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Das Zeitalter der Spekulationsblasen

16.03.2017  |  Chris Martenson
- Seite 2 -
Tappen Sie nicht in die Falle

Um zu vermeiden, dass Sie dieser Psychologie in Zukunft zum Opfer fallen, müssen Sie zuerst in der Lage sein, eine Blase zu erkennen. Es wird nicht viel deutlicher als in diesem Artikel vom 20. Februar 2017:

"Warum Toronto (und andere Städte) die Immobilienblase bis zum bitterem Ende aufblähen

'Lassen wir die Heuchelei sein. Am Immobilienmarkt von Toronto und den zahlreichen Städten in der näheren Umgebung hat sich eine Blase gebildet', teilte der Chefökonom der Bank of Montreal (BMO) Doug Porter seinen Klienten letzte Woche in einem Rundschreiben mit. Viele hatten bereits zuvor von einer 'Immobilienblase' gesprochen, aber jetzt ist es nach Angaben von BMO amtlich.

Im Januar waren der Referenzpreis und der Durchschnittspreis im Verlgeich zum Vorjahr jeweils um 22% gestiegen. Freistehende Häuser waren um 26% im Wert gestiegen, Doppelhaushälften um 28%, Reihenhäuser um 27% und Eigentumswohnungen um 15%.

Zweistellige Preisanstiege waren in den letzten Jahren die Regel. Dieser Sprung war jedoch 'die schnellste Steigerung seit den späten 1980er Jahren - und praktisch alle sind sich einig, dass man es damals mit einer echten Blase zu tun hatte. Die Immobilienpreise erhöhten sich somit um schlappe 21% mehr als die Inflationsrate und/oder die Einkommen', erklärte Porter in seiner Mitteilung."
(Quelle)

Heiliger Strohsack! Oder eher, was rauchen die Leute da oben? Blasengras vielleicht. Eine Preissteigerung von 22% innerhalb eines Jahres? Zusätzlich zu einer Reihe zweistelliger Anstiege in den letzten Jahren?

Hier sind zwei weitere Aspekte von Spekulationsblasen, die wir im Gedächtnis behalten sollten:

1. Blasen entstehen, wenn die Preise ein Niveau erreichen, das von den Einkommen nicht mehr getragen werden kann.

2. Blasen haben immer ein sogenanntes "Blow-off"-Top, d. h. sie enden mit einem explosiven Preisanstieg.

Was den ersten Punkt anbelangt, so ist ein Anstieg, der in einem einzigen Jahr "schlappe" 21% höher ist als die Zugewinne bei den Einkommen, praktisch die Definition von Blasenverhalten. Einfache Mathematik sagt uns, dass alle, die Kredite aufnehmen, um Immobilien zu kaufen, diese Darlehen eines Tages zurückzahlen müssen. Das Geld für die Rückzahlung der Immobilienkredite stammt aus den Einkommen. Folglich können sich die Immobilienpreise und die Einkommen nicht ewig oder auch nur sehr lange Zeit auseinander entwickeln, ohne dass es zu zahlreichen Kreditausfällen kommt.

Das Blow-off-Top ist dagegen die Art, auf die die Geschichte uns signalisiert, dass sich eine Blase endlich erschöpft. In dieser Phase steigen die letzten Trottel und denkfaulen Investoren in den Markt ein, bis sich kein "Dümmerer" mehr findet, der bereit ist, einen noch höheren Preis zu bezahlen. Es ist nicht notwendig, dass sich die gesamte lokale Bevölkerung an den Spekulationen beteiligt - es reicht, wenn all die mitmachen, die an den Markt gelockt werden können. Wenn dieser Punkt erreicht ist, platzt die Blase ganz von allein.

Blasen können theoretisch auch auf eine andere Art enden. Verantwortungsbewusste Banker und Kreditgeber könnten die Entstehung der Blase verhindern, indem sie ganz einfach keine Kredite in absurdem Umfang vergeben. Das passiert aber praktisch nie, und zwar aus den gleichen Gründen, aus denen die Leute überteuerte Häuser kaufen: Gier und die Tatsache, dass wir sozial darauf programmiert sind, der Herde zu folgen. Wenn all Ihre Bankerkumpels satte Gewinne machen, weil sie jedem, der einen Puls hat, Kredit gewähren, wollen Sie auch ein Stück vom Kuchen abhaben. Niemand will die einsame, unbeliebte Stimme sein, die zur Mäßigung mahnt, wenn alle anderen eine wilde Party feiern.

Die folgenden Zitate aus den 1850er Jahren zeigen, dass diese Dynamik nichts Neues ist in der menschlichen Gesellschaft:

"Die Menschen, das wurde treffend gesagt, denken wie Herdenvieh. Man wird sehen, dass sie in der Herde dem Wahn verfallen, doch nur langsam, und ein jeder für sich, wieder zu Sinnen kommen."

"Wenn wir 'Die Geschichte der Völker' lesen, stellen wir fest, dass diese, wie einzelne Individuen, ihre Marotten und Eigenarten haben, und Zeiten der Erregung und Leichtfertigkeit durchleben, in denen sie nicht auf ihr Handeln achten. Wir erkennen, dass ganze Gemeinschaften sich plötzlich auf eine Sache fixieren und im Streben danach einem Wahn verfallen; dass Millionen von Menschen gleichzeitig einer Verblendung erliegen können, der sie nachjagen, bis eine neue Torheit ihre Aufmerksamkeit erregt, die noch fesselnder ist als die erste."


- Charles Mackay: Extraordinary Popular Delusions and the Madness of Crowds

Nun, die ehrlichen Bürger von Toronto - ebenso wie die von Vancouver, Palo Alto, Melbourne und zahlreicher anderer Immobilienmärkte - haben sich auf den Irrglauben versteift, dass die jüngsten, explosiven Preissteigerungen bedeuten, der Wert ihrer Häuser werde sich von nun an immer weiter erhöhen. "Steigen Sie jetzt ein! Sie können nicht verlieren! Riskieren Sie nicht, von den Preisen aus dem Markt ausgeschlossen zu werden!"

Das Verrückteste daran ist, dass wir erst vor zehn Jahren gesehen haben, wie diese Geschichte endet. Doch diejenigen, die in der aktuellen Manie gefangen sind, denken nicht mehr rational. Sie hat das Blasenfieber voll erwischt.

Wie schon zuvor stehen wir zur Zeit ziemlich einsam da, wenn wir versuchen, die Stimme der Vernunft und der Logik zu sein. Niemand will das im Moment hören. Später, wenn die schmerzhafte Korrektur einen Pfad der Zerstörung hinterlassen hat, wird man denen, die es gewagt hatten Alarm zu schlagen, womöglich die Schuld für die Verluste geben - als hätte allein der Hinweis auf die Verblendung die Blase zum Platzen gebracht.



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