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Euro gewinnt gegen USD leicht an Boden - interessante Erkenntnisse aus ...

15.02.2008  |  Folker Hellmeyer
Euro gewinnt gegen USD leicht an Boden - interessante Erkenntnisse aus Washington …

Der Euro hat sich gegenüber dem USD befestigt und eröffnet heute bei 1.4660. Der USD notiert gegenüber dem JPY aktuell bei 108.00 und bewegt sich damit stabil auf dem zuletzt erhöhten Niveau. Die „Carry-Trades“ EUR-JPY (158.25) und EUR-CHF (1.6080) liefern ein uneinheitliches Reaktionsmuster auf die jüngsten Einlassungen und Veröffentlichungen.

Die erste Schätzung des BIP der Eurozone per 4. Quartal 2007 offerierte mit einem Anstieg um 0,4% im Quartalsvergleich eine sanfte positive Überraschung. Die Konsensusprognose war bei 0,3% angesiedelt. Im Jahresvergleich stellte sich der Anstieg auf 2,3% (Prognose 2,2%). Wesentliche Marktwirkung ging von dieser Veröffentlichung nicht aus.

Die US-Arbeitslosenerstanträge stellten sich per 9. Februar auf 348.000 nach zuvor 357.000. Diese Quasi-Punktlandung lieferte keine neuen Erkenntnisse. Die Einlassung von Herrn Evans, Präsident der Fed Chicago, dass die Situation am US-Arbeitsmarkt nicht länger positiv aussehe, ist ungleich aussagefähiger.


Das US-Handelsbilanzdefizit sank per Dezember unerwartet von zuvor 63,1 Mrd. USD auf 58,8 Mrd. USD. Wir nehmen diese Schwankung zur Kenntnis. Eine strukturelle Gesundung ist unverändert nicht erkennbar. Die Schwankungen der letzten Monate sind als "natürliche" Volatilität zu interpretieren.

Im Fokus des gestrigen Tages standen Bernankes und Paulsons Aussagen vor dem Senatsausschuss. Ben Bernanke lieferte gestern jedoch keine neuen Erkenntnisse bei der Senatsanhörung. Schwächerem Wachstum im ersten Halbjahr 2008 sollte stärkeres Wachstum im zweiten Halbjahr 2008 folgen. So weit zum grundsätzlichen Stil, Optimismus zu verbreiten. Weitere Zinssenkungen sind nicht ausgeschlossen.

Von hervorgehobener Bedeutung sind die Einlassungen von US-Finanzminister Paulson. USFinanzminister Paulson sagte gestern vor dem Senatsausschuss, dass man sich die Hypothekenbanken vorknöpfen würde (… to be all over them …), sofern die Hypothekenbanken nicht Hilfe stellend mit Zinserleichterungen (rate resets) flankierend agieren würden. Im Hinblick auf die Signifikanz der Äußerungen bieten wir den O-Ton unserer Quelle IDEA an: "US Secretary Paulson stated in Q&A session to the Senate Banking Committee that if the mortgage industry is not aiding in rate resets, "We will be all over them."

Hier wird ein Rechts- und Vertragsverständnis offenbar, das ordnungspolitisch mehr als fragwürdig ist. Was hat eine Regierung in bilateralen Hypothekenverträgen zu suchen? Wie kann es sich ein Finanzminister erlauben, ohne sachliche Rechtsgrundlage Drohkulissen aufzubauen? Was sagt dieses Verhalten über Rechtssicherheit und darüber hinaus über Beliebigkeit aus? Wie passt derartiges Verhalten zu dem ordnungspolitischen Rahmen einer freiheitlich organisierten Gesellschaft?

Natürlich darf ein Finanzminister um Kompromisse kämpfen, die seiner Meinung nach einer Stabilisierung der Krisenlage dienen. Er sollte aber dabei aber fraglos nicht die Grundlagen des ordnungspolitischen Rahmens in Frage stellen. "Food for thought!"

Heute steht eine Phalanx an Veröffentlichungen an. Besondere Aufmerksamkeit kommt dabei den Daten aus den USA zu. Hervorgehobene Bedeutung haben heute
  • der "NY Fed Manufacturing Index",
  • die US-Industrieproduktion
  • und das Verbrauchervertrauen der Uni Michigan.


Hinsichtlich weiterer Daten verweisen wir auf die anschließende Datenbox. Wir werden uns am Montag dezidiert mit den Ergebnissen auseinandersetzen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD aus politischen, psychologischen und technischen Gründen favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.4830 - 60 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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