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Euro sehr freundlich gegenüber GBP und USD - IWF tendiert in unsere Richtung!

26.01.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.3690 (07.25 Uhr), nachdem im US-Handel Höchstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3704 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 82.05. In der Folge notiert EUR-JPY bei 112.30, während EUR-CHF bei 1.2895 oszilliert.

Gegenüber dem GBP und dem USD kann der Euro weiter Stärke ausbauen. In EUR-JPY ist Seitwärtsbewegung angesagt. Der CHF ist leicht befestigt im Rahmen technischer Korrekturen.

Die Schwäche des GBP ist sehr gut fundiert. Gestern enttäuschte das BIP Großbritanniens mit einem unerwarteten Rückgang um -0,5% im Quartalsvergleich (Prognose +0,5%) und lediglich +1,7% im Jahresvergleich. Das ist in der Tat ernüchternd. Gleichwohl ist es nicht wirklich erstaunlich. Länder, die massive Reformen umsetzen, befreien sich damit von unproduktiven Teilen der Wirtschaft und gesunden durch diese Maßnahmen. Das sehen wir in Griechenland, wir sehen es auch in Großbritannien. Was jetzt schmerzhaft ist, ist gleichzeitig die Grundlage nachhaltigen Wachstums in der Zukunft. Dieses Verständnis fehlte dem Finanzmarkt bisher bei Griechenland, offensichtlich fehlt es auch bei der Diskontierung der Situation in Großbritannien.

Damit aber nicht genug der Belastungsfaktoren für das GBP. Mervyn King, Gouverneur der Bank of England, erwartet, dass die Preisinflation in den kommenden Monaten auf bis zu 5% steigen wird. Das ist eine heftige Hausnummer. Das gilt um so mehr, als dass der Leitzins bei nur 0,5% liegt. Hier baut die BoE eine recht sportliche „Kaufkraft Burnrate“ für Investoren im GBP auf. Laut King wird sich die BoE bei Zinsentscheidungen an langfristigen Zielen orientieren. Was ist ein langfristiges Ziel? Kapitalvernichtung bei Investoren im GBP?

Er betonte, dass exogene Faktoren (Erhöhung indirekter Steuern, Ölpreise, höhere Importpreise) für den Anstieg der Inflation verantwortlich zeichnen. Das stimmt grundsätzlich. Wenn diese exogenen Faktoren aber endogene Folgen haben, das haben sie bei andauernden Preisbewegungen übrigens grundsätzlich, dann gilt es für Zentralbanken, dieser Entwicklung über Zinspolitik entgegen zu wirken! Zinserhöhungen würden nicht durch Inflationszahlen eingeleitet heißt es bei Mervyn King. Das nehmen wir zur Kenntnis und verweisen auf afrikanische Erfahrungen mit derartigen Ansätzen.

US Präsident Obama sagte in der Rede zur Lage der Nation, dass gezielte Einsparungen und die Stärkung der Zukunftsbranchen die Wege sind, um die USA dauerhaft aus der Krise zu führen. Das klingt erst einmal sehr gut. Eine Deckelung der Staatsausgaben soll der Defizitbekämpfung dienen. Das Ausgabenniveau soll für die kommenden fünf Jahre festgeschrieben werden. Auch das hört sich charmant an. Davon ausgenommen sind die Programme der Altersversorgung und der Krankenversicherung. Das ist verständlich bei seiner Politikausrichtung. Gerade diese Maßnahmen sind jedoch Defizittreiber! Das schwächt die Sparagenda beträchtlich.

Damit könnte laut Obama eine Reduktion der Defizite in den nächsten 10 Jahren um 400 Mrd. USD erfolgen. Das klingt gut. Bei Defiziten bei 1.400 - 1.700 Mrd. USD pro Jahr sind 400 Mrd. in 10 Jahren jedoch keine Lösung, sondern sie stellen bestenfalls einen Anfang dar, der nicht einmal dem ersten Reformansatz der Griechen im November/Dezember 2009 nahe kommt!

Der BDI erhöhte seine deutsche Wachstumsprognose auf 2,5% per 2011. Nun kommt weitere Bewegung in die Prognosen der konjunkturellen Entwicklungen.

Der IWF hat die globale Wachstumsprognose gestern von zuvor 4,2% auf 4,4% angehoben. Im kommenden Jahr unterstellt der IWF eine Zunahme um 4,5%. Wir freuen uns, dass damit eine Tendenz beschritten wird, die in unserem Jahresausblick 2011 bereits frühzeitig thematisiert wurde (Potential 4,7% - 5,0%).

Die globale Managementelite zeigt sich zuversichtlich. Die Vorstandschefs (Umfrage bei 1201 Managern) beurteilen die Wachstumsperspektiven für 2011 und die kommenden Jahre laut einer Studie der Wirtschaftsprüfergesellschaft Price Waterhouse Coopers (PWC) so optimistisch wie seit 2007 nicht mehr.

Vor diesem Hintergrund sind die aktuellen Abverkäufe der Rohstoffe und die verhaltene Diskontierung an den Aktienmärkten durchaus als ambitioniert zu betrachten. 2007/2008 dominierte der "Homo Euphoricus", derzeit treibt offensichtlich der "Homo Panicus" sein Unwesen. Wo ist nur der "Homo Oeconomicus" abgeblieben, dem die VWLer doch eigentlich huldigen …

Wir verweisen an dieser Stelle noch einmal auf unseren Jahresausblick 2011. 2007/2008 hatte die Konjunktur eine schlechte Qualität. Hoffnungswerte auf finalen Absatz (Opportunismus) und Kredit (Konsum) waren Treiber. Heute steht reale Nachfrage im Lager- und Investitionsgüterzyklus als Treiber auf der Agenda. Der Konsum ist maßgeblich von Arbeitseinkommen und nicht Kredit bestimmt. Die Qualität des aktuellen Aufschwungs ist im Gegensatz zu 2007/2008 extrem hoch! Das sollte den dominierenden "Homo Panicus" beschäftigen!


Wenden wir uns den gestrigen Veröffentlichungen zu:

Der "S&P Case/Shiller Home Price Index" lieferte im 20 Städtevergleich einmal mehr ein wenig erbauliches Ergebnis. Es kam den fünften Monat in Folge zu Preisrückgängen. Im Monatsvergleich lag das Minus bei -0,5% (Prognose -0,8%). Per November stellte sich im Jahresvergleich ein Rückgang um -1,6% (Prognose -1,4%) ein.

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Das US-Verbrauchervertrauen nach Lesart des "Conference Board" legte per Januar unerwartet von 53,3 auf 60,6 Punkte zu. Die Prognose lag bei 54,2 Zählern. Dieser Index ist sehr volatil. Ergo nehmen wir dieses Ergebnis mit Vorsicht zur Kenntnis, auch wenn es in unsere Erwartungshaltung ob der weiteren US-Konjunkturentwicklung passt.

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Der "Composite Index" des "Richmond Fed Manufacturing Survey" sank per Januar von zuvor 25 auf 18 Punkte. Damit bewegt sich dieser Index weiter deutlich über der Nullmarke auf expansivem Terrain.

Der Auftragsindex sank von 29 auf 17 Punkte. Der Beschäftigungsindex verharrte bei 14 Zählern. Der Index, der Aussagen über Investitionspläne zulässt, legte von 27 auf 29 Punkte zu. Insgesamt bleibt das Bild in dem Fed-Bezirk Richmond positiv ausgerichtet.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.3210 - 1.3240 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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