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Brentölpreis steigt auf 6-Monatshoch

09.02.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Hoffnung auf ein neues Hilfspaket für Griechenland, der schwächere US-Dollar und die weiterhin bestehenden Angebotsrisiken ausgehend von Iran, Sudan und Nigeria geben den Ölpreisen Auftrieb. Zusätzliche Unterstützung kommt von den frostigen Temperaturen in Europa, welche Wetterexperten zufolge noch bis Ende des Monats anhalten dürften. Der Brentölpreis stieg daraufhin in der Nacht auf ein 6-Monatshoch von knapp 118 USD je Barrel. WTI konnte gestern kurzzeitig die Marke von 100 USD je Barrel erreichen, geriet dann aber im Zuge der US-Lagerdaten unter Druck, so dass sich die Preisdifferenz zwischen Brent und WTI inzwischen wieder auf mehr als 18 USD je Barrel ausweitete.

Die US-Rohöllagerbestände stiegen in der vergangenen Woche laut US-Energieministerium um 304 Tsd. Barrel und damit deutlich weniger als erwartet. Angesichts gesunkener Importe und einer gestiegenen Raffinerieauslastung hätten die Ölvorräte aber eigentlich zurückgehen müssen. Die Rohölbestände in Cushing legten die dritte Woche in Folge zu. Aufgrund der höheren Rohölverarbeitung durch die Raffinerien stiegen die US-Benzinvorräte stärker als erwartet. Bei den Destillaten kam es ebenfalls zu einem unerwarteten Lageraufbau.

Während die US-Benzinnachfrage weiterhin auf einem 10-Jahrestief verharrt, hat sich die US-Destillatenachfrage zuletzt ebenfalls spürbar abgeschwächt, was auf das anhaltend milde Wetter und den geringeren Heizbedarf zurückgeführt werden kann. Die heute zur Veröffentlichung anstehenden Lagerdaten für die Region Amsterdam-Rotterdam-Antwerpen werden zeigen, inwieweit der Kälteeinbruch in Europa zu einem Abbau der Gasölvorräte geführt hat. Dies könnte die Gasölpreise über die Marke von 1.000 USD je Tonne steigen lassen und somit auch dem Brentölpreis weiteren Auftrieb geben (Grafik des Tages).

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Edelmetalle

Auch Gold steht aufgrund seiner hohen Korrelation zu Rohstoffen und Aktienmärkten unter dem Einfluss der Verhandlungen über ein neues Hilfspaket für Griechenland. Der Markt setzt mittlerweile darauf, dass Griechenland am Ende doch Geld bekommt und ein Staatsbankrott damit abgewendet werden kann. Aber selbst wenn man sich auf ein neues Hilfspaket einigt, wird damit nur Zeit gewonnen und die Krise nicht endgültig gelöst. Die heutige EZB-Sitzung gerät aufgrund der Turbulenzen in Griechenland beinahe in den Hintergrund. Während die Zinsen unverändert bleiben dürften, sollte die anschließende Pressekonferenz schon eher Aufmerksamkeit erhalten. Hier dürfte es u.a. um die Beteiligung der EZB an der Restrukturierung der griechischen Staatsschulden gehen.

Interessant sollte auch die Sitzung der Bank of England werden, welche eine neuerliche quantitative Lockerung der Geldpolitik beschließen dürfte. Gold sollte aufgrund der anhaltenden Liquiditätsspritzen der Zentralbanken stark nachgefragt bleiben. Auch das niedrige Zinsumfeld diesseits und jenseits des Atlantiks mit daraus resultierend geringen Opportunitätskosten für die Goldhaltung sprechen weiter für das gelbe Edelmetall.


Industriemetalle

Das Hin und Her in den Verhandlungen zwischen der sog. Troika und der griechischen Regierung über ein neues Hilfspaket haben den Aufwärtstrend der Metallpreise gestern Nachmittag ausgebremst. Nahezu alle der bis dahin aufgelaufenen Gewinne wurden wieder abgegeben. Allerdings scheint das zweite Hilfsprogramm näher zu rücken, so dass sich die Stimmung wieder aufhellen könnte. Gedämpft wird der Auftrieb der Metalle auch durch einen überraschenden Anstieg der Inflationsrate in China im Januar auf 4,5%. Damit stehen der chinesischen Regierung nicht uneingeschränkt viele Möglichkeiten zur Lockerung der Geldpolitik zur Verfügung, um einer Wachstumsverlangsamung entgegenzuwirken.

Das indonesische Handelsministerium berichtete für Januar einen Rückgang der Zinnexporte im Vergleich zum Vorjahr um 27% auf 5.380 Tonnen. Dieser ist auf schlechte Wetterbedingungen zurückzuführen, die den Abbau und Transport des Materials stark beeinträchtigt haben und noch einige Wochen anhalten sollen. Indonesien ist der weltweit größte Zinnexporteur. Gepaart mit einem Rückgang der LME-Vorräte auf den niedrigsten Stand seit fast zwei Jahren (9.090 Tonnen), dürfte dies den Zinnpreis unterstützen. Dieser hat seit Jahresbeginn bereits um über 30% zugelegt und den Preisrückgang des letzten Jahres damit fast komplett wieder aufgeholt.


Agrarrohstoffe

Der Markt schaut heute gespannt auf die neuen Angebots- und Nachfrageschätzungen des US-Landwirtschaftsministeriums, welche in der Vergangenheit häufig für heftige Preisausschläge gesorgt haben. Die Frage wird diesmal sein, wie stark das USDA die Prognosen für die Mais- und Sojabohnenernte in Argentinien und Brasilien aufgrund der Trockenheit in Südamerika nach unten revidieren wird. Der Markt rechnet mit einer Abwärtsrevision der Maisernte in Argentinien um 4,3 Mio. Tonnen. Die argentinische Sojabohnenernte dürfte nach Ansicht des Marktes ebenfalls 2,5 Mio. Tonnen niedriger ausfallen als in der Januar-Schätzung.

Für Brasilien wird eine um 1,8 Mio. Tonnen niedrigere Maisernte und eine um 2,7 Mio. Tonnen geringere Sojabohnenernte erwartet. Dies könnte den Mais- und Sojabohnenpreisen Auftrieb geben, da sich das Angebot weiter verknappen dürfte. Argentinien ist der zweitgrößte Maisexporteur weltweit. Brasilien sollte in diesem Jahr die USA als weltgrößter Sojabohnenexporteur ablösen. Inwiefern der Kälteeinbruch in Europa zu Abwärtsrevisionen der Ernteschätzungen bei Weizen führt, wird sich noch nicht feststellen lassen. Ernteschätzungen für die Saison 2012/13 werden erstmals im Mai veröffentlicht.

Auf die Ernte im Jahr 2011/12 hat die derzeitige Kältewelle keinen Einfluss mehr. Die USDA-Daten dürften zeigen, dass die globalen Weizenlagerbestände zum Ende des laufenden Erntejahres weiter in der Nähe eines Rekordhochs liegen sollen und somit leichte Ernteausfälle aufgrund von Frostschäden zu verkraften sind.



DOE Daten: US-Lagerbestände Rohöl und Ölprodukte

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Terminkurven ausgewählter Rohstoffe: aktuell, vor einer Woche und vor einem Monat

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: Commerzbank AG, Corporates Markets





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