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Superkrasse Überschwänglichkeit

28.03.2018  |  Dr. Keith Weiner
Man denke zurück an die glücklichen Tage des Dot-Com-Booms. Das war die Zeit nachdem Greenspan die “irrationale Überschwänglichkeit“ ausgerufen hatte.

1998 brach Long Term Capital Management zusammen und Greenspan entschied sich dafür, zu riskieren, dass die Überschwänglichkeit ein Niveau erreichen würde, das jenseits von irrational lag. Superkrass irrationale Überschwänglichkeit vielleicht?

Egal, Greenspan senkte die Zinsen gegen Ende 1998 mehrfach. Das versetzte Technologieunternehmen in die Lage, Kredite von 5 Millionen $ oder mehr zu bekommen, ohne mehr als grobe Skizzen auf einer Serviette vorweisen zu müssen. “Reifere“ Unternehmen, die zwar immer noch keine Einnahmen hatten, konnten sogar 30 Millionen-Kredite einwerben. Einem Unternehmen namens “Webvan“ gelang es, fast eine Milliarde Dollar aufzubringen, ohne jemals einen Gewinn ausgewiesen zu haben.

Eigentlich hätten diese Unternehmen niemals so viel Kapital bekommen dürfen. Ganz gleich auf welcher Entwicklungsstufe ein Unternehmen steht, die Zahl der zu finanzierenden Dinge bleibt begrenzt. Gerade wenn diese Ausgaben vor den Investoren gerechtfertigt werden müssen.

Rückblickend scheint klar, dass die betreffenden Unternehmen Investorengelder verschwendeten (wenn nicht sogar allgemeine Prinzipen). Klar wurde das später, als die Investoren die Verluste zu verbuchen hatten; doch zum damaligen Zeitpunkt schien es bei Weitem nicht so klar. Ich erinnere mich an Diskussionen über die sogenannte Markteffizienz-Hypothese mit Leuten, die glaubten, dass jeder Marktpreis korrekt wäre. Dass alle Kursänderungen willkürlich seien - unvorhersagbar.

Wir haben viel darüber geschrieben, inwieweit sinkende Zinssätze Kapitalverschleiß bewirken. Sie befeuern Spekulation, also einen Prozess, bei dem die Vermögen von Spekulanten in Einkünfte anderer umgewandelt werden. Keiner möchte sein Vermögen ausgeben, ihre Einkünfte hingegen geben Menschen sehr gerne aus.


Zwangsbetankung mit Kapital

Greenspans superkrass irrationale Überschwänglichkeit macht einen anderen Mechanismus deutlich. Ein Aktienmarktboom sorgt dafür, dass Unternehmen mit mehr Kapital zwangsbetankt werden, als gut für sie ist.

Denken Sie an die Übernahme von Time Warner durch AOL. Jede rationale Betrachtung kommt zu dem Schluss, dass hier das größere Unternehmen übernommen wurde. Man mag dabei an Vermögenswerte, Einnahmen, Gewinne, etc denken. Nur unter einem irrationalen Aspekt war AOL größer - aber auf den kam es an.

Das Unternehmen hatte die größere Marktkapitalisierung.

Während Time Warner bloß ein altes Medienunternehmen war, war AOL der Inbegriff von hip und eben “neumarkt-stylish". Und ein Technologieunternehmen. Die Technologie war dabei, die Welt zu ändern - wees doch jeda.

Also übernahm AOL Time Warner. Der superkrass irrational überschwängliche Aktienmarkt hatte AOL die Währung gegeben, mit der die Firma alles kaufen konnte, was sie wollte. In einer normalen Welt hätte AOL Time Warner nicht übernehmen können. Doch ein durch Niedrigzins angetriebener Aktienmarktboom unter dem Regime des Zentralbankensozialismus ist eben auch keine normale Welt.

Letzten Endes war die Übernahme ein Misserfolg. Webvan ebenfalls. Ebenso die Unternehmen, die Millionenkredite aufbrachten, bevor sie ein laufendes Business hatten. Und so viele andere mit ihnen. Der Autor erinnert sich an eine Statistik, der zufolge im Jahr 1999 ganze 2,5% des BIP in Technologie-Startups investiert wurden. Auf diesen Punkt werden wir gleich wieder zurückkommen.

Es muss ein Prinzip geben - eine eiserne Investment-Regel -, die besagt, welche Investitionssummen für ein betreffendes Unternehmen passend und ausreichend sind. Durch Zinssenkungen, die zu steigenden Aktienkursen führen, sorgen die Zentralbanken für einen Kapitalzuschuss, der größer ist, als dass er von den Unternehmen rational verwendet werden könnte. Aus diesem Grund kommt es zu einer irrationalen Verwendung. Das ist unvermeidlich, weil die Messgröße zur Beurteilung von Rationalität und Irrationalität ebenfalls ein Kollateralschaden der Geldpolitik von Zentralbanken ist.


Fehlsignale

Am Markt entsteht der Zins in Abhängigkeit von Präferenz und Produktivität. Wenn eine Zentralbank die Zinssätze verzerrt, verändert sie damit nicht das menschliche Dasein - und folglich die Präferenz von Bargeld gegenüber langfristigen Zahlungsversprechen. Was sich ändert, sind nur die Mittel und Wege, wie diese Dinge bemessen werden. Zinssatzverzerrungen geben den Unternehmensführungen Fehlsignale. Man denke dabei an eine Verkehrsampel, die gehackt wurde, damit sie GRÜN zeigt, wenn Sie im Auto heranfahren. Sie werden unweigerlich einen Unfall haben.

Zwischen Fehlinvestitionen und Bruttoinlandsprodukt besteht eine positive Rückkopplung. Oben hatten wir über absurde Investitionssummen für Technologie-Startups geschrieben, die deutlich höher waren, als die Chancen jener Unternehmen. Die Ursache sind zu niedrige und sinkende Zinssätze! Kommen wir jetzt den Auswirkungen.

Jeder Penny dieser Fehlinvestitionen wurde ausgegeben. Ausgegeben für Dinge, die das BIP vergrößern. Das Bruttoinlandsprodukt stieg in Folge von Fehlinvestition. Das Kapital der Investoren wurde in Einkommen umgewandelt und anschließend ausgegeben. Im Verlauf dieses Prozesses ist jeder unterm Strich ärmer (außer jene, die Transaktionsgebühren kassieren).

Ein großer Teil wurde für andere Technologieprodukte ausgegeben. Als Beispiel: Jedes Tech-Startup musste Computer (mit Intel-Chips inside), Router von Cisco und Software von Microsoft einkaufen. Die Umsätze dieser Unternehmen wurden also künstlich erhöht. Wir schreiben “künstlich“, weil es sich schlicht und einfach um das akkumulierte Anlegervermögen handelte, das sich hier in digitalen Rauch auflöste.


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