Märkte: Jackson Hole im Fokus der Finanzwelt – Deutschland: Entwurf zur Stärkung des Finanzstandorts – EZB-Rat richtet Blick auf September-Sitzung für Kursbestimmung
23.08.2024 | Folker Hellmeyer
Der EUR eröffnet gegenüber dem USD bei 1,1123 (05:51 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1,1099 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 145,68. In der Folge notiert EUR-JPY bei 162,05. EUR-CHF oszilliert bei 0,9473.
Märkte: Jackson Hole im Fokus der Finanzwelt
An den Finanzmärkten ergab sich vor dem Treffen in Jackson Hole eine Portion Unsicherheit, die partiell zu Gewinnmitnahmen verleitete.
Die am Finanzmarkt gemessenen US-Zinssenkungserwartungen waren zuletzt etwas euphorisch (bis zu 4 Senkungen per 2024). Moderate Töne mehrerer US-Notenbanker (u.a. Harker) fingen diese "Euphorie" gestern ein und lösten die Moderation maßgeblich aus.
Jetzt richtet sich der Fokus der Finanzgemeinde auf das Treffen in Jackson Hole, das heute beginnt und auf die heutige Rede des Chefs der US-Notenbank, die heute Nachmittag ansteht. Hinsichtlich des aktuellen, aber auch jüngeren US-Datenpotpourris weist alles in Richtung Startdes US-Zinssenkungszyklus jetzt im September koordiniert mit einer Zinssenkung der EZB. Überraschungen durch Powell, die eine grundsätzlich restriktivere Haltung andeuteten, sindtendenziell eher unwahrscheinlich. Die Verbalakrobatik wird sich darum drehen, Zinssenkungserwartungen nicht überborden zu lassen, den Kurs in die Richtung Zinssenkungenjedoch zu bestätigen, denn der konjunkturelle Druck nimmt in den USA messbar zu.
Der US-Arbeitsmarkt ist deutlich schwächer als zuvor wahrgenommen (aktuelle Nonfarm-Payrolls und massive Jahresrevision). Der Chicago Fed National Activity Index (Sammelindex aus 85 Einzelindikatoren) sank im letzten Berichtsmonat deutlich (-0,34). Der aktuelle Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe gab nach und signalisiert verstärkte Kontraktion.
Die US-Bau- und Immobilienbranche befindet sich in einer klaren Rezession (u.a. NAHB Housing Market Index). Diese wirtschaftliche Entwicklung findet vor einem Hintergrund der direkten staatlichen Subvention (Haushaltsdefizite 6% - 8% des BIP), des nicht WTO-konformen IRA Programms (Investitionsbooster) und der für die USA positiven Folgen der globalen Konflikte (Waffenindustrie, Fracking) statt. "Food for thought! – Intrinsic strength?"
Aktienmärkte: Late Dax -0,14%, EuroStoxx 50 -0,50%, S&P 500 -0,81%, US-Tech 100 -1,62%. Rentenmärkte; 10. Jahres Bunds 2,24%, 10 Jahres Treasury 3,85%
Der USD konnte zart gegenüber dem USD zulegen. Gold und Silber gaben überschaubar nach.
Deutschland: Entwurf zur Stärkung des Finanzstandorts
Das Bundesfinanzministerium will den Finanzstandort mit einem "Zweiten Zukunftsfinanzierungsgesetz" optimieren. In dem Referentenentwurf heißt es, Finanzierungsoptionen für Startups sollten verbessert werden. Dies soll durch steuerliche Erleichterungen geschehen. Für Investments in Wagniskapital sollen die Rahmenbedingungen optimiert werden. Englischsprachige Börsenprospekte sollen möglich werden (leichterer Vertrieb, Kosten).
Hemmnisse für Investitionen in Infrastruktur und erneuerbare Energien sollen durch Änderungen im Investmentsteuergesetz und Kapitalanlagegesetz beseitigt werden. Investmentfonds dürften unbegrenzt in gewerbliche Wagniskapitalfonds Geld stecken. Um Börsengänge zu forcieren, sollen Wachstumsunternehmen die Möglichkeit bekommen, Aktien mit einem geringeren Nennwert als einem EUR auszugeben.
Der Startup-Verband äußerte sich positiv, weil der Kapitalbedarf von Jungunternehmen riesengroß sei. Ein dynamischer Kapitalmarkt mit funktionierenden Ausstiegsmöglichkeiten für Geldgeber sei entscheidend, sagte der Geschäftsführer des Verbands. O-Ton: "Wir müssen mehr privates Kapital mobilisieren, besonders von institutionellen Investoren. Frankreich habe es gerade vorgemacht und sechs Mrd. EUR für Startups bereitgestellt. Es sind also Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen wichtig."
Kommentar: Die Rechtsstruktur (auch Aristoteles!) muss international konkurrenzfähig sein. Dieser Ansatz Lindners weist in die richtige Richtung. Wir brauchen Investitionskapital mehr denn je. Sofern dieser Referentenentwurf umgesetzt wird, wird eine Säule verbesserter Konkurrenzfähigkeit etabliert. Die Agenda weiterer Reformerfordernisse ist und bleibt historisch lang (siehe Report vom 22. August!).
EZB-Rat richtet Blick auf September-Sitzung für Kursbestimmung
Der EZB-Rat richtet laut gestern veröffentlichten Protokoll den Blick bezüglich der weiteren Zins- und Geldpolitik auf die Sitzung im September. Sie werde als guter Zeitpunkt angesehen, um das Ausmaß des restriktiven Kurses (Realzins aktuell am Geldmarkt bei +1,65%) neu zu bewerten. Man wolle unvoreingenommen in die Sitzung gehen. Man lehnt laut Protokoll Vorfestlegungen ab.
Laut Protokoll bekräftigten die Währungshüter bei ihren Beratungen wie wichtig es sei, die Inflation nachhaltig auf das Zielniveau zu senken (Glaubwürdigkeit).
Kommentar: Das ist kein wissenschaftlicher Ansatz. Das 2% ist Ausdruck einer "politischen Willkür". Stabilitätspolitik ist grundsätzlich richtig. Wirtschaftsstabilität ist aber auch wichtig. Ansonsten drohten Währungsverluste korreliert mit dem Risiko importierter Inflation. Ergo, das Thema ist komplex und nicht eindimensional auf eine Zahl zu reduzieren.
Gleichzeitig wurde betont, dass eine graduelle Lockerung der geldpolitischen Restriktion ein Balanceakt sei. Es gelte, die Wirtschaft nicht übermäßig zu schädigen.
Kommentar: Ja, die Wirtschaft sollte man nicht übermäßig schädigen, insbesondere dann nicht, wenn die Politik (Brüssel, Berlin) diesen Job der Schädigung bereits vollzieht und "Freunde" mit nicht WTO-konformen Programmen (USA, IRA) bemüht sind, unsere Industrien in ihre Länder zu lotsen.
Werfen wir einen Blick auf aktuelle Daten der Eurozone. Verbraucherpreise bei 2,6% in Schlagdistanz zu dem Ziel der EZB. Erzeugerpreise als Vorlaufindikator bei -3,2%. Das Lohnwachstum hat sich in der Eurozone (zuletzt Treiber der Inflation) im 2. Quartal von zuvor 4,74% auf 3,55% abgeschwächt. Industrieproduktion bei -3,9% im Jahresvergleich, Einzelhandel bei -0,3% im Jahresvergleich. Die Baubranche befindet sich in tiefer Rezession. Fazit: Eine Zinssenkung der EZB um 0,25% erfolgt am 12.9. mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit!
Märkte: Jackson Hole im Fokus der Finanzwelt
An den Finanzmärkten ergab sich vor dem Treffen in Jackson Hole eine Portion Unsicherheit, die partiell zu Gewinnmitnahmen verleitete.
Die am Finanzmarkt gemessenen US-Zinssenkungserwartungen waren zuletzt etwas euphorisch (bis zu 4 Senkungen per 2024). Moderate Töne mehrerer US-Notenbanker (u.a. Harker) fingen diese "Euphorie" gestern ein und lösten die Moderation maßgeblich aus.
Jetzt richtet sich der Fokus der Finanzgemeinde auf das Treffen in Jackson Hole, das heute beginnt und auf die heutige Rede des Chefs der US-Notenbank, die heute Nachmittag ansteht. Hinsichtlich des aktuellen, aber auch jüngeren US-Datenpotpourris weist alles in Richtung Startdes US-Zinssenkungszyklus jetzt im September koordiniert mit einer Zinssenkung der EZB. Überraschungen durch Powell, die eine grundsätzlich restriktivere Haltung andeuteten, sindtendenziell eher unwahrscheinlich. Die Verbalakrobatik wird sich darum drehen, Zinssenkungserwartungen nicht überborden zu lassen, den Kurs in die Richtung Zinssenkungenjedoch zu bestätigen, denn der konjunkturelle Druck nimmt in den USA messbar zu.
Der US-Arbeitsmarkt ist deutlich schwächer als zuvor wahrgenommen (aktuelle Nonfarm-Payrolls und massive Jahresrevision). Der Chicago Fed National Activity Index (Sammelindex aus 85 Einzelindikatoren) sank im letzten Berichtsmonat deutlich (-0,34). Der aktuelle Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe gab nach und signalisiert verstärkte Kontraktion.
Die US-Bau- und Immobilienbranche befindet sich in einer klaren Rezession (u.a. NAHB Housing Market Index). Diese wirtschaftliche Entwicklung findet vor einem Hintergrund der direkten staatlichen Subvention (Haushaltsdefizite 6% - 8% des BIP), des nicht WTO-konformen IRA Programms (Investitionsbooster) und der für die USA positiven Folgen der globalen Konflikte (Waffenindustrie, Fracking) statt. "Food for thought! – Intrinsic strength?"
Aktienmärkte: Late Dax -0,14%, EuroStoxx 50 -0,50%, S&P 500 -0,81%, US-Tech 100 -1,62%. Rentenmärkte; 10. Jahres Bunds 2,24%, 10 Jahres Treasury 3,85%
Der USD konnte zart gegenüber dem USD zulegen. Gold und Silber gaben überschaubar nach.
Deutschland: Entwurf zur Stärkung des Finanzstandorts
Das Bundesfinanzministerium will den Finanzstandort mit einem "Zweiten Zukunftsfinanzierungsgesetz" optimieren. In dem Referentenentwurf heißt es, Finanzierungsoptionen für Startups sollten verbessert werden. Dies soll durch steuerliche Erleichterungen geschehen. Für Investments in Wagniskapital sollen die Rahmenbedingungen optimiert werden. Englischsprachige Börsenprospekte sollen möglich werden (leichterer Vertrieb, Kosten).
Hemmnisse für Investitionen in Infrastruktur und erneuerbare Energien sollen durch Änderungen im Investmentsteuergesetz und Kapitalanlagegesetz beseitigt werden. Investmentfonds dürften unbegrenzt in gewerbliche Wagniskapitalfonds Geld stecken. Um Börsengänge zu forcieren, sollen Wachstumsunternehmen die Möglichkeit bekommen, Aktien mit einem geringeren Nennwert als einem EUR auszugeben.
Der Startup-Verband äußerte sich positiv, weil der Kapitalbedarf von Jungunternehmen riesengroß sei. Ein dynamischer Kapitalmarkt mit funktionierenden Ausstiegsmöglichkeiten für Geldgeber sei entscheidend, sagte der Geschäftsführer des Verbands. O-Ton: "Wir müssen mehr privates Kapital mobilisieren, besonders von institutionellen Investoren. Frankreich habe es gerade vorgemacht und sechs Mrd. EUR für Startups bereitgestellt. Es sind also Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen wichtig."
Kommentar: Die Rechtsstruktur (auch Aristoteles!) muss international konkurrenzfähig sein. Dieser Ansatz Lindners weist in die richtige Richtung. Wir brauchen Investitionskapital mehr denn je. Sofern dieser Referentenentwurf umgesetzt wird, wird eine Säule verbesserter Konkurrenzfähigkeit etabliert. Die Agenda weiterer Reformerfordernisse ist und bleibt historisch lang (siehe Report vom 22. August!).
EZB-Rat richtet Blick auf September-Sitzung für Kursbestimmung
Der EZB-Rat richtet laut gestern veröffentlichten Protokoll den Blick bezüglich der weiteren Zins- und Geldpolitik auf die Sitzung im September. Sie werde als guter Zeitpunkt angesehen, um das Ausmaß des restriktiven Kurses (Realzins aktuell am Geldmarkt bei +1,65%) neu zu bewerten. Man wolle unvoreingenommen in die Sitzung gehen. Man lehnt laut Protokoll Vorfestlegungen ab.
Laut Protokoll bekräftigten die Währungshüter bei ihren Beratungen wie wichtig es sei, die Inflation nachhaltig auf das Zielniveau zu senken (Glaubwürdigkeit).
Kommentar: Das ist kein wissenschaftlicher Ansatz. Das 2% ist Ausdruck einer "politischen Willkür". Stabilitätspolitik ist grundsätzlich richtig. Wirtschaftsstabilität ist aber auch wichtig. Ansonsten drohten Währungsverluste korreliert mit dem Risiko importierter Inflation. Ergo, das Thema ist komplex und nicht eindimensional auf eine Zahl zu reduzieren.
Gleichzeitig wurde betont, dass eine graduelle Lockerung der geldpolitischen Restriktion ein Balanceakt sei. Es gelte, die Wirtschaft nicht übermäßig zu schädigen.
Kommentar: Ja, die Wirtschaft sollte man nicht übermäßig schädigen, insbesondere dann nicht, wenn die Politik (Brüssel, Berlin) diesen Job der Schädigung bereits vollzieht und "Freunde" mit nicht WTO-konformen Programmen (USA, IRA) bemüht sind, unsere Industrien in ihre Länder zu lotsen.
Werfen wir einen Blick auf aktuelle Daten der Eurozone. Verbraucherpreise bei 2,6% in Schlagdistanz zu dem Ziel der EZB. Erzeugerpreise als Vorlaufindikator bei -3,2%. Das Lohnwachstum hat sich in der Eurozone (zuletzt Treiber der Inflation) im 2. Quartal von zuvor 4,74% auf 3,55% abgeschwächt. Industrieproduktion bei -3,9% im Jahresvergleich, Einzelhandel bei -0,3% im Jahresvergleich. Die Baubranche befindet sich in tiefer Rezession. Fazit: Eine Zinssenkung der EZB um 0,25% erfolgt am 12.9. mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit!