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Wirtschaftsdaten stark - Euro unter Druck - US-Defizit Fiasko übersehen ...

07.01.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.2995 (07.40 Uhr), nachdem im asiatischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2969 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 83.45. In der Folge notiert EUR-JPY bei 108.45, während EUR-CHF bei 1.2550 oszilliert.

Auch gestern stand der Euro weiter unter Druck. Die Bewegung wurde gestern flächendeckend. Die Schwäche war nicht nur gegenüber dem USD, sondern auch gegenüber GBP, JPY und CHF ausgeprägt.

In dieser Woche wurde in der Parität EUR -USD zunächst der Widerstand bei 1.3450 getestet, um zum Wochenschluss die Unterstützung bei 1.2950 einem Test zu unterziehen. Das ist eine umfassende "Reise", die der Euro hier bisher hinter sich gebracht hat.

Für die aktuelle Abwärtsbewegung ist einmal mehr Skepsis gegenüber den Euro-Defizitländern, die massive Reformen umsetzen und deswegen zunächst Wachstumseinbußen erleiden, um dann strukturell gestärkt Wachstum zu generieren, treibende Kraft. Das nehmen wir zur Kenntnis. Gewinner sind derzeit einmal mehr USD und JPY. Die Tatsache, dass in beiden Ländern aggressive Defizitpolitik umgesetzt wird und das Thema Reform nicht angemessen auf der Agenda steht, interessiert weder Ratingagenturen angelsächsischer und US-Provenienz, noch interessiert es den Finanzmarkt. "Chapeau" an diese Finanzmarktfraktion!

Das ist bezüglich der USA schon ein starkes Stück, denn die aggressive Defizitpolitik der USA eröffnet ein neues Problem. Per März 2011, spätestens per April 2011, wird voraussichtlich laut US-Finanzministerium das offizielle Schuldenlimit von 14,3 Billionen USD (dann 98% des BIP) erreicht. Sofern der Kongress (Mehrheit Republikaner) keiner Erhöhung zustimmt, wird es problematisch für die Finanzierung und Funktionalität der öffentlichen Hand.

Dieser Umstand, dass das im Gegensatz zu der Eurozone unadressierte US-Defizit Fiasko am Markt undiskontiert bleibt, darf als Ausdruck einer asymmetrischen Wahrnehmung mit einem politischen Stallgeruch (unter anderem "Professionalität" der Einäugigkeit der Ratingagenturen) interpretiert werden. Man muss es aber nicht auf diese Weise interpretieren. Wer den "maßgeblichen" "Spin-Mastern" folgt, wird sich verweigern. Diese Gruppe der Verweigerer ist und bleibt potent. Diesbezüglich diskutieren wir intern zwischenzeitlich den Begriff "Opportunismus". "Food for thought!"

Die Wirtschaftsdaten, die in den letzten 24 Stunden veröffentlicht wurden, belegen überwiegendnachhaltige ökonomische Stärke, die zu großen Teilen für den "Mainstream" einenÜberraschungscharakter haben. Übrigens, die Tatsache, dass Fiskallagen den Konjunkturlagen folgen, scheint einigen Herrschaften nicht so recht bewusst zu sein. Nun denn ….

Kommen wir zu den Fakten:
  • Laut JP Morgan verzeichnete der globale Einkaufsmanagerindex für denDienstleistungssektor per Dezember einen markanten Anstieg von zuvor 54,6 auf 57,3Zähler. Damit wurde der höchste Stand seit Juli 2007 (Goldilocks time) markiert.

  • Der chinesische "Business Confidence Index" legte laut dem "National Bureau ofStatistics" per 4. Quartal 2010 von zuvor 135,9 auf 137,0 Punkte zu.

Aus der Eurozone kamen gemischte Signale:

Zunächst enttäuschten die Einzelhandelsumsätze per Berichtsmonat November mit einem Rückgang im Monatsvergleich um -0,8%. Die Prognose lag bei +0,3%. Im Jahresvergleich stellte sich ein Anstieg um 0,1% ein. Hier bleibt das Gesamtbild sehr durchwachsen.

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Der "Economic Sentiment Index" der Eurozone stieg per Dezember unerwartet von zuvor 105,1 (revidiert von 105,3) auf 106,2 Punkte. Die Prognose war bei 105,5 Zählern angesiedelt. Der Index hat damit das höchste Niveau seit Oktober 2007 erreicht. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Thema "Goldilocks" thematisiert. Bezüglich der Eurozone verdient dieses Indexniveau fraglos die aktuelle Geringschätzung des Finanzmarkts. Sie können sicherlich mit dem Stilmittel der Ironie umgehen?

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Damit jedoch nicht genug:

Der deutsche Auftragseingang der Industrie setzte einen unerwarteten massiven positiven Akzent. Per November kam es zu einer Zunahme um 5,2% im Monatsvergleich. Die Prognose für den aktuellen Monatswert November lag bei lediglich 0,9%. Die Auslandsnachfrage stellte den treibenden Faktor mit +8,2% im Monatsvergleich dar. Aber auch die Inlandsnachfrage legte um 1,5% zu.

Der Vormonatswert von +1,6% blieb unverändert. Im Jahresvergleich ergab sich ein Anstieg um 20,7% nach zuvor 18,1%.

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Aus den USA standen die Arbeitslosenerstanträge per 01.01.2011 auf der Agenda. Hier kam es zu einer Zunahme von revidiert 391.000 auf 409.000. damit wurde der deutliche Rückgang der Vorwoche erwartungsgemäß zum Teil korrigiert. Gleichwohl bleibt festzustellen, dass sich eine klare Tendenz zu geringen Erstanträgen unter Schwankungen ergibt. Die Verbesserungstendenzen am US-Arbeitsmarkt sind erkennbar und sie sind zunehmend auch konjunkturell spürbar.

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Zusammenfassend ergibt sich derzeit ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2950 - 1.3450 eröffnet neue Opportunitäten.
Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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