Gold-Neubewertung: Trumps "Roter-Knopf-Option"?
28.07.2025 | Matt Piepenburg

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Die wirkliche Frage: Was können die USA jetzt noch tun?Doch welche Frage folgt daraus? Logischerweise die folgende: Welche Optionen bleiben den USA, um die nationale Schulden- (und damit Währungs-) Krise noch zu lösen? Auch mit dieser Frage beschäftigen wir uns schon seit Jahren.
Noch mehr Fantasie-Geld?
Im Endeffekt bleiben keine einfachen Lösungen oder gute Szenarien mehr.
So wurde zum Beispiel die MMT-Fantasie, eine Schuldenkrise mit neuen Mausklick-finanzierten Schulden zu lösen, schon ernsthaft ausprobiert: Mit den QE-Kanonen der Fed wurde die Notenbankbilanz von 800 Milliarden US-Dollar vor 2008 auf einen Höchststand von fast 9 Billionen US-Dollar im Jahr 2022 katapultiert. Und wie wahnsinnig groß der Unterschied zwischen einer Milliarde und einer Billion ist, haben wir oben ja deutlich gemacht.
Den Vereinigten Staaten, die ihre Schuldenkrise (und Anleihemarktkrise) auf Kosten ihres Papierdollars lösen, gehen die Zeit, die Optionen und die Geduld der Weltgemeinschaft aus. Also, fragen wir erneut: Was können die USA heute noch tun?
Mehr Krieg?
Zumindest für Hemingway wäre der nächste Schritt zwingend folgender: Mehr Währungsentwertung und Krieg. Und die vergangenen, aktuellen und wohl auch zukünftigen Schlagzeilen aus dem Nahen Osten und aus Osteuropa scheinen das zu bestätigen:
"Das erste Allheilmittel schlecht verwalteter Nationen ist Währungsinflation. Das zweite ist Krieg. Beide bringen vorläufig Wohlstand, beide bringen dauerhaft Ruin. Und beide sind der Rückzugsort für politische und wirtschaftliche Opportunisten." - Ernest Hemingway
Doch wegen des Misstrauens in die Innen- und Außenpolitik der USA, das auf den alternativen Medienplattformen angesichts linker wie rechter Skandale wie "Russia-Gate"-Laptops, Epstein-Vertuschung oder AIPAC-Oh Oh-Momente hochkochen, schwindet das Vertrauen in die linken wie rechten Steigbügel des Machtzentrum in DC gerade dramatisch.
Neustarts, DOGE-Kürzungen & Zollmauern?
In der Zwischenzeit ist einiges passiert: Seit COVID lässt der IWF seine Pläne für einen großen "Reset" durchblicken und die Trump-Administration hat versucht, die Staatsschulden und -ausgaben mittels DOGE-Kürzungen und Zollkriegen zu senken.
Doch unabhängig von den eigenen politischen Einstellungen muss eins ganz nüchtern festgestellt werden: Keine dieser Maßnahmen ist ausreichend, und bislang hat keine dieser Maßnahmen funktioniert. Vor dem Hintergrund steigender statt sinkender Defizite verschärft sich in den sozialen Medien unterdessen der Krieg zwischen Elon und Trump.
Mehr finanzielle Unterdrückung?
Ich erwarte und warne außerdem schon lange mehr finanzielle Repression und Kapitalkontrollen.
Doch auch das ist nicht wirklich eine Lösung angesichts der heutigen und zukünftigen Schuldenstände, der Dollar-Entwertung (schlechtestes 3. Quartal im DXY seit 40 Jahren) und einer Mittelschicht, die schon jetzt auf dem Zahnfleisch geht.
Option "Roter Knopf": Gold-Neubewertung?
Doch Washington hat noch eine andere Option, die sogar im jüngsten Handbuch der US-Notenbank von Mai 2025 offen angedeutet wird. Ich nenne sie die "Rote-Knopf-Option" einer radikalen Gold- Neubewertung. Hierbei wird gewissermaßen ein Edelmetall (anstatt der Notenbank-Mausklicks) eingesetzt, um eine QE-ähnliche Monetarisierung zu erreichen, ohne dabei noch mehr unbeliebte US-Staatsanleihen ausgeben zu müssen.
