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Die neue Silber-Hausse

29.04.2016  |  Adam Hamilton
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Doch trotz ihres übermäßig großen Einflusses auf die Silberpreise sind die Spekulanten an den Terminmärkten allein nicht in der Lage, einen langfristigen Bullenmarkt zu befeuern. Die Gruppe der Trader, die bereit ist, die extremen Risiken an den stark gehebelten Futures-Märkten auf sich zu nehmen, ist vergleichsweise klein und im Verhältnis zu anderen Märkten verfügen sie nicht über besonders viel Kapital. Lange Aufwärtstrends können nur dann entstehen, wenn die Investoren dazukommen und den sprichwörtlichen Staffelstab von den Spekulanten übernehmen.

Die Investoren verfügen nicht nur über viel größere Kapitalpools, sie greifen auch nur in sehr geringem Maße oder überhaupt nicht auf Fremdfinanzierung zurück. Leider sind die Investment-Kapitalflüsse im Silbersektor sehr intransparent. Das Silver Institute, die weltweit zuverlässigste Quelle für Daten zu Nachfrage und Angebot am Silbermarkt, veröffentlicht nur einmal jährlich eine Übersicht aller Fundamentaldaten, einschließlich der Investitionen. Bislang sind noch nicht einmal die Daten des letzten Jahres bekannt. Auf die Statistiken für 2016 werden wir also noch mehr als ein Jahr warten müssen.

Zum Glück gibt es den SLV iShares Silver Trust, den weltweit führenden Silber-ETF. Dieser meldet seine Kapitalzuflüsse und -abflüsse täglich und kann stellvertretend für die gesamte Investmentnachfrage am Silbermarkt stehen. Der SLV kanalisiert das Kapital, das von den Aktienmärkten in physische Silberinvestments und wieder heraus fließt. Da Angebot und Nachfrage nach den SLV-Aktien unabhängig von der Situation am physischen Silbermarkt sind, kann der SLV den Kurs des weißen Metalls nur dann genau abbilden, wenn er selbst Silber kauft und verkauft.

Wenn die Nachfrage nach den SLV-Papieren größer ist, als die Nachfrage nach physischem Silber, dann droht sich der Kurs des SLV vom Edelmetall selbst zu entkoppeln und höher zu steigen, als der eigentliche Silberkurs. Die Manager der SLV müssen das unterschiedliche Nachfrageniveau ausgleichen, indem sie direkt physisches Silber kaufen. Sie geben also genügend Aktien heraus, um die zusätzliche Nachfrage zu befriedigen und verwenden den Erlös zum Kauf von Silberbullion. Wenn die Silberbestände des ETFs steigen, spiegelt das die Kapitalströme vom Aktienmarkt an den Silbermarkt wieder.

Der SLV ist daher ein hervorragendes Messinstrument für die allgemeine tägliche Nachfrage nach Silberinvestitionen und den umfangreichen, aber mit großer Verzögerung veröffentlichten Daten des Silver Institute in dieser Hinsicht weit überlegen. Der nächste Chart zeigt erneut den Silberkurs und die Rallys der letzten Jahre, sowie die Entwicklung der Silberbestände des SLV. Nicht nur die Spekulanten verhalten sich 2016 anders, auch die Investoren haben ihre Strategien geändert. Zum ersten Mal seit Jahren strömen sie zurück an den Silbermarkt!

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Während der starken Erholung des Silberkurses Mitte 2013, die aus technischer Sicht die letzte Hausse darstellte, kehrten die Investoren tatsächlich an den Silbermarkt zurück und die physischen Silberreserven des SLV erhöhten sich in diesem Zeitraum um 22,3 Millionen Unzen. Das war jedoch noch nicht genug, um die schrecklich pessimistische Stimmung zu überwinden, die der vorherige Kurssturz verursacht hatte. Alle weiteren Rallys litten seitdem darunter, dass beim SLV gleichzeitig Positionen abgebaut wurden. Das Aktienmarktkapital kehrte dem weißen Metall den Rücken.

Als der Silberpreis im Jahr 2014 14,6% bzw. 14,2% stieg, musste der SLV gleichzeitig 5,0 Millionen bzw. 10,3 Millionen Unzen verkaufen. Die Investoren waren überzeugt, dass diese durch die Eindeckung von Short-Positionen hervorgerufenen Kursgewinne nicht von Dauer sein konnten und nutzen jede Preissteigerung, um ihre eigenen Positionen zu verkaufen. Während der starken Rally zu Beginn des Jahres 2015 beschleunigte sich dieser Trend und die amerikanischen Aktieninvestoren verkauften so viele SLV-Anteile, dass der ETF gezwungen war, 24,1 Millionen Unzen Silber auf den Markt zu werfen!

Weitere 9,8 Millionen Unzen wurden gegen Ende letzten Jahres abgestoßen, als der Silberpreis noch einmal anzog, bevor er in Folge der überraschenden Straffung der Zinspolitik durch die US-Notenbank wieder fiel. Abgesehen von der Silber-Rally Anfang 2013, während der die Investoren wieder verstärkt SLV-Aktien erwarben, hielten sie sich in den letzten Jahren völlig fern von neuen Silberinvestments! Jeder einzelne Preisschwung nach oben führte dazu, dass die Investoren die höheren Kurse nutzten, um ihre eigenen Positionen zu liquidieren, statt wieder verstärkt in den Markt zu investieren.

Die neue Silber-Hausse des Jahres 2016 hat sich jedoch als völlig verschieden erwiesen. Während die Anleger gegenüber Silberinvestments im Januar und Februar noch skeptisch blieben, kehrten sie im März in Massen zurück an den Markt. Ich vermute, dass der starke Anstieg des Goldkurses dabei als Katalysator wirkte, denn das gelbe Metall kehrte erstmals seit 2011 offiziell in bullisches Territorium zurück. Die Investoren wollten erst dann wieder Silber kaufen, wenn sie eine wirklich starke und überzeugende Gold-Rally erlebt hatten.

Silber entwickelt sich nur dann deutlich besser als Gold, wenn das gelbe Metall im Rahmen eines Bullenmarktes unterm Strich Gewinne verzeichnet. Mit dem Start einer neuen Gold-Hausse begannen die Anleger im letzten Monat auch wieder aggressiv, zu Silber zurückzukehren. Der sprunghafte Anstieg der physischen Silberbestände des SLV ist höchstwahrscheinlich ein repräsentativer Spiegel der allgemeinen Kapitalzuflüsse durch die Silberinvestoren. Im Zuge der neuen Hausse sind die Silbervorräte des SLV bereits um 11,2 Millionen Unzen in die Höhe geschossen - eine solche Entwicklung hatte es schon seit Jahren nicht mehr gegeben!

Obwohl auch der aktuelle Aufwärtstrend ursprünglich durch die notwendige Eindeckung von Short-Positionen an den Terminbörsen ausgelöst wurde, übernahmen schon bald die Käufer von Long-Kontrakten und große Kapitalzuflüsse von den Aktienmärkten in Richtung der Edelmetallmärkte die Kontrolle. Das ist die natürliche Entstehungsweise bedeutender Silber-Bullenmärkte. Es beginnt mit unfreiwilligem Short-Covering, welches einen Preisanstieg verursacht, der wiederum Käufer auf die Long-Seite der Futures-Märkte lockt. Wenn der Kurs infolgedessen noch weiter steigt, kehren auch die Investoren wieder zurück.

Wie auch im Goldsektor ist es genau diese neue Investitionsnachfrage, die den jungen Silber-Bullenmarkt in diesem Jahr von den vorherigen, fehlgeschlagenen Rallys unterscheidet. Wenn die Anleger nach bedeutenden, langen Tiefs wieder beginnen, im großen Stil Kapital an einem bestimmten Markt investieren, dann setzen sich die Käufe meist mehrere Jahre lang fort. Die Investoren zählen zu den "starken Händen", die auf Grundlage der Fundamentaldaten nach langfristigen Anlageoptionen Ausschau halten, ihre Investments nicht oder nur zu einem geringen Teil durch Kredite finanzieren und sich nicht so leicht abschütteln lassen.

Im März erklärte ich unseren Abonnenten die ultra-bullischen Implikationen der beginnenden Rückkehr der Investoren an den Silbermarkt, welche sich anhand der täglich veröffentlichten Kapitalflüsse des SLV ablesen ließ. Anschließend schrieb ich Anfang April den Essay "Silber: Wie eine Sprungfeder" in dem ich den letzten Chart des heutigen Artikels ausführlich erklärte. Ich musste den Chart jedoch noch einmal einfügen und ein Update hinzufügen, um zu zeigen, warum das Aufwärtspotential des weißen Metalls so gewaltig ist und warum die bisherigen Kursgewinne nur der Anfang waren.


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