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Schwächerer US-Dollar hilft Rohstoffpreisen

08.02.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Der Ölmarkt handelte gestern erneut uneinheitlich: nachdem ein Sprecher des iranischen Parlaments bekräftigte, die Exporte in die EU jederzeit stoppen zu können, tendierte Brent auf hohem Niveau von gut 116 USD je Barrel seitwärts. Einen kräftigen Satz nach oben um 3 USD auf gut 99 USD je Barrel machte dagegen der WTI-Preis. Die Preisspanne zwischen den beiden meistgehandelten Ölsorten engte sich im Zuge dessen auf 17 USD je Barrel ein.

Ein Grund könnte der Beschluss eines Gremiums des US-Repräsentantenhauses gewesen sein, den Bau der umstrittenen Keystone XL Pipeline auf anderem parlamentarischen Weg doch noch vorantreiben zu wollen. Der nun angedachte Weg über die staatliche Energiekommission hat aber ebenfalls zahlreiche politische Hürden zu nehmen. Auch der Monatsbericht der amerikanischen Energiebehörde half ein wenig: zwar blieb die Prognose für das globale Nachfragewachstum in 2012 mit 1,3 Mio. Barrel pro Tag nahezu unverändert.

Da die EIA ihre Erwartung für die Angebotsentwicklung außerhalb der OPEC weiter nach unten revidierte, soll sich Markt im Laufe des Jahres allerdings einengen. Die EIA stellt auch heraus, dass die USA im vergangenen Jahr erstmals seit 1949 Nettoexporteur von Mineralölprodukten waren. Die USA dürften diesen Status u.E. sogar noch ausbauen, wenn das hohe Rohölangebot im Landesinneren nach der Umkehr der Seaway-Pipeline an die US-Golfküste abfließen kann, wo sich knapp die Hälfte der US-Raffineriekapazitäten befinden.


Edelmetalle

Der Goldpreis konnte gestern kräftig zulegen und handelt am Morgen bei 1.750 USD je Feinunze nur noch gut 10 USD vom Ende letzter Woche verzeichneten 2-Monatshoch entfernt. Vor allem ein deutlich gefallener US-Dollar gibt dem Goldpreis derzeit Rückenwind. So hat der Fed-Vorsitzende Bernanke bei einer Anhörung vor dem US-Kongress den Rückgang der US-Arbeitslosenquote im vergangenen Monat heruntergespielt und damit die Tür für eine weitere quantitative Lockerung der Geldpolitik offengelassen. Zudem wächst die Hoffnung auf ein neues Hilfspaket für Griechenland, wodurch der drohende Staatsbankrott des Landes vermieden werden könnte.

Die positive Korrelation zwischen dem Goldpreis und dem Risikoappetit ist somit nach wie vor intakt und die Abkopplung des Goldpreises von den Aktien- und Rohstoffmärkten am Freitag war offensichtlich nur kurzzeitiger Natur.

Der Platinpreis ist am Morgen auf 1.657 USD je Feinunze gestiegen, was dem höchsten Stand seit Mitte November entspricht. Die Preisdifferenz zwischen Gold und Platin hat sich im Zuge dessen auf weniger als 100 USD je Feinunze eingeengt. Der seit einigen Tagen andauernde Streik in der weltgrößten Platinmine Rustenburg in Südafrika könnte noch eine weitere Woche andauern. Zudem ist nicht auszuschließen, dass sich Arbeiter anderer Minen mit den Streikenden solidarisieren. Südafrika stellt 77% der weltweiten Minenproduktion.

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Industriemetalle

Hoffnungen auf eine unmittelbar bevorstehende Einigung über den Schuldenschnitt in Griechenland hat die Stimmung der Marktteilnehmer im Laufe des gestrigen Nachmittags merklich aufgehellt und zu einer Abwertung des US-Dollar geführt. Gepaart mit festen asiatischen Aktienmärkten macht sich dies in steigenden Metallpreisen bemerkbar. So steigt z.B. Kupfer auf ein 10-Tageshoch von über 8.600 USD je Tonne. Unterstützt werden die Preise auch von abnehmenden Sorgen am Markt, dass der Immobilienmarkt in China implodiert und die gesamte Wirtschaft des Landes mit in den Abgrund zieht. Denn die chinesische Zentralbank hat angekündigt, Immobilienkäufer und Hausbauer zu unterstützen, indem z.B. ausreichend Kredite zur Verfügung gestellt werden.

Dies geht einher mit dem Programm der chinesischen Regierung, bis 2015 36 Mio. erschwingliche Eigenheime bzw. Sozialwohnungen zu bauen. Die Maßnahmen zeigen, dass China ausreichend fiskal- und geldpolitische Möglichkeiten hat, um ein markantes Abkühlen und vor allen Dingen ein sog. "hard landing" der lokalen Wirtschaft zu verhindern. Der Hausbau und andere Maßnahmen zum Ausbau der Infrastruktur dürften zudem mittel- bis langfristig betrachtet mit einer hohen Nachfrage nach Metallen einhergehen. Die deutliche Ausweitung der Vorräte in den Lagerhäusern der SHFE - die Kupferbestände z.B. wurden in den letzten zwei Monaten auf 180 Tsd. Tonnen verdreifacht - sollte daher nicht überbewertet werden und nur kurzfristig die Preise belasten.


Agrarrohstoffe

Der gestrige Preisrückgang bei Baumwolle um 2% für den nächstfälligen März-Kontrakt an der New Yorker Börse gegen den allgemeinen Markttrend wurde weitgehend auf Rollaktivitäten von Investmentfonds zurückgeführt, also auf Umschichtungen von Engagements in nächstfälligen Kontrakten hin zu Kontrakten mit späteren Fälligkeiten. Zudem hatten die letzten Exportzahlen der USA enttäuscht. Der wichtige Kunde China hatte in der Woche zum 26. Januar Aufträge über knapp 183 Tsd. Ballen storniert, so dass sich netto für die Baumwollexporte ein negativer Wert ergab. Ein fortgesetzter Preisrückgang ist unwahrscheinlich.

So wird von vielen Marktbeobachtern erwartet, dass das USDA in den morgen erscheinenden neuen Angebots- und Nachfrageschätzungen eine weitere Reduktion der bereits mehrfach nach unten korrigierten letzten US-Ernte vornimmt. Im Vorfeld einer für Freitag zur Veröffentlichung angekündigten Umfrage unter Baumwollfarmern zu den Anbauplänen kursieren zudem Prognosen einer Flächenreduktion in den USA um 10-12%. Allerdings muss dies nicht zwangsläufig zu deutlichen Produktionseinbußen gegenüber 2011 führen. Denn im vergangenen Jahr wurden aufgrund der Dürre viele bestellte Felder nicht abgeerntet. Zudem waren die Flächenerträge auf den abgeernteten Feldern aufgrund der Trockenheit niedrig. Wir sehen für den Baumwollpreis im Jahresverlauf weiterhin moderates Aufwärtspotenzial.




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