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Japanische BIP überrascht positiv - negativer BIP Deflator ein treibender Faktor

14.02.2008  |  Folker Hellmeyer
Anmerkung und Korrektur zum gestrigen Forex Report bezüglich des "Baltic dry Index":

Die gestern an dieser Stelle geäußerten Schlussfolgerungen aus dem Rückgang des Index haben sich nicht als belastbar erwiesen. Der Hintergrund des thematisierten Einbruchs des Index stellt eine Anomalie dar, die seit dem 29. Januar 2008 weitestgehend neutralisiert ist. An der grundsätzlichen Schlussfolgerung aus den verfügbaren Wirtschaftsdaten der westlichen Hemisphäre über den Verlust an Konjunkturdynamik ändert das nichts. Dieser Index ist hinsichtlich der jüngeren Vergangenheit jedoch nicht als Beleg für diese Entwicklung geeignet. Ich bedanke mich ausdrücklich bei den Lesern aus der maritimen Welt für die prompte Resonanz und Chance für die Richtigstellung.

Folker Hellmeyer





Japanische BIP überrascht positiv - negativer BIP Deflator ein treibender Faktor!

Der Euro eröffnet heute bei 1.4570, nachdem in den letzten 24 Handelsstunden maßgeblich Konsolidierung in enger Bandbreite dominierte. Der USD konnte trotz überraschend positiven "realen" Wachstums in Japan gegenüber dem USD zulegen und notiert aktuell bei 108.35. "Carry-Trades" sind im Zuge freundlicher und fester Aktienmärkte wiederbelebt. Sowohl EURJPY (157.85) als auch EUR-CHF (1.6145) konnten an Boden gewinnen.

Die Industrieproduktion der Eurozone sank per Dezember im Monatsvergleich um 0,2%, nachdem bereits per November ein Rückgang um 0,4% zu verzeichnen war. Im Jahresvergleich ergab sich nur noch ein Zuwachs um magere 1,3%. Per August lag dieser Wert noch bei soliden 4,6%. Anzeichen einer konjunkturellen Abkühlung vermehren sich aus der Eurozone.

Die Daten aus den USA lieferten ein ambivalentes Bild. Einzelhandelsumsätze legten per Januar wider Erwarten um 0,3% zu. Ohne Autos und Benzin stellte sich ein unverändertes Ergebnis ein. Der wesentlichste Beitrag zum Anstieg wurde durch den Absatz an Tankstellen mit einem Anstieg um 2,0% geliefert. Erhöhte Energiepreise und damit Preiserhöhungen sind damit als wesentlichste Ursache des Umsatzanstiegs zu klassifizieren.

Im Jahresvergleich lag die Zunahme der Einzelhandelsumsätze bei 3,9% nach zuvor 3,7%. Diese Datenreihe ist nicht inflationsbereinigt. Die Lagerbestände nahmen in den USA per Dezember um 0,6% zu. Der Absatz ging insgesamt um 0,5% zurück. Damit legte das Verhältnis zwischen Lagerbestand und Absatz von 1,25 auf 1,26 Monatsumsätze zu. Insgesamt konnten die US-Daten nicht überzeugen.

Das japanische BIP per 4. Quartal 2007 wuchs um 0,9% gegenüber dem Vorquartal. Erwartet war ein Zuwachs um 0,4%. Das Vorquartal wurde von +0,4% auf +0,3% revidiert. Im Gesamtjahr 2007 kam es nach den aktuellen Berechnungen zu einem Anstieg des BIP um 2,1%. Der BIP Deflator stellte sich laut den Berechnungen der Japaner auf -1,3% im Jahresvergleich nach zuvor -0,4% (Prognose -0,9%). Nominal nahm das BIP in Japan im Quartalsvergleich um 0,3% nach zuvor 0,2% zu.

Wesentlichen Anteil hatten neben dem negativen Deflator Nettoexporte mit einem Anteil von 0,4% und der Investitionssektor mit 0,5% am Wachstum. Wir nehmen dieses Wachstum in Japan zur Kenntnis. Nachhaltige Revisionen dieses Wachstumswerts sind im Zeitverlauf der nächsten 24 Monate nicht auszuschließen. Um der hier anklingenden Skepsis sachlichen Ausdruck zu verleihen, erlauben wir uns ein paar Charts der japanischen „Leistungskurve“ anzudienen:

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Obige Charts passen nicht notwendig zu einem Bild, das ein anualisiertes Wachstum von 3,7% mit sich bringen sollte. "Food for thought!"

Heute erwarten wir die Veröffentlichung des BIP der Eurozone per 4. Quartal 2007. Analysten unterstellen einen Anstieg um 0,30% im Quartalsvergleich nach zuvor 0,80% per 3. Quartal 2007.

Im Gegensatz zu Japan (...) dürfte hier die globale Abschwächung der Weltkonjunktur sichtbar werden. Entsprechend erlauben wir uns, den Datenkranz der Eurozone sehr ernst zu nehmen.

Aus den USA folgen Arbeitslosenerstanträge per 08.02.2008. Marktbeobachter erwarten eine unwesentliche Abnahme von 356.000 auf 347.000. Im Fokus steht heute das US-Handelsbilanzdefizit per Dezember. Die Konsensusprognose ist bei -61,50 Mrd. USD nach zuvor -63,12 Mrd. USD angesiedelt. Fakt ist, dass losgelöst von monatlichen Schwankungen die strukturelle Defizitsituation anhält und dem unverändert innenpolitisch in den USA nicht im erforderlichen Maße entgegengewirkt wird. Lediglich nachhaltige Abweichungen von den Konsensuswerten sind geeignet, Marktwirkung zu entfalten.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD aus politischen, psychologischen und technischen Gründen favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.4830 - 60 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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