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Der Markt ist fokussiert auf das anstehende Gipfeltreffen am Donnerstag ….

19.07.2011  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute Morgen bei 1.4080 (07.50 Uhr), nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.4015 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 79.05. In der Folge notiert EUR-JPY bei 111.30, während EUR-CHF bei 1.1520 oszilliert.

Der Finanzmarkt ist fokussiert auf das anstehende Gipfeltreffen am Donnerstag, von dem erwartet wird, dass tragfähige und überzeugende Lösungen für die Defizitländer geliefert werden. Eine Vielzahl von Optionen ist derzeit in der Diskussion. Das ist grundsätzlich gut. Es gibt keine Denkverbote.

Damit steht die 18 Monate andauernde laute deutsche Vorfestlegung in den Diskussionen zur Disposition, sie ist zumindest gelockert.

Die Euro-Zone wird sich nach Darstellung der Bundesregierung bei der Erarbeitung eines zweiten Hilfspakets für Griechenland nicht einfach über Bedenken der Europäischen Zentralbank (EZB) hinwegsetzen. "Das zweite Griechenland-Paket wird sicher im Konsens mit der EZB passieren", sagte ein Sprecher des Finanzministeriums am Montag in Berlin. Er fügte hinzu: "Auch der Internationale Währungsfonds wird dabei sein."

EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte in einem Interview Kritik am Krisenmanagement der Euro-Zone geäußert. Zudem lehnte er erneut Hilfsmodelle ab, die zu einem vollständigen oder teilweisen Zahlungsausfall des Landes führen.

Diese Position Trichets mag nach den Worten des EZB-Ratsmitglieds Nowotny nicht mehr ganz so sakrosankt ausfallen. Nach Ansicht des EZB Ratsmitglieds Nowotny muss ein teilweiser Zahlungsausfall Griechenlands nicht zwingend schwere negative Folgen haben. Es gäbe viele Möglichkeiten, von einem klaren Zahlungsausfall bis zu einem teilweisen Zahlungsausfall. Das müsse sehr ernsthaft diskutiert werden.

Die Einlassungen des griechischen Finanzministers Venizelos gehen in die richtige Richtung, in dem sie einerseits den Fehler der Bush-Administration in der Behandlung des Falls Lehman mit den folgenden Dominoeffekten herausstellen und andererseits Ausdruck der Bereitschaft sind, alle Beteiligten bei einer erfolgreichen Lösungsfindung nachhaltig einzubinden.

In der aktuellen Debatte wird deutlich, dass den Beteiligten die Bedeutung einer tragfähigen und überzeugenden Lösung nicht auf Minimalbasis, sondern als großer Wurf bewusst ist.

Es geht nicht nur um Griechenland oder die europäischen Defizitländer, sondern es geht um das globale Finanzsystem, um die globale Konjunkturerholung, die unter zyklischen Gesichtspunkten die beste Qualität seit Anfang der 50er Jahre hat als auch schlussendlich um die Fortsetzung der spektakulären fiskalischen Gesundung Deutschlands.

Letztere Einlassung zielt auf die Kräfte in Berlin & Co. ab, die die finanziellen und ökonomischen Vernetzungen, die Grundlage des deutschen Aufschwungs sind, nicht wahrnehmen wollen und verdrängen, dass Deutschland der größte Nutznießer der globalen Intervention in der Größenordnung von 33.500 Mrd. USD oder 60% der Weltwirtschaftsleistung in der Phase 2008/2009 war. Manchmal tut Demut gut!


Kommen wir zu den gestrigen Veröffentlichungen:

Die TIC Kapitalzuflüsse stellten sich in den USA auf 23,6 Mrd. USD nach zuvor 30,6 Mrd. USD per Berichtsmonat Mai. Der Blick auf den beigefügten Chart verdeutlicht die abnehmende Tendenz in den letzten 10 Monaten. Mehr gibt es hier nicht zu sagen. Bezüglich der Reformunfreudigkeit und der unadressierten strukturellen Defizite als auch der desolaten politischen Lage sollte das nicht verwundern.

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Der "NAHB Housing Market Index", der die Gemütslage der Bauträgergesellschaften in den USA abfragt und als Frühindikator des Wohnimmobilienmarkts gilt, lieferte per Berichtsmonat Juli einen Anstieg von zuvor 13 auf 15 Punkte. Die Prognose war bei 14 Zählern angesiedelt. Wir freuen uns über diese leichte "Outperformance".

Losgelöst von dem höheren Wert beschreibt das aktuelle Indexniveau unverändert eine äußerst ausgeprägte rezessive Gesamtsituation in diesem Sektor der US-Wirtschaft. Das wird sich kurzfristig auch nicht ändern. Der Weg zu 50 Punkten, die eine neutrale Situation beschreiben würden, ist unverändert sehr weit!

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Die Anzahl der wichtigen Zahlen von heute ist übersichtlich. Am interessantesten ist die Entwicklung des ZEW-Index. Die befragten Finanzmarktteilnehmer dürften sich weiter an ausgeprägter Risikoaversion laben. Ergo ist die Prognose bei -12,4 nach -9,0 voraussichtlich nicht unrealistisch. Die hier getroffene Aussage ist derzeit nicht ökonomisch, sondern schlussendlich politisch geprägt.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, dass den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten der Tiefstkurse 1.3835 neutralisiert den positiven Bias.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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