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G-20 mit Lob für Eurozone und mit Bereitschaft zu erhöhter Hilfestellung bei Bereitschaft der Eurozone, sich selbst zu helfen

27.02.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.54 Uhr) bei 1.3435, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel bei 1.3358 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 81.05. In der Folge notiert EUR-JPY bei 108.95, während EUR-CHF bei 1.2040 oszilliert.

Erwartungsgemäß wurde bei dem G-20 Treffen in Mexiko kein großer Wurf erzielt. Dennoch überwiegt ein positiver Grundton. Das Lob, das die Eurozone für die bisher umgesetzte Politik erhält, ist aufrichtig. In der Tat ist das Volumen der umgesetzten Reformen historisch einmalig und verdient von daher Respekt und Solidarität, sowohl von innen als auch eben von außen. Ebenso sind die Verschuldungsdaten trotz der zyklischen Belastung sehr viel besser als die der USA, Japans oder des UK.

Das Thema Solidarität war in Mexiko der Knackpunkt. Es handelt sich in der Abstraktion um einen deutschen Knackpunkt.

Obwohl Deutschland mehr als jedes andere Land von der europäischen als auch der internationalen Wirtschaft mit unserem exportseitigen Geschäftsmodell abhängig ist, ist Deutschland äußerst zauderlich in der Solidarität. Das ist eine erstaunliche kognitive Meisterleistung für die Eliten des Landes der "Dichter und Denker“.

Deutschland war in der Krise das Land mit einem der stärksten Konjunktureinbrüche. Das internationale Konjunkturpropgramm, das aufgerufen wurde, war eine massive Subvention unseres exportseitigen Geschäftsmodells. Deutschland hat im Verhältnis zum BIP zu dem globalen Konjunkturprogramm vergleichsweise wenig beigetragen, insbesondere im Vergleich zu China und den USA.

Alle diese Fakten der internationalen Subventionierung des deustchen Geschäftsmodells 2008 -2010 werden von der Münchner Fraktion & Co. ausgeblendet. Die Vorteile werden als selbstverständlich kapitalisiert und bei unseren Soldaritätsleistungen wird Bruder Schmalhans lauthals populistisch propagiert und der Rauswurf von Mitgliedsländern der Eurozone thematisiert. Das ist schlicht weg und ergreifend beschämend. Dieses Verhalten gefährdet den Fortgang der Reformen in allen europäischen Ländern. Es ist absolut uneuropäisch und steht für einen Geist der Egozentrik und des Mangels an Erinnerungs- und Abstraktionsvermögen. Darüber hinaus ist es doch recht unchristlich liebe Bayern. Heisst es nicht "Geben sei seliger als Nehmen“?

Kommen wir zu einem weiteren Aspekt in der Krisenbekämpfung. Es gibt einen Zusammenhang zwischen Größe und Erfolg der Maßnahmen, die als Intervention getroffen werden. Je überdimensionierter die Intervention ist, desto sicherer ist ihr Erfolg (siehe 2008 - 2010). Je unterdimensionierter die Intervention ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns oder der Notwendigkeit weiterer Interventionen.

Genau diese Abfolge ergab sich 2009-2010 in der Eurodefizitkrise. Je aggressiver jetzt agiert wird, desto geringer ist das Risiko der ultimativen Inanspruchnahme. Das gilt vor allen Dingen bezüglich des Schutzes der Erfolge in den Reformländer. Dabei hinkt Greichenland fraglos trotz struktureller Erfolge hinterher. Das stelle ich nicht in Abrede.

Die hier geführten Debatten, unter anderem von den Herren Sinn oder Schäffler (siehe Forex Report letzten Freitag) haben die öffentliche Meinung in Deutschland gegen Europa vergiftet. Dass genau mit dieser Haltung das deutsche exportseitige Geschäftsmodell von diesen Protagonisten mit auf die Abschussliste gestellt wird, wird wohl aus lauter Populismus und mangelnder Abstraktionskraft übersehen.

Dieser Teil der deutschen Politik, neben wenigen Protagonisten der FDP insbesondere die Münchner CSU und einige Ökonomen, sägt damit genau an dem Ast, auf dem die deutsche Wirtschaft residiert. Es wird deutlich, dass diese Personen sich jedweder Lernkurve der Krise mental widersetzen. Selbst Bernanke hatte vor kurzem gesagt, dass er die Lehmanpleite nicht zugelassen hätte, hätte er um die Folgen gewusst.

Das dumme Geschwätz, dass Griechenland, ein Fass ohne Boden sei, mag gut für Stammtische sein. Das Gegenteil ist der Fall. Die Staatsverschuldung ist auf den Cent bestimmbar. Das ist ultimativ der Boden des Fasses. Das Fass ohne Boden wären die Folgen der Umsetzung der Ideen aus München & Co…


Damit wechseln wir zu den zuletzt veröffentlichten Konjunkturdaten:

Im Mittelpunkt des Interesses stand das US-Verbrauchervertrauen nach Lesart der Universität Michigan in der finalen Fassung per Berichtsmonat Februar. Der Gesamtindex legte unerwartet stark von vorläufig 72,5 auf 75,3 Punkte zu. die Prognose lag bei 73,0 Zählern. Damit kam es im Monatsvergleich zu einer Zunahme um 0,3 Punkte. Die Bewertung der aktuellen Lage sank von 84,2 auf 83,0 Zähler. Dagegen verbesserte sich der Index der Erwartungen von 69,1 auf 70,3 Punkte. Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass der Gesamtindex damit oberhalb des Niveaus vom Frühjahr 2011 oszilliert.

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Der Absatz neuer Wohnimmobilien stellte sich per Januar auf 321.000 Objekte in der annualisierten Fassung. Erwartet wurden 315.000. Der Vormonatswert wurde deutlich von 307.000 auf 324.000 revidiert. Damit ergab sich in der Betrachtung des Gesamtabsatzes für die beiden Berichtsmonate eine positive Überraschung. Anzeichen einer Fortsetzung der Genesung des US-Wohnimmobilienmarkts nehmen zu. Gleichwohl belegt nachfolgender Chart, dass kein Raum für Euphorie gegeben ist.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den EUR gegenüber dem USD favorisiert. Ein nachhaltiges Unterschreiten des Unterstützungsniveaus bei 1.2940 - 1.2970 neutralisiert den positiven Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank





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