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Entspannungssignale im Atomkonflikt mit dem Iran

22.05.2012  |  Eugen Weinberg
Energie

Die Ölpreise setzen ihre gestern begonnene Erholung zunächst fort. Brent kann am Morgen auf 109 USD je Barrel steigen, WTI handelt bei 93 USD je Barrel. Offensichtlich lockt das niedrige Preisniveau erste Käufer an. Dazu trägt u.a. die Hoffnung bei, dass der morgige EU-Gipfel Maßnahmen zur Wachstumsankurbelung in die Wege leiten könnte, nachdem gestern der chinesische Premierminister bereits derartige Maßnahmen in Aussicht gestellt hatte. Widersprüchliche Meldungen gibt es in Sachen Iran. Der US-Senat hat in der Nacht neue Sanktionen gegen den iranischen Ölsektor beschlossen und somit Hoffnungen auf eine Beilegung des Atomstreits mit dem Iran gedämpft. Die USA sind zudem nicht bereit, zum jetzigen Zeitpunkt die Sanktionen zu lockern. Dies könnte sich allerdings ändern. Die nächste Gesprächsrunde ist für morgen anberaumt.

Laut Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) will der Iran den IAEA-Inspektoren den Zugang zu seinen Atomanlagen erlauben. Ein entsprechendes Abkommen soll innerhalb der kommenden Tage unterzeichnet werden. Dies dürfte ein Abschmelzen der Risikoprämie und einen weiteren Rückgang der Ölpreise zur Folge haben. Der Optimismus der Finanzanleger ist im Zuge des kräftigen Preisrückgangs der vergangenen Wochen deutlich gesunken. Die spekulativen Netto-Long-Positionen bei Brent sind in der Woche zum 15. Mai auf ein 4-Monatstief von 83.473 Kontrakte zurückgegangen. Damit liegen sie allerdings noch immer mehr als doppelt so hoch als nach der Korrektur Anfang Oktober vergangenen Jahres. Von daher besteht noch immer das Risiko eines weiteren Positionsabbaus.


Edelmetalle

Der Goldpreis ist zunächst daran gescheitert, die Marke von 1.600 USD je Feinunze zurückzuerobern. Somit besteht das Risiko eines erneuten Preisrückgangs ausgelöst durch Verkäufe von kurzfristig orientierten Markkteilnehmern. Das physische Kaufinteresse ist weiterhin nur verhalten. Offensichtlich warten die Käufer in der Erwartung niedrigerer Preise noch ab. Zudem dürfte die Unsicherheit über die Zukunft Griechenlands in der Währungsunion viele Investoren abhalten. Diese Unsicherheit dürfte noch mindestens bis zu den Wahlen am 17. Juni andauern. Der Preisanstieg der vergangenen Tage war maßgeblich auf eine Abschwächung des US-Dollar zurückzuführen. Von daher ist für den Goldpreis entscheidend, ob die Aufwärtsbewegung bei EUR-USD anhält. Weiteren Aufschluss hierüber dürfte der morgige EU-Gipfel bringen. Dabei dürfte die Frage nach Wachstumsimpulsen ebenso im Blickpunkt stehen wie die Frage nach Eurobonds. Findet sich auf dem Gipfel keine dem Markt zufriedenstellende Lösung, dürfte der Euro erneut unter Druck geraten und damit auch der Goldpreis.

Aufgrund einer erneuten Arbeitsniederlegung in der Platinmine Rustenburg in Südafrika verliert der Platinproduzent Impala derzeit eigenen Anbaben zufolge 3 Tsd. Unzen pro Tag. Die Mine steht für 15% der weltweiten Platinproduktion. Ein sechswöchiger Streik hatte zu Jahresbeginn bereits zu einem Produktionsausfall von 120 Tsd. Unzen geführt und den Platinpreis im Februar bis auf 1.700 USD je Feinunze steigen lassen.


Industriemetalle

Nachrichten aus China, die für eine Stimmungsaufhellung an den Metallmärkten sorgen könnten, mehren sich: nachdem gestern zunächst der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao angekündigt hatte, künftig der Wachstumsstabilisierung eine höhere Priorität einzuräumen, meldete gestern das New Yorker Conference Board für April den zweiten Anstieg des von ihm berechneten Frühindikators für China in Folge. Anders als die Aktienmärkte, die gestern zu einer kleinen Erholungsrallye ansetzten, können die Metallpreise aber nur leicht zulegen. Offensichtlich bleiben die Marktteilnehmer skeptisch.

Die detaillierten chinesischen Handelsdaten für April zeigen einen deutlichen Anstieg der Nickelerzimporte. Die Einfuhren stiegen um gut 30% gegenüber Vormonat auf 4,8 Mio. Tonnen. Der Importsog erklärt sich aber nicht mit einer zunehmenden Endnachfrage Chinas, vielmehr dürfte es sich um vorgezogenen Käufe handeln, denn Indonesien, Hauptlieferant Chinas, erhebt seit 6. Mai eine Exportsteuer von 20% auf Nickelerze. Die Importe aus Indonesien stiegen um 15% gegenüber Vormonat auf einen Rekordwert von 3,34 Mio. Tonnen. Tatsächlich bleibt die Stimmung an Nickelmarkt angeschlagen. Nickel ist mit einem Minus von gut 20% der nach Zinn zweitgrößte Verlierer in der seit Februar zu beobachtenden Korrektur. Vor allem die Aussicht auf ein stark steigendes Angebot belastet, zumal die an der LME registrierten Lagerbestände seit Mitte November bereits um 27% gestiegen sind.


Agrarrohstoffe

Wie erwartet zeigen die neuesten Daten des USDA zur Entwicklung der Weizenpflanzen in den USA eine deutliche Verschlechterung an. Zwar befinden sich USA-weit noch immer 58% der Pflanzen in einem guten oder sehr guten Zustand (-2 %-Punkte gegenüber der Vorwoche), doch war die Verschlechterung in wichtigen Anbaugebieten deutlich ausgeprägter. Während in der Vorwoche im größten Anbaustaat Kansas trotz Abwertungen in den Vorwochen noch 52% der Pflanzen in die Kategorien "gut" und "sehr gut" fielen, sind es nun nur noch 43%.

Eine so starke Abwärtsrevision hat es in Kansas seit über 4 Jahren nicht gegeben. In einigen Landesteilen der USA hat die Ernte inzwischen begonnen, etwa in Oklahoma, Arkansas und Kalifornien. Bei Mais und Sojabohnen ging die Aussaat in der Berichtswoche weiter zügig voran. Bei Mais ist sie fast abgeschlossen. Erste Einschätzungen des Entwicklungsstandes der Maispflanzen waren sehr erfreulich. Allerdings könnte der neu ausgebrachte Mais leiden, wenn sich die Trockenheit im südlichen Mittleren Westen fortsetzt.

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Lange Zeit war aufgrund der knappen Angebotslage Mais im Futtertrog verstärkt durch Weizen substituiert worden. Inzwischen allerdings ist nach der jüngsten Weizenrallye der Preisabstand zwischen Weizen und Mais bei den jeweils nächstfälligen Kontrakten - der zwischenzeitlich nicht selten ins Negative gerutscht war - so hoch wie seit Mai 2011 nicht mehr.




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