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Euro markiert Tiefststände bei 1.4754 in Fernost - Euro so überverkauft wie zule

15.08.2008  |  Folker Hellmeyer
Der Euro hat heute morgen in Fernost Tiefstkurse bei 1.4754 markiert und eröffnet aktuell bei 1.4775. Der USD hat gegenüber dem JPY an Boden gewonnen und notiert bei 110.20. "Carry-Trades" zeigen sich wenig verändert zum Vortag. EUR-JPY notiert bei 162.80, während EUR-CHF bei 1.6215 oszilliert.

Aus aktuellem Anlass haben wir den EUR-USD Tageschart mit MACD eingestellt. Seit 1992 war der Euro nicht mehr so überverkauft wie derzeit (Synthetische Euro-Darstellung in der Historie vor Einführung des Euros). Dieser Umstand gebietet Vorsicht. Entsprechend ist unser "Take Profit" Szenario aggressiv auf nun 1.4850 - 80 angepasst.

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Die Daten aus der globalen Wirtschaft stimmen hinsichtlich des Einbruchs der globalen Konjunkturentwicklung zunehmend nachdenklich. Insbesondere die Homogenität des wirtschaftlichen Abschwungs ist Besorgnis erregend. Die heute veröffentlichten Daten aus Japan passen in dieses Bild:
  • Der japanische Reuters Tankan sank per August von zuvor -10 Punkten auf -16 Zähler und markierte damit den niedrigsten Stand seit 5 Jahren.
  • In Japan sank der "Terms of Trade" Index per Juli laut der Bank of Japan um 0,6 Punkte auf einen Indexwert von 81,2 Punkte. Das war der geringste Stand seit 1990. Es ergab sich der 71. Rückgang in Folge im Jahresvergleich.

Nun denn, diese harsche ökonomische Realität scheint manche Protagonisten der Zentralbankszene dazu zu verleiten, optimistische Töne anzuschlagen. Bundesbankpräsident Weber betonte, dass die deutsche und die europäische Wirtschaft in einer robusten Verfassung bleiben. Die derzeitige Kontraktion sollte keine Rezessionserwartungen schüren. Er erwarte nicht, dass sich die Verbraucherpreise per 2009 unter die Marke von 2,0% bewegen werden. Die Homogenität der globalen Konjunkturentschleunigung, die von den Zentralbankern der westlichen Welt so nicht ansatzweise erwartet wurde, wirft einen äußerst langen Schatten auf die Sichtweise des Bundesbankpräsidenten. Die Meinung, dass die Verbraucherpreise trotz des Kollapses der Rohstoffpreise und einer Kernrate von unter 2% auch 2009 nicht unter 2% fallen werden, erscheint vor diesem Hintergrund angreifbar, es sei denn, die westliche Hemisphäre entschiede sich für eine militärische Destabilisierung des Iran oder der Kaukasusregion! Wir nehmen diese Einlassungen von Herrn Weber zur Kenntnis. Herr Trichet war letztes Jahr ja auch der Meinung, dass die US-Immobilienkrise "contained" sei. Die Größe des "Containers" wurde eben nur nicht definiert.

Wir haben gestern bereits darauf verwiesen, dass die Verbraucherpreise per Juli weitestgehend irrelevant sind, da der massive Rückgang der Rohstoffpreise per 2. Hälfte Juli in der Erfassung unberücksichtigt blieb. Der Vollständigkeit halber präsentieren wir hier die Ergebnisse aus der Eurozone und den USA:
  • In den USA ergab sich per Juli eine Zunahme im Jahresvergleich um 5,5%. Erwartet war ein Anstieg um 5,1%.
  • In der Eurozone stellte sich der Anstieg im Jahresvergleich per Juli auf 4,0% nach zuvor 4,0% per Juni.

Das Wachstum der Eurozone per 2. Quartal stellte sich auf -0,20% im Quartalsvergleich. Im Jahresvergleich kam es damit zu einem Anstieg um 1,50% nach zuvor 2,10%. Das Thema Rezession ist trotz der Einlassung von Herrn Weber hoffähig und wird es auch voraussichtlich länger bleiben! Der beigefügte Chart mit den Jahresvergleichsraten zeichnet eindrucksvoll den Rückgang der Wachstumsdynamik in der Eurozone auf!

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Der Chart mit den Quartalsvergleichsraten dokumentiert nachhaltig den massiven Konjunktureinbruch, der seine Basis in der globalen Finanzkrise und der daraus resultierenden globalen Konjunkturentschleunigung hat.

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Die US-Arbeitslosenerstanträge stellten sich per Berichtswoche 9. August auf 450.000 nach zuvor 460.000 (revidiert von 455.000). Erwartet war ein Rückgang auf 432.000. Die Versteifung auf erhöhtem Niveau impliziert eine Verschärfung der Lage für den privaten Verbrauch in den USA.

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Bezüglich der heute anstehenden Veröffentlichungen verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Markttechnische Dynamik sollte heute vor den Fundamentaldaten dominieren, es sei denn, dass die Veröffentlichungen nachhaltig von den Konsensusprognosen abweichen. Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Hinsichtlich der extrem überverkauften Lage des Euros passen wir das Gewinnmitnahmeszenario aggressiv an. Ein Überwinden des Widerstandsfelds bei 1.4850 - 80 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank






Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.





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