gesprächsthema während der jährlichen Platinwoche in London. Es ist aus Performance Sicht das Metall mit den größten Kursverlusten: Allein letztes Jahr minus 42%. Seit dem Höchstpreis von über 10.000 $ je Unze im Jahr 2008 verlor das Metall nahezu 87% an Wert.

Dieses Jahr wird von den jährlich 24 Tonnen Neuproduktion eine Menge von 4,3 Tonnen physischer Überschuss erwartet. Grund hierfür ist die reduzierte Einsatzmenge des Metalls in der Automobilindustrie pro Katalysator. Hier reduzierte sich der jährliche Verbrauch in den letzten 4,5 Jahren um stattliche 5,4 Tonnen.

Letztlich, und das war in London das Ergebnis vieler Gespräche, werden die Minen ihre Investitionen weiterhin reduzieren, da auch die Kosten bedingt durch höhere Strom- und Personalkosten in den letzten Jahren stark zugenommen haben.

Die Kurse der kleinen Platinmetalle haben allgemein im Sog von Platin und Palladium und ohne großes industrielles Interesse im Berichtszeitraum ebenfalls nachgegeben.

Hier notiert Rhodium aktuell bei 1.275 $ - 1.350 $ je Unze, Iridium bei 1.025 $ - 1.085 $ je Unze und Ruthenium ebenfalls etwas leichter bei 95 $ - 115 $ je Unze. 1.045 $ - 1.095 $ je Unze.


© Oliver Heuschuch
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH



Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.

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