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Wenn der Markt in eine Richtung will, ist nichts unmöglich…

14.04.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.0587 (07.55 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.0522 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 119.73. In der Folge notiert EUR-JPY bei 126.20. EUR-CHF oszilliert bei 1.0316.

Auch Gestern wurde der Markt von der Euphorie nach dem FED-Protokoll der letzten Woche getragen. Die einseitige Betrachtung und gesteigerte Erwartungshaltung an eine Zinswende haben sich seit der Bestätigung des FOMC, dass man die hohen Wechselkurse nur als temporäres Thema sieht, weiter ausgebaut.

Doch nicht nur gegenüber dem Dollar tut sich der Euro schwer, es gab Abgaben auf breiter Front gegenüber den wichtigen Währungen die Sterling Pound und Yen. Zumindest die Yen-Schwäche hat aber einen klaren Hintergrund. Ein Berater der Bank oft Japan hat sich nämlich deutlich zu den Wechselkursen des Yen geäußert und erklärt, dass man auch mit einem deutlich stärkeren Yen zufrieden (105 EUR/YEN) sei. Dies wäre eine deutliche Umkehr der bisherigen Notenbankpolitik, die vor Allem auf Entwertung des Yen gesetzt hatte. Sollten diese Aussagen bestätigt werden, würde hier eine deutliche Umkehr der bisherigen Politik im Raum stehen.

Von der Konjunkturseite gab es keine großen Überraschungen, die lancierten Zahlen entsprachen den Erwartungen.

Das Federal Budget (Teilmenge des öffentlichen Haushalts) stellt sich per März auf 52,9 Mrd. US-Dollar. Vor einem Jahr lag das Defizit bei 36,9 Mrd. US-Dollar. Die Einnahmen stiegen in dem Zeitraum um 8,5 Prozent, während die Ausgaben um 13,6 Prozent kletterten. Während der ersten Hälfte des Fiskaljahres stellt sich das aggregierte Defizit auf knapp 440 Mrd. US-Dollar.

Am 17. März wurde das bisherige Schuldenlimit von 18 Bill. US-Dollar überschritten. Dank kreativer Rechnungslegung können die Ausgaben weiter deutlich die Einnahmen übersteigen, denn erst im Oktober bzw. November wird die Anpassung der Schuldenobergrenze unumgänglich. Bis dahin laufen die Ausgaben für staatliche Angelegenheiten ungehindert weiter. Vor der anstehenden Präsidenten-Wahl im kommenden Jahr haben beide große Parteien vor das Defizit in den Griff zu bekommen.

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Da die Woche aus europäischer Sicht ruhig beginnt, können wir einen Blick auf Zahlen aus Italien werfen. Dem Land wird nach drei Jahren Rezession in 2015 erstmals wieder ein BIP-Wachstum von 0,6 Prozent zugetraut. Gegenüber dem Vormonat legte die Industrieproduktion um 0,6 Prozent zu. Dies war das stärkste Sektor-Wachstum seit Juni 2014.

Auf Jahressicht fiel die Produktion um 0,2 Prozent schwächer aus als im Februar 2014. Die Einkaufsmanagerindex in Italien und der Eurozone deuten darauf hin, dass sich die Erholung im zweiten und dritten Quartal beschleunigen wird.

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Die heute um 11 Uhr auf der Agenda stehenden Produktionsdaten aus der Eurozone sollten den positiven Trend bestätigen. Wir gehen nach einem schwachen Vormonat (-0,1%) von einer deutlichen Erholung aus (+0,4%).

Allerdings ist der Markteinfluss der US-Zahlen noch größer. Hier wird ebenfalls ein deutlich besseres Ergebis bei den Einzelhandelsumsätzen erwartet als im Vormonat. Die letzten drei Monate waren allesamt stark rückläufig. Aufgrund der schwachen konjunkturellen Verfassung sehen wir hier deutliches Überraschungspotenzial im negativen Bereich.

Die Entwicklung der Konsumentenkredite, die über variable Darlehen augegeben werden, zeigen den Trend. Der letzte Monat war der schwächste Seit Dezember 2010. Dies hat nichts mehr mit winterlichen Temperaturen zu tun, sondern ist vielmehr ein Abbild darüber, wie die US-Verbraucher ihre Zukunft einschätzen.

Die NCAM (Nationale Vereinigung der Kreditexperten) warnt vor größeren Problemen. Ohne zusätzlichen Kredit kann die US-Wirtschaft nicht über den Konsum wachsen, der über 70 Prozent der Wirtschatfsleistung ausmacht.

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Die Wetterthematik auch aus deshalb interessant, weil sie wenn überhaupt nur in wenigen Regionen für Probleme gesorgt hat. Die mediale Begleitung war dagegen gigantisch.

Übrigens, laut einem Bericht der FED Chicago, die einen Bericht über die Einflüsse des Wetters auf die Wirtschaft untersucht hat, kam heraus, dass dieses Argument nur ein Ablenkungsmanöver sein kann.

“The results show that weather effects can have a significant impact on local employment and housing activity, however, when you add it up for the nation it becomes very hard to quantify. Looking back at the very severe winter of 2013-14 they find that bad weather can only explain part of the weakness at the start of the year.“ © Chicago Fed -“The effect of winter weather on U.S. economic activity”

Fazit: Das Gros der US-Wirtschaft hat nämlich kein Wetter, sondern ein Strukturproblem.

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Aktuell ergibt sich ein Szenario, das den Euro gegenüber dem USD favorisiert. Ein Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.0480 – 1.0500 neutralisiert den positiiven Bias.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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