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Gold weiter mit Phantasie, Aktien erst später

21.08.2011  |  Manfred Gburek
In den vergangenen Tagen habe ich mehrfach bis in die Nacht mit einigen praktizierenden Privatanlegern und Anlageprofis diskutiert, deren Meinung ich besonders schätze. Wir haben vor allem auf zwei Fragen plausible Antworten zu finden versucht: Wie hoch steigt der Goldpreis? Wie tief fallen die Aktien? Dabei sind wir auf komplexe Zusammenhänge und Mechanismen gestoßen, deren Konsequenzen ich im Folgenden jeweils nur kurz skizzieren kann.

Zunächst zum Goldpreis. Er wird in erster Linie immer noch von der internationalen Schuldenkrise und damit zusammenhängend von negativen Realzinsen (Nominalzinsen minus Inflationsraten) nach oben getrieben. Seltsamerweise hat ihm zuletzt die Veröffentlichung der Angebots- und Nachfragedaten durch das World Gold Council für das zweite Quartal 2011 nicht geschadet, eher im Gegenteil. Auf den ersten Blick seltsam deshalb, weil die Goldnachfrage in diesem Quartal mit 919,8 Tonnen um 17 Prozent unter der in demselben Vorjahresquartal mit 1.107 Tonnen lag. In der Statistik fällt auf, dass die Nachfrage aus Indien, China und der Türkei gestiegen ist. Das gibt insofern zu denken, als diese drei Länder traditionell nicht als pro-, sondern als antizyklische Käufer gelten. Umso mehr kann man ihre Käufe als positives Signal werten.

Die Nachfrage der börsengehandelten Fonds (ETF = Exchange Traded Funds) ist im zweiten Quartal 2011 verglichen mit derselben Vorjahreszeit von 291,6 auf 51,7 Tonnen regelrecht eingebrochen. Da diese Nachfrage zu bestimmten Zeiten primär von spekulativen Anlegern stammt, lässt sich aus dem starken Nachfragerückgang durchaus das Fazit ziehen, dass der Goldmarkt bis Ende Juni dieses Jahres von einem Großteil an spekulativem Kapital befreit war. Nicht auszuschließen ist, dass dieses Kapital während des laufenden Quartals wieder ins Gold fließt.

Der Zusammenhang von Goldpreis und Schuldenkrise wird erst deutlich, wenn man sich deren ganze Dramatik vor Augen hält. Beispiel Europa: Seit eineinhalb Jahren werden wir mit unerträglichen Begriffen und Scheinlösungen konfrontiert. Beispiele: Europäischer Stabilitätsfonds und -mechanismus (EFSF und ESM), Rettungsschirm, Schuldenobergrenze, Stabilitätspakt, Wirtschaftsregierung, Transferunion, Eurobonds, Blue Bonds, Red Bonds usw. In den USA heißt das Ganze dann Quantitative Easing und trifft den Kern des Problems viel besser, nämlich dass an der so gut wie unbegrenzten Geldvermehrung kein Weg vorbei führt. Und wenn immer mehr Geld durch die Welt zirkuliert, gewinnen verglichen damit die Dinge an Wert, die nicht beliebig vermehrbar sind, an erster Stelle Gold.

Die Dramatik in Europa zeigt sich daran, dass es hier immer noch keine politische Union gibt, wie sie schon vor über 20 Jahren bei der Konzeption des Maastricht-Vertrags auf der Agenda stand. Das hat fatale Folgen: Obwohl eine Transferunion durch diesen Vertrag de jure ausgeschlossen ist, wird sie de facto entweder auf irgendeine Art durch die Hintertür kommen, oder der Maastricht-Vertrag muss geändert werden. Beides schadet dem Euro, und nebenbei wird Deutschland als oberster Zahlmeister der Transferunion kräftig zur Kasse gebeten.

Die Schuldendramatik in den USA lässt sich am besten an Zahlen festmachen. Zum Beispiel sind die amerikanischen Staatsschulden in den vergangenen drei Jahrzehnten um das Siebenfache auf über 14 Billionen Dollar gestiegen. Damit ist der Dollar zunächst ebenso beschädigt wie der Euro, wenn auch aus einem ganz anderen Grund. Hinzu kommt eine weitere Beschädigung, wenn man die jüngste Geldpolitik der USA und der Euro-Zone vergleicht:




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