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EZB und Bundesbank beschäftigen die Märkte - Dissens fördert Risikoaversion

28.08.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.45 Uhr) bei 1.2495, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im asiatischen Handel bei 1.2466 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 78.55 In der Folge notiert EUR-JPY bei 98.10, während EUR-CHF bei 1.2010 oszilliert. Gestern waren es die CSU-Landesfürsten, die die Finanzmärkte und Medien beschäftigten, heute steht der Dissens zwischen der Bundesbank unter Führung Weidmanns mit der EZB im Mittelpunkt.

Die von Herrn Weidmann geübte Kritik und ausgedrückte Sorge ob der Politikausrichtung der EZB wurde von Herrn Asmussen gestern sachlich aufgenommen und gekontert. "Wir werden nur innerhalb unseres vertraglichen Mandats operieren",versprach das deutsche Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen am Montagabend in Hamburg in Richtungvon Bundesbank-Präsident Jens Weidmann und anderer Kritiker des EZB-Vorhabens.

Wir haben an dieser Stelle mehrfach darauf verwiesen, dass die Maßnahmen der EZB im rechtlichen Rahmen sind. Wir haben auch darauf verwiesen, dass eine Extremsituation gegeben ist. Die Wirtschaftsregion, die Reformpolitik intensiv umsetzt, wird aus dem Zentrum der Reformverweigerung USA spekulativen Angriffen ausgesetzt, die das Ziel der Zerfalls der Eurozone verfolgen. Derartige Konstellationen erfordern von der EZB eine ultimative Gangart, die bis an die Grenzen des Mandats gehen dürfen, wenn nicht sogar gehen müssen.

"Die Notenbank kann und darf nicht für Fehler der Fiskal- oder der Finanzmarktpolitik aufkommen." Wir stimmen absolut zu, die EZB kann nur Brücken bauen, die Politik ist verpflichtet, zu liefern. Die Regierungen müssten durch einen entschlossenen Reformenkurs ihre Glaubwürdigkeit wieder herstellen.

Auf diesem Weg befinden sich die Regierungen der kontinentaleuropäischen Reformländer. Es gilt, den Weg bis zum Ziel nicht aufzugeben. Auch bei einer weiteren Integration der Eurostaatenhin zu einer politischen Union werde die EZB ihre Unabhängigkeit behalten. So ist es und so soll es sein.

Bitter notwendiger Pragmatismus in einer Extremsituation zur Verteidigung gegen eine unangemessene Spekulation aus dem Sektor der Reformverweigerer und Primärverursacher der globalen Krisen der letzten 15 Jahre sollte nicht mit der Aufgabe der Unabhängigkeitverwechselt werden.

Ideologisch verfolgte Ordnungspolitik in einer Extremsituation (siehe Brüning & Co.) riskiert im Zweifelsfall das gesamte System und damit schlussendlich auch die Unabhängigkeit der EZB, denn ein Scheitern der Eurozone bedeutete die Unterordnung unter die Machtachse NY/London. Kann das das Ziel der Bundesbankpolitik sein?

  • Fakt ist, dass der Dissens zwischen Bundesbank undEZB Risikoaversion erhöht.
  • Fakt ist, dass erhöhte Risikoaversion sich am stärksten in den Reformländern negativ auswirkt. Schade …

Der deutsche IFO-Index sank per Berichtsmonat August stärker als erwartet von 103,2 (revidiert von 103,3) auf 102.3 Punkte. Die Konsensusprognose war bei 102,6 Zählern angesiedelt. Damit dank der IFO-Index das vierte Mal in Folge. Der Index markiert mit dem aktuellen Niveau den niedrigsten stand seit März 2010. Das Bild wird zunehmend prekärer.

Sowohl der Erwartungsindex als auch der Index, der die aktuelle Lage beurteilt, trugen zu dem Rückgang bei. Der Erwartungsindex sank von zuvor 95,5 (revidiert von 95,6) auf 94,2 Punkte. Die Prognose lag bei 95,0 Zählern. Der Index, der Auskunft über die aktuelle Lage gibt, verlor dagegen geringfügiger als erwartet von zuvor 111,5 (revidiert von 111,6) auf 111,2 Punkte (Prognose 110,8).

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.2200 - 1.2230 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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