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Politik der EU/Eurozone weiter im Fokus und maßgeblicher Katalysator

23.05.2012  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute (07.44 Uhr) bei 1.2670, nachdem im Verlauf der letzten 24 Handelsstunden Tiefstkurse im europäischen Handel am Freitag bei 1.2646 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 79.60. In der Folge notiert EUR-JPY bei 100.85, während EUR-CHF bei 1.2010 oszilliert.

Alle Augen bleiben auf Kontinentaleuropa gerichtet. Die Differenzen zwischen Paris und Berlin bleiben ob der weiteren Krisenpolitik ausgeprägt. Fest steht zumindest, dass es einen Wachstumspaket geben wird. Die Stimmen sowohl aus Berlin oder Paris und aus der EZB lassen keine anderen Rückschlüsse zu.

EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny hat sich für zusätzliche Wachstumsanreize in der Eurozone ausgesprochen. Eine Kapitalerhöhung bei der Europäischen Investitionsbank (EIB) sei eine "gute Investition", sagte er am Dienstagabend bei einer Veranstaltung in Wien. Neben Einsparungen brauche Europa Wachstumsanreize. "So ist dieser Bereich - zusätzliche Investitionsfinanzierung durch die EIB - eine wichtige Komponente", sagte Nowotny.

Wir stimmen vollständig zu. Wir teilen aber auch Nowotnys Bedenken. Er sagte: "Bis solche Maßnahmen Wirkung zeigten, würde es jedoch dauern. Das ist nicht etwas, das von heute auf morgen einen Konjunkturumschwung bringt, aber langfristig eine sinnvolle Sache."

Hier stellt sich die "Gretchenfrage“ für Frau Merkel. Können wir uns diesen Zeitverzug leisten bis die strukturellen Wachstumspolitiken wirken? Es ist ja bereits massive fiskale Strukturpolitik erfolgreich umgesetzt worden. Jetzt gilt es, unter sachlichen Gesichtspunkten über konjunkturelle Stabilisierung die Früchte dieser Fiskalreformen zu realisieren.

Spielt man seitens der Berliner Politik durch die Vernachlässigung der konjunkturellen Stabilität und in der Folge der gesellschaftspolitischen Stabilität in den Reformländern nicht mit den Erfolgen der Strukturpolitik? Was passiert mit den Erfolgen der fiskalischen Strukturpolitik, wenn die gesellschaftspolitische Stabilität wie derzeit in Griechenland zur Disposition steht? Bockigkeit basierend auf stoischer Ordnungspolitik kann Erfolge erheblich einschränken oder sogar zerstören.

Die aktuellen Erfolge Deutschlands sollten nicht zu Hybris verleiten. Auch wir haben konsumtive Wachstumspolitik unter Frau Merkel praktiziert, die schlussendlich erfolgreich war, da sie eine Brücke baute. Wir verweisen auf die Abwrackprämie. "Food for thought!“ für die Verantwortlichen in Berlin!

Fakt ist, dass Frau Merkel und ihre Riege losgelöst von politischer Korrektheit international zu großen Teilen isoliert ist. Die Solidaritätskundgebung seitens des Finanzministeriums Österreichs lassen wir natürlich nicht unerwähnt. Sie ist die Ausnahme und nicht die Norm!

Es gibt keine Linearität in der Ökonomie. Dem jetzigen Hoch wird auch wieder ein konjunkturelles Tief folgen. Brauchen wir dann nicht auch unter Umständen Beistand. Passt das aktuelle Verhalten aus Berlin heraus dazu, nachdem Berlin sich 30 Monate durchsetzte ….

Gestern wurde der Katalysator verstärkter Risikoaversion einmal mehr aus Athen geliefert. Einlassungen des ehemaligen Ministerpräsidenten Papademos, dass Griechenland Notfallpläne für einen Ausstieg aus der Eurozone vorbereite, wirkten sich gestern am Nachmittag belastend auf den Euro und Risikoaