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Finanzmärkte zunächst auf leichtem Konsolidierungskurs - US-Zinsentscheidung ...

18.03.2008  |  Folker Hellmeyer
Finanzmärkte zunächst auf leichtem Konsolidierungskurs - US-Zinsentscheidung im Fokus!

Der Euro eröffnet heute bei 1.5775, nachdem gestern in Europa Tiefstkurse bei 1.5685 markiert wurden. Der USD notiert aktuell gegenüber dem JPY bei 97.25. Carry-Trades haben sich auf ermäßigtem Niveau leicht stabilisiert. EUR-JPY stellt sich aktuell auf 153.30 und EUR-CHF liegt bei 1.5495.

Insgesamt ergab sich am Finanzmarkt ein leichter Konsolidierungskurs, der nach den Erschütterungen der Vortage die Emotionalität der Marktteilnehmer beschwichtigte.

Gestern stand ein Phalanx an US-Daten zur Veröffentlichung an. Insgesamt ergab sich ein ambivalenter Datencocktail:
  • Das Leistungsbilanzdefizit per 4. Quartal 2007 signalisierte mit einem Defizit in Höhe von 172,9 Mrd. USD leichte Entspannungssignale. Erwartet war ein Fehlbetrag in Höhe von 184,1 Mrd. USD nach zuvor 177,4 Mrd. USD.
  • Die TIC-Kapitalzuflüsse per Januar stellten sich auf 62,0 Mrd. USD nach zuvor 56,5 Mrd. USD. Prognostiziert war ein Zufluss in Höhe von 55,0 Mrd. USD.
  • Der "NY Empire State Manufacturing Index" markierte per März mit -22,2 Punkten (Prognose -8,0) den tiefsten Stand in der Historie dieses Index. Die Subindices spiegelten diese Schwäche jedoch nicht. So verbesserte sich der Auftragsindex deutlich von -11,9 auf -4,7 Punkte. Der Beschäftigungsindex legte von -2,1 auf +4,5 Punkte zu.
  • Die Industrieproduktion enttäuschte per Februar mit einem Rückgang um 0,5%. Erwartet war eine Abnahme um lediglich 0,1%. In der Folge sank die Kapazitätsauslastung von 81,5% auf 80,9%.
  • Der "NAHB-Housing Market Index" verharrte per März erwartungsgemäß bei 20 Punkten und signalisiert damit weiter solide Rezession am Wohnimmobilienmarkt.

Heute stehen erneut Daten aus den USA im Mittelpunkt des Interesses. Der Datenreigen wird mit den Neubaubeginnen (990.000 nach 1.012.000 erwartet) und den Baugenehmigungen (1.020.000 nach 1.061.000 prognostiziert) per Februar eröffnet. In beiden Kategorien werden weitere Rückgänge unterstellt. Eine nachhaltige Kehrtwende ist in diesem Sektor der US-Wirtschaft nicht ansatzweise erkennbar.

Die Erzeugerpreise per Februar sollen laut Konsensusprognose um 0,3% im Monatsvergleich zugelegt haben. Im Vormonat ergab sich ein Anstieg um 1,0%. Energiepreise spielen unverändert eine dominante Rolle. Obige Datensätze sind voraussichtlich nicht geeignet, dem USD nachhaltige Unterstützung zu verleihen.

Im Fokus steht heute die Zinsentscheidung des Offenmarktausschusses in den USA. Analysten unterstellen, dass der Offenmarktausschuss den Zielsatz der Fed Funds von aktuell 3,00% auf 2,25% senken wird. Einige mutige Protagonisten unterstellen gar einen Zinsschritt von 100 Basispunkten.

Die aktuelle globale Finanzkrise hat ihre Ursachen auf strukturellem Gebiet. Es handelt sich dabei um Mängel der Regulierung der Derivate, der Hedge Funds, bilanzieller und nicht bilanzieller Darstellungsmöglichkeiten, zu neoliberaler Ausgestaltung der Themen Fusion und Übernahme im
Rahmen der Globalisierung und einer Fokussierung vieler (Investment)Banken solitär auf Profitabilität unter Vernachlässigung der vornehmsten Aufgabe der Banken, der Kreditwürdigkeitsprüfung und der Kreditüberwachung.

Diese Problemfelder lassen sich nicht durch Zinssenkungen heilen. Mit Zinssenkungen kann derzeit die Stimmung aufgehellt werden. Dabei ist darauf zu achten, keine Überdosierung vorzunehmen, da ansonsten die Pfeile der Stimulans zu schnell verschossen werden. Entsprechend wünsche ich dem Offenmarktausschuss die Weisheit, die Markterwartungen mit einem Zinsschritt von "nur" 50 Basispunkten zu enttäuschen. Damit würde übrigens der USD deutlich stabilisiert und der Hund würde mit dem Schwanz wackeln und nicht umgekehrt …

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den Euro favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.5500 - 30 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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