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Euro: Das Dorf zerstören, um es zu retten

30.11.2011  |  GoldMoney
Die Nachricht, dass der Internationale Währungsfonds der Eurozone unter Umständen zur Hilfe kommen könnte, sorgte unter Anlegern gestern für rasche Aktien- und Rohstoffkäufe. An den globalen Aktienmärkten ging es infolge dessen aufwärts. Bislang sind der Mainstream-Presse allerdings nur vage Details zu entnehmen, wie genau sich die Hilfe des IWF gestalten könnte.

Zudem wurden Zweifel daran laut, dass der IWF angesichts der sich verschlechternden Lage in Europa überhaupt in der Lage sei, schnell genug zu reagieren. Mit Blick auf die ökonomische Dringlichkeit und Brisanz ist es aber wahrscheinlich, dass sich alle bürokratischen Schwerfälligkeiten dieser Organisation überwinden lassen.

Auch Gold und Silber hatten gestern Gewinne zu verbuchen. Der Goldpreis schob sich auf 1.715 $ pro Unze vor und Silber konnte wieder die 32 Dollar Marke durchbrechen. Manchen dürfte es jedoch Sorgen bereiten, dass Gold derzeit weniger die Funktion eines Sicheren Hafens übernimmt und stärker wie eine Risikoanlage reagiert - d.h. gute Nachrichten geben dem Preis Auftrieb, schlechte Nachrichten lassen ihn fallen. Gold kauft man doch schließlich zur Absicherung gegen Risiken.

Teilweise liegt es daran, dass die schlechten Nachrichten in den vergangenen Monaten hauptsächlich aus Europa kamen, was verstärkt zu einer Flucht in den US-Dollars führte. Für gewöhnlich schneidet Gold aber am besten ab, wenn der Greenback gegenüber anderen Währungen schwächer wird und wenn sein Status als Weltreservewährung in Frage gestellt wird. So düster die langfristigen Aussichten für den US-Dollar auch sein mögen, in den letzten Monaten wurde ihm ein weiteres Mal Vollstreckungsschutz gewährt. Oder wie man im Jargon der Marktanalysten zu sagen pflegt: Der Greenback ist derzeit der Gesündeste unter Kranken.

Gold und Dollar stehen also im Wettstreit um den Status des Sicheren Hafens. Auf lange Sicht besteht jedoch kein Zweifel daran, dass Gold diese Schlacht gewinnen wird. Allein der schreckliche Zustand der US-Finanzen wird dafür sorgen. Kurzfristig können die Märkte jedoch irrational und unvorhersehbar reagieren. Gerade Händler und Investoren wurden so konditioniert, dass sie den Dollar als den heiligen Gral des Weltfinanzsystems wahrnehmen - als die Sonne, um die herum sich der gesamte Markt dreht und funktioniert.

Mit anderen Worten: Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Es ist gar keine so große Überraschung, dass Marktpaniken immer noch für steigende Dollarkurse sorgen können - auch wenn hinter dieser Dynamik nicht viel mehr steckt, als eine sich selbst erfüllende Prophezeiung.

Zurück nach Europa: Die Eurozone, und besonders die Deutschen, haben es mit einem bitteren Paradox zu tun. Gregor Macdonald, der unter anderem Beiträge für GoldMoney verfasst, brachte dieses Paradox letzten Freitag in einem Tweet auf den Punkt. "Die Widerspenstigkeit der Deutschen und das Chaos in der EU könnten das am meisten Gefürchtete Wirklichkeit werden lassen: eine Flucht aus der Währung. Und der Zusammenbruch der Staatsanleihenmärkte ist der Anfang."

Anders ausgedrückt ist die Nachfrage nach einer Währung für deren Stabilität mindestens so wichtig wie das Angebot. Ein Einbruch der Euronachfrage, bedingt durch Investorenflucht aufgrund politischer und sozialer Unwägbarkeiten, könnte letztendlich schwere Inflation in der Eurozone nach sich ziehen - möglicherweise sogar Hyperinflation.

Und all das nur, weil sich die deutsch dominierte Europäische Zentralbank - aus Angst vor der Möglichkeit eines Währungszusammenbruchs, wie ihn die Weimarer Republik schon erlebt hatte - weigert, der Geldschöpfung im großen Stil zuzustimmen!

Den Deutschen schlägt nun die Ironie der Geschichte ins Gesicht: Die EZB muss drucken, um den Euro zu retten. Oder in den Worten eines US-Soldaten während eines Einsatzes im Vietnamkrieg: "Um das Dorf zu retten, müssen wir es zerstören."


© GoldMoney News Desk
www.GoldMoney.com/de



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