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Gold-Neubewertung: Lösung oder Verzweiflung?

25.02.2025  |  Matt Piepenburg
- Seite 3 -
1) Unsere Schulden weginflationieren?

Am Ende könnten wir unsere Schulden weginflationieren. Um diese Schulden auch nur annähernd "wegzuinflationieren", bräuchte es jahrelange Inflation und negative Realzinsen von weit über 15%. Das wäre nicht nur übermäßig schmerzhaft für die Bürger der Vereinigten Staaten, sondern auch politischer Selbstmord für Trump.


2) Die Yellen-Karte spielen?

Besset könnte auch dem Beispiel seiner Vorgängerin folgen und einfach mehr US-Staatsanleihen am kurzen Ende der Renditekurve emittieren oder aber den Reverse-Repo-Markt und das Treasury General Account (Hauptkonto der US-Regierung) leeren, um mehr Zeit / Liquidität zu kaufen und mehr Schulden zu machen. Doch in einer Zeit, in der die Welt US-Staatsanleihen abstößt und sich für neue Zölle und Handelskriege wappnet, mangelt es einfach an Liebe, Vertrauen oder Käufern für die Staatsschulden Amerikas…

Wichtiger noch: Mit derart schwachen Maßnahmen lässt sich keine Nation mehr retten, deren "Kneipenschulden" (Zinskosten der ausstehenden Schulden, Sozialausgaben und Verteidigung) 140% des Steueraufkommens ausmachen.

Das, liebe Leute, ist ein zum Himmel schreiender Beleg für die herrschende Ausweglosigkeit. Hieran zeigt sich, dass wir einen Wendepunkt erreicht haben, ab dem alle verbleibenden Handlungsoptionen schlichtweg Notfallmaßnahmen sind. Und die haben ihren Preis. Einen hohen Preis.


3) Eine BTC-Blase erzeugen?

Die USA könnten den Schuldenabbau auch dadurch unterstützen, dass sie in einer politisierten BTC-Blase mitspekulieren und die Spekulationserlöse (keine BTC-“Währung“ an sich) zur Schuldentilgung einsetzen. Quasi ein verzweifelter Schwellenland-Kniff à la El Salvador? Das wäre Verzweiflung auf höchstem Niveau, die allerdings unter dem Label "Hilfe aus dem Tech-Nirwana" laufen würde… Über diese Option habe ich ausführlich hier und hier geschrieben und gesprochen.


4) Neubewertung von Gold?

Als letztes und vielleicht sogar wichtigstes Thema bliebe noch die Neubewertung von Gold, die in den Kreisen der Edelmetallexperten gerade heiß diskutiert wird – und das aus gutem Grund.

Mit einer politischen Anpassung des Goldpreises auf lediglich 4.000 US$ pro Unze ließe sich, auf Grundlage der „gemeldeten“ US-Goldbestände, Sofortliquidität im Umfang von 1,2 Billionen US$ erzeugen (d.h. inflationäres M2-Geldangebot), welche das US-Finanzministerium direkt auf das sich stetig leerende Treasury General Account (TGA) überweisen könnte. (Direktüberweisungen dieser Art sind laut Abschnitt 2.10 der Bilanzierungsrichtlinien der Federal-Reserve-Banken legal.)

Der Ansatz einer Neubewertung des Goldpreises würde Bessents Finanzministerium deutlich entlasten, zudem würde er den USA viel Zeit und Geld für Trumps bereits erwähnte "Make America Great Again"-Politik bescheren.

Doch könnte eine Reihe potenzieller Goldaufwertungen, die frisches Geld in das TGA-Sparschwein spülen würde, Amerika tatsächlich… wieder "great" machen? Oder würde es die US-Wirtschaft nur vor dem Einsturz bewahren?


Der Geist Kissingers

In den 1970er Jahren war Henry Kissinger sehr besorgt. Europa, das mehr Gold besaß als die USA, wollte sein Gold aufwerten, um ebenfalls hausgemachte Schuldenkatastrophen zu kaschieren. Die USA hätten also mitziehen und 1974 ihre letzte Trumpf-Karte (Wortwitz) spielen müssen (der Rückgriff auf das staatliche Gold).

Doch warum hatte Kissinger so große Angst davor, die ultimative Verzweiflungstat zu begehen und "den roten Knopf zu drücken" – sprich die letzte ihm verbleibende Form von werthaltigem Geld / Vermögen aufzuwerten? Weil Kissinger damals wusste, was viele von uns wissen.

Und zwar: Würden die USA ihre Karten auf den Tisch legen und den Goldpreis wieder und wieder erhöhen, um die ständig steigenden Schuldenstände abzubezahlen (damit die Politiker an der Macht bleiben und die Massen nicht zu den Mistgabeln greifen), dann wäre das gleichbedeutend mit dem Ende der Vormachtstellung und der Hegemonie Amerikas und / oder des Pax Americana gewesen.

Warum?

Weil derjenige gewinnt, der das meiste Gold hat. Allen Berichten des World Gold Council zum Trotz ist es ein offenes Geheimnis, dass Amerika eben nicht das meiste Gold hat (in einer Welt, in der Zentralbanken Rekordmengen Gold akkumulieren und wo es COMEX-Drehtüren gibt).

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Das Dilemma: Großartig sein oder Überleben?

Trump, Bessent und die USA sind mit einer Schuldenfalle konfrontiert und folglich mit einem nationalstaatlichen Dilemma von historischer Tragweite. Klar, die USA könnten und werden vielleicht ihre Goldbestände aufwerten, um sich teilweise von der Verschuldung zu befreien, damit Wirtschaftswachstum forciert werden kann. Sobald / falls die USA aber aufwerten, würde der Rest der Welt logischerweise folgen, und dann wären die USA ökonomisch betrachtet nur noch eine Durchschnittsnation unter vielen, aber sicherlich nicht mehr die stärkste.

Kissinger wusste das. Aber wissen es Bessent und Trump?


So oder so, Gold Gewinnt

Unabhängig davon, ob eine solche formale Neubewertung des Goldes auf hoher politischer Ebene in Washington DC beschlossen wird, der Goldpreis wird weiterhin auf natürliche Weise (quasi von unten) steigen, sprich sich selbst neu bewerten. Der Grund dafür ist einfach: überschuldete Nationen = abwertende Währungen.

Gold, das nur deshalb steigt, weil Fiat-Geld unweigerlich unter Schulden erstickt, befindet sich in einer anderen historischen Position. Gold lacht zuletzt, weil Staatsverschuldung – und allem voran staatliche Misswirtschaft – dafür sorgt, dass die Landeswährung einen schleichenden Tod stirbt. Also ja, Gold lacht zuletzt. Aber die Umstände könnten trauriger nicht sein.


© Matt Piepenburg
Kommerzdirektor bei VON GREYERZ AG



Dieser Artikel wurde am 16. Februar 2024 auf vongreyerz.gold veröffentlicht.


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