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Daten aus den USA teilweise besser als erwartet, aber nicht überzeugend!

25.03.2008  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute bei 1.5550, nachdem am Montag Tiefstkurse knapp oberhalb der Marke von 1.5340 markiert wurden. Der USD notiert gegenüber dem JPY aktuell bei 100.20. Höchstkurse wurden zwischenzeitlich bei 101.00 erreicht. "Carry-Trades" zeigen sich erholt. EUR-JPY stellt sich derzeit auf 155.90, während EUR-CHF sich bei 1.5765 bewegt.

Das dünne Geschäft über die Ostertage suggeriert zu Wochenbeginn nahezu eine perfekte Welt:
  • Der Ölpreis ist unter Druck gekommen.
  • Die Edelmetallpreise sind in der letzten Woche ein Stück weit kollabiert und signalisieren damit selbstredend eine neue Stabilität des US-zentrischen Finanzsystems.
  • Die USD-Schwäche mit Höchstkursen von knapp über 1.5900 wurde gebrochen. Der Ostermontag lieferte Tiefstkurse bei 1.5340.
  • Die Carry-Trades sind partiell wiederbelebt.
  • Aktienmärkte sind freundlich.
  • Die spekulative Überhitzung an den internationalen Rentenmärkten (Bonität AAA) hat sich nivelliert.

So manch ein Marktteilnehmer wünscht sich nach diesem Osterfest wahrscheinlich häufiger Ostern, das gilt vor allen Dingen für opportunistisch geprägte Zeitgenossen am Finanzmarkt.

Für die Aktionäre von Bear Stearns gab es große Überraschungseier. Nachdem einige kritische Zeitgenossen die Übernahme hinsichtlich der Preisgestaltung kritisch begleiteten, sah sich die Finanzelite bei JP Morgan Chase veranlasst, den Kaufpreis von 2 USD auf 10 USD anzupassen. Was ist schon eine Verfünffachung in der heutigen Welt des Investmentbanking!

Hier stellt sich die Frage, wie professionell derartige Übernahmen vorbereitet und umgesetzt werden? Die Frage nach Professionalität wirft die Frage nach der Qualität der Eliten auf. Diese Frage der Qualität der Eliten des Investmentbanking ist nicht nur zulässig, sondern sie muss im Hinblick auf obiges Beispiel aber auch im Hinblick auf die globale Finanzkrise gestellt werden. Ein Hauch wilder Westen begleitet das US-Osterfest.

Ich bitte, mir den Sarkasmus bei der Kommentierung obiger Entwicklungen ein wenig
nachzusehen. Mir ist bewusst, dass meine hanseatische Erziehung derzeit nicht konform mit dem
Zeitgeist ausfällt...

Die Daten aus den USA fielen ausgehend vom Donnerstag zum Teil besser als erwartet aus, ohne
zu überzeugen:
  • Die Arbeitslosenerstanträge stellten sich per 15. März auf 378.000 nach zuvor 356.000. Erwartet waren 360.000 nach zuvor 353.000.

  • Die Frühindikatoren per Februar sanken wie erwartet um 0,3%. Der Vormonatswert wurde von -0,1% auf -0,4% revidiert. Damit ergab sich der fünfte Rückgang in Folge.

  • Der Philadelphia Fed Survey per März stellte sich auf -17,4 nach zuvor -24,0 Punkten. Erwartet war ein Anstieg auf -18,3 Zähler. Die Subindices fielen dagegen ambivalent aus.

  • Der Chicago National Activity Index sank per Februar von zuvor -0,68 auf -1,04 Punkte. Das war der stärkste Rückgang seit April 2003. Der als aussagefähiger eingestufte Dreimonatswert verlor von -0,73 auf -0,87 Punkte. Damit ergab sich den dritten Monat in Folge ein Wert von weniger als -0,70 Punkten, was als Ausdruck eines erhöhten Rezessionsrisikos gilt.

  • Der "Risk of Recession Index" von Moody’s Economy.com per Februar stellte sich in den USA auf 62,0% nach zuvor 60,0% und hat damit das höchste Niveau seit März 2001 markiert.

  • Der Absatz bereits genutzter Immobilien überraschte positiv mit einem Anstieg im Monatsvergleich um 2,9% auf annualisiert 5,03 Millionen. Der zu verkaufende Bestand an Immobilien stellte sich damit auf 9,6 nach zuvor 10,2 Monatsumsätze. Die Preise sind weiter gefallen. Der "Median Price" sank im Monatsvergleich um 1,9% und im Jahresvergleich um 8,2%.

Heute erwarten wir die Veröffentlichung des S&P Case Shiller Index per Januar. Im Vormonat ergab sich im 20-Städte-Vergleich ein Rückgang auf Jahresbasis um 9,1%. Prognosen sind hier nicht erhältlich.

Das US-Verbrauchervertrauen nach Lesart des „Conference Board“ soll per März laut Konsensusprognose von 75,0 auf 73,5 Punkte sinken. Den Abschluss des Datenreigens macht der Richmond Fed Manufacturing Index. Im Vormonat ergab sich ein Anstieg von -8 auf -5 Punkte. Prognosen sind nicht erhältlich.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das zunächst eine neutrale Haltung in der Parität EURUSD favorisiert. Ein Unterschreiten der Unterstützungszone bei 1.5470-1.5500 dreht den Bias des Euros auf negativ. Ein Überwinden der Widerstandszone bei 1.5640-70 impliziert Aufwärtspotential für den Euro.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






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