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Und täglich grüßt das Murmeltier

16.08.2016  |  Eugen Weinberg
Energie

Auch wenn eigentlich kein Marktbeobachter mit einer Einigung auf Produktionsobergrenzen beim Treffen in Algerien Ende September rechnet, sorgen die Diskussionen darüber wie schon im Frühjahr für Preisauftrieb. Schon wieder reisen die venezolanischen Minister um die Welt, um andere Länder für eine Einigung zu gewinnen. Venezuela selbst kann zwar glaubhaft versichern, dass es seine Produktion nicht ausweiten wird. Der Grund dafür ist aber schlichtweg die fehlende Finanzkraft.

Es bleibt festzustellen, dass die Differenzen zwischen den Ölproduzenten u.E. kaum überwindbar sind. Damit ist auch der Erfolg eines Abkommens zweifelhaft. Aus unserer Sicht hat diese "Strategie" im Frühjahr nur funktioniert, weil sie von einem Produktionsrückgang in den USA und überraschenden massiven Angebotsausfällen in anderen Ländern (u.a. Kuwait, Kanada, Nigeria) flankiert war. Ob auch diesmal die Weltölproduktion sinkt, ist jedoch fraglich. Denn die US-Energiebehörde EIA rechnet zwar laut Drilling Productivity Report im September mit einem weiteren Rückgang der täglichen US-Schieferölproduktion um 85 Tsd. Barrel auf 4,47 Mio. Barrel.

Aber die Gesamtproduktion soll laut EIA-Monatsbericht bis zum Jahresende auf dem aktuellen Niveau von ca. 8,45 Mio. Barrel pro Tag verharren. Diese Schätzung liegt damit fast 200.000 Barrel täglich höher als noch vor einem Monat. Wir sind überzeugt, dass der jüngste Preisanstieg stark spekulativ getrieben war. Dementsprechend negativ könnte die Reaktion der Marktteilnehmer auf ungünstige Lagerberichte, sprich höhere Lagerbestände oder Produktion, vom API (heute Abend) und DOE (morgen) ausfallen.

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Edelmetalle

Unterstützt durch einen schwächeren US-Dollar kommt es bei den Edelmetallen heute Morgen zu einer Erholungsbewegung. Gold steigt auf knapp 1.350 USD je Feinunze und Silber nähert sich wieder der Marke von 20 USD je Feinunze. Nach dem starken Abfluss am Tag zuvor verzeichneten die Gold-ETFs gestern wieder einen kleinen Zufluss. Platin verteuert sich am Morgen auf 1.125 USD je Feinunze, nachdem es gestern noch 15 USD niedriger auf einem 2½-Wochentief aus dem Handel ging.

Auch Palladium legt von seinem gestrigen 3-Wochentief um 15 USD auf knapp 700 USD je Feinunze zu. Im Gegensatz zu Gold setzen sich bei Palladium die ETF-Abflüsse allerdings fort. Seit Monatsbeginn wurden die Bestände der von Bloomberg erfassten Palladium-ETFs mittlerweile um 102 Tsd. Unzen abgebaut, seit Jahresbeginn um 248 Tsd. Unzen. Dies entspricht mehr als einem Monat der südafrikanischen Palladiumproduktion.

Das aus den ETF-Abflüssen resultierende zusätzliche Angebot kompensiert derzeit offenbar die stärkere Nachfrage aus der Automobilindustrie. Ende letzter Woche hatte der Verband der chinesischen Automobilhersteller die zuvor von privater Seite berichteten guten Autoabsatzzahlen für Juli bestätigt (siehe TagesInfo Rohstoffe vom 10. August). Allerdings haben die Händler den Käufern auch hohe Rabatte angeboten, um ihre Lagerbestände zu reduzieren. Darüber hinaus wirkt noch die im letzten Jahr eingeführte Steuersenkung für Autos mit kleineren Motoren. Seit Jahresbeginn wurden in China mit 12,6 Mio. Autos 11% mehr verkauft als zur gleichen Zeit im Vorjahr.


Industriemetalle

Daten der Wirtschaftsvereinigung Stahl zufolge ist die Stahlproduktion in Deutschland im Juli im Jahresvergleich um gut 6% auf 3,4 Mio. Tonnen gefallen. Der Verband zeigt sich aber zuversichtlich, dass sich die Produktion in den nächsten Monaten dank einer guten Auftragslage stabilisieren wird. Auch in China wurde im Juli weniger Stahl hergestellt. Gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros ist die Produktion im Vergleich zum Vormonat um 3,8% auf 66,8 Mio. Tonnen gesunken. Dies war in erster Linie auf die temporäre Produktionsdrosselung in der Stadt Tangshan in der Provinz Hebei wegen Gedenkfeierlichkeiten zurückzuführen.

In Tangshan wird die größte Menge Stahl in einer Stadt in China produziert. Daneben trugen wohl verschärfte Umweltrichtlinien der chinesischen Regierung zum Produktionsrückgang bei. Im Vergleich zum Vorjahr wurde aber 1,5% mehr Stahl hergestellt und auch seit Jahresbeginn liegt die Stahlproduktion mit 466,5 Mio. Tonnen nur 0,5% unter dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Hierbei boten offenbar eine höhere lokale Nachfrage im Zuge von Stimulierungsmaßnahmen, gestiegene Stahlpreise und anhaltend hohe Exportaufträge die nötigen Anreize zur hohen Produktionsrate.

Im Zuge der hohen Stahlproduktion ist auch die Nachfrage nach Eisenerz gestiegen, was sich zum einen in nahezu rekordhohen Importen widerspiegelt und zum anderen zu gestiegenen Preisen geführt hat. Eine Tonne Eisenerz kostete gestern laut Metal Bulletin mehr als 60 USD.


Agrarrohstoffe

Der Baumwollpreis ist innerhalb einer Woche um fast 10% gefallen und handelt aktuell wieder unter der Marke von 70 US-Cents je Pfund. Damit wurden fast alle Gewinne seit Mitte Juli wieder rückgängig gemacht. Die Begründung für den Preisrückgang liest sich genauso absurd wie die für den Preissprung vor Monatsfrist. Angeblich sollen die jüngsten WASDE-Schätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums USDA dafür verantwortlich sein. Nicht nur, dass diese erst am Freitagabend veröffentlicht wurden und damit nicht einmal die Hälfte des Preisrückgangs erklären könnten.

Schaut man auf die besagten Schätzungen für 2016/17, so erkennt man, dass das USDA die Prognose für die weltweite Baumwollproduktion um gut 200 Tsd. Tonnen nach unten revidiert hat, die Prognose für den weltweiten Verbrauch dagegen nur um gut 70 Tsd. Tonnen. In der Folge steigt das vom USDA erwartete Angebotsdefizit auf mehr als 2 Mio. Tonnen. Die globalen Lagerendbestände sollen sogar um 365 Tsd. Tonnen niedriger ausfallen als bislang erwartet. Der Großteil der genannten Revisionen entfiel auf China.

Die Lagerbestände in China sollen auf gut 11 Mio. Tonnen fallen. Innerhalb von zwei Jahren wären sie somit um 3,75 Mio. Tonnen gesunken. Damit zeichnet sich ab, dass China bald wieder mehr Baumwolle importieren wird. Einzig die leicht nach oben revidierte Produktionsschätzung für die USA und der damit verbundene etwas stärkere Anstieg der US-Lagerbestände lassen sich als preisbelastend einstufen.



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