Wer möchte, kann das im ausschweifenden Mai-Bericht der Federal Reserve selbst nachlesen, doch im Grunde lässt sich die Fed-Sprache wie folgt übersetzen:
Die US-Notenbank kann Gold-Zertifikate in ihre Bilanz aufnehmen, welche sie dann dem Hauptkonto des US-Finanzministeriums (TGA) gutschreibt, um somit einen Teil der Staatsschulden in Höhe von 37 BILLIONEN US-Dollar tilgen zu können. Doch die Billionen-Dollar-Frage ist und bleibt: Wie werden diese Gold-Zertifikate, die aktuell bei 42,00 US-Dollar stehen, neubewertet werden?
Einmal Nachgerechnet
In einem Forbes-Artikel von Februar war zum Beispiel die Rede davon, diese Zertifikate zum aktuellen Marktpreis zu bewerten. Zum aktuellen Marktpreis würden die 8.131 Tonnen US-Gold (knapp 260 Millionen Unzen) ca. 850 Milliarden frische US-Dollar in Uncle Sams Kassen spülen, mit denen sich ein paar US-Schulden begleichen ließen.
Das wäre zwar nett, würde aber kaum dabei helfen, die bereits erwähnte Staatsschuldenquote von 120% auf ein Niveau von vor 2008 zu drücken – zumindest würde es nicht dazu führen, das Vertrauen in und die Nachfrage nach Uncle Sams unerwünschten Schuldscheinen wiederherzustellen.
Was wäre aber, wenn die US-Regierung ein Gold-Gebot von ganzen 20.000 US-Dollar abgeben würde? Damit wäre eine neue Preisuntergrenze für das Edelmetall gesetzt, und in der US-Notenbankbilanz würden diese neu bewerteten Gold-Zertifikate noch vor den US-Staatsanleihen und hypothekengesicherten Wertpapieren rangieren!
Klingt verrückt? Im Mai-Bericht der Notenbank wird auf eine solches "Bilanzierungsbeispiel" hingewiesen, ohne sich jedoch mit der Nennung eines neuen Bewertungsziels für die Goldzertifikate zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Das heißt, wir können nur rätseln, was als nächstes kommt.
Verzweifelte Zeiten, Verzweifelte Maßnahmen?
Doch verzweifelte Zeiten fordern verzweifelte Maßnahmen und aktuell könnten die USA (und ihre Bilanzen) verzweifelter nicht sein.
Eine Notfall-Neubewertung des Goldpreises auf 20.000 US-Dollar (vielleicht weniger, vielleicht mehr?), um nur ein Beispiel zu nennen, würde augenblicklich Liquidität in Billionen-Höhe erzeugen, um Uncle Sams ansonsten rechnerisch untragbare Kneipenschulden anzugehen. Mit einer solchen Maßnahme ließe sich Zeit für die US-Staatsanleihe und auch für Wählerstimmen für das angeschlagene Weiße Haus erkaufen. In einer Zeit, in der nur noch verzweifelte Optionen existieren, müssen solche, einst als radikal geltende Überlegungen bitterlich ernst genommen werden.
1971 sorgte Nixon für einen radikalen Wandel. Sollte man die Option einer "Roter-Knopf"-Gold-Neubewertung im Jahr 2025 oder 2026 ebenso ignorieren? Warten wir ab, was passiert. Überlegen Sie sich gut, was Sie sich wünschen…
Unabhängig davon, ob der inflationäre rote Knopf gedrückt wird oder nicht, Gold gewinnt so oder so, weil die Kaufkraft des US-Dollars unter derartigen Verschuldungsbedingungen insgesamt nur sinken kann. Gold – das ultimative, stabilste und historisch betrachtet vertrauenswürdigste Anti-Fiat-Asset, das man anhäufen kann, kann hingegen nur steigen. Denn wir dürfen auch nicht vergessen, dass im Fall einer derartigen Gold-Neubewertung das Land mit den größten Goldbeständen auch am längsten Hebel im neuen System sitzen würde.
Wie ich bereits an anderer Stelle angedeutet hatte, ist es wahrscheinlicher, dass dies eher China sein wird als die USA. China besitzt weitaus mehr Gold, als der World Gold Coucil angibt… In diesem Fall und in Anbetracht der Tatsache, dass die durchschnittliche Hegemonial-Zeit von Weltreichen bei etwa 250 Jahren liegt, stünde auch die Ära des amerikanischen Imperiums an einem eindeutigen Wendepunkt, ganz gleich wie man es dreht, wendet oder stapelt.
© Matt Piepenburg
Kommerzdirektor bei VON GREYERZ AG
Dieser Artikel wurde am 13. Juli 2025 auf vongreyerz.gold veröffentlicht.