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Die Mär vom Ölpreisschock

16.03.2012  |  Markus Blaschzok
In dieser Woche wurde in den Medien erstmals von einem "Ölpreisschock" gesprochen, der ausgelöst durch die Handelsbeschränkungen mit dem Iran, Einfluss auf die Verbraucherpreise hätte und so für eine wirtschaftliche "Stagnation" verantwortlich sei. Genau diese Art der Berichterstattung war von uns seit Langem erwartet worden. In den letzten Monaten schrieben wir, dass wir für das Jahr 2012 den Beginn einer langandauernden "Stagflation" erwarten, bei der, ähnlich wie in den 70er Jahren, eine Rezession auf stark steigende "Inflationsraten" treffen und den wirtschaftlichen Niedergang beschleunigen wird.

In den 70ern wurde der Weltbevölkerung weiss gemacht, dass ein vermeintlich hoher Ölpreis aufgrund eines Ölembargos im Zuge des Jong-Kippur-Krieges für die Misere verantwortlich war. Damals wie heute handelte es sich bei den erhöhten, zweistelligen Inflationsraten, um das Ergebnis einer fehlgeleiteten Geldpolitik durch Regierungen und Notenbanken. Die Entkopplung des Dollars vom Gold hatte zu einer Abwärtung aller Fiat-Währungen geführt, die Preise und Zinsen empor schnellen und zu einer wirtschaftlichen Bereinigung führte. Heute werten die Währungen immer schneller ab, was die Rezession unausweichlich macht und steigende Ölpreise das letzte unheilvolle Vorzeichen am Himmel einer nahenden Katastrophe sind. Zu keiner Zeit in den 70er Jahren war der Ölpreis höher als das langfristige Mittel in der Weltwährung Gold gerechnet, was die Preisillusion zwischen Realgütern und fiktivem Vermögen verdeutlicht.

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Die Unfähigkeit zur kritischen Analyse mit Trittbrettfahrermentalität sorgte damals dafür, dass man der Masse eine zweistellige Preissteigerungsrate über hohe Ölpreise verkaufen konnte und Rezession und Arbeitslosigkeit als Folge exogener, nicht änderbarer Umstände, von der Bevölkerung hingenommen wurden. Um das Schauspiel glaubhaft zu machen wurden der Bevölkerung sogar unsinnige Maßnahmen wie Höchstgeschwindigkeiten, Sonntagsfahrverbote und die Einführung einer Sommerzeit verkauft. [sic] Auch jetzt wird ein exogener Schock durch die Politik gesucht und provoziert, der als Erklärung für die bevorstehenden Preis- und Zinsanstiege verantwortlich gemacht werden kann.

In einer Eskalation des Iran-Konflikts würde sich der perfekte Sündenbock finden, um von der eigenen Schuld bald steigender Inflationsraten abzulenken. Das statistische Bundesamt bestätigte die erwartete Preissteigerungsrate für den Euroraum nun mit 2,7% und EZB-Präsident Mario Draghi warnte vor weiteren Aufwärtsrisiken, die weiterhin bestehen würden. Kurzzeitig Druck auf die Ölpreise wurde in dieser Woche durch den brittischen Premier David Cameron ausgeübt, der eine Freigabe der strategischen Ölreserven in Kooperation mit den USA in Aussicht stellte, um die Preise zu senken.

Die USA dementierten dies unverzüglich und auch aus den eigenen Reihen gab es harsche Kritik. Er wolle damit "den britischen Familien helfen“, war seine amüsante Erklärung. Wenn der britische Premier wirklich den Familien helfen und gegen einen weiteren Anstieg des Ölpreises vorgehen will, dann muss er nur den Staatshaushalt sanieren und das Pfund stabil halten. Dass nach Moody’s nun auch die Ratingagentur den Ausblick für die Topbonität von "stabil“ auf "negativ“ gesenkt hat, ist ein deutliche Zeichen an die britische Regierung wieder "eiserner“ zu haushalten.

In das Bild eines scheinbar plötzlichen exogenen Schocks passt auch, dass seit Kurzem alle Unwägbarkeiten an den Finanzmärkten mit dem Schuldenschnitt Griechenlands und dem Billionentender hinweggefegt scheinen, dass man sich hier schon fast etwas Sorgen müsste. Die Aktienmärkte steigen, Edelmetalle konsolidieren weiter und Konjunkturoptimismus kommt allerorts auf.

Wie das Statistische Bundesamt mitteilte wurden im vergangenen Jahr 228.400 Wohnungen 21,7% mehr Baugenehmigungen erteilt, wie im Jahr davor. Auch wenn dies noch weit von den Rekordständen entfernt ist, so fließt seit einigen Jahren massiv Kapital in den überbewerteten Immobiliensektor, vor dem wir als Investment zum Inflationsschutz seit jeher warnen. Sparkassenpräsident Heinrich Haasis sagte dazu der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, dass billiges Geld die Banken zu riskanten Geschäften, wie sie die Ursache der Finanzkrise 2008 gewesen seien verführe. Eine solche Politik droht neue Preisblasen in Teilen der Wirtschaft auszulösen. Wir müssen auch den Immobilienmarkt in Deutschland kritisch beobachten. Dieser Aussage Haasis stimmen wir völlig zu und sehen den Immobilienmarkt vor einer massiven Bereinigung, sobald sich die Inflation der Geldmenge in den Konsumentenpreisen stärker zeigen wird.


Weitere Entwicklungen

  • Die EU-Finanzminister erlaubten Spanien aufgrund der "unerwarteten“ konjunkturellen Abkühlung ein höheres Defizit für 2012 in Höhe von 5,3 Prozent anstatt 4,4%.

  • Die rot-grüne Regierung in NRW ist gescheitert. Nach Angaben vom Bund der Steuerzahler hat das Land mit einer Rekordneuverschuldung von 8,4 Milliarden Euro ein konjunkturunabhängiges strukturelles Defizit von jährlich 4,5 Milliarden Euro. Nicht nur in den PIGS Ländern, sondern auch hier gibt es zu viel staatliche Lenkung und Umverteilung, die dauerhaft nicht tragbar ist.

  • Die Zahl der Erwerbstätigen im Euroraum fiel im vierten Quartal 2011 wieder um 0,2%. Seit Beginn der Krise in 2008 ist die Zahl der Erwerbstätigen rückläufig.

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  • Die saisonalbereinigte Industrieproduktion stieg im Januar 2012 gegenüber dem Vormonat im Euroraum um 0,2% an. Im Vormonat fiel sie noch um 1,1%.

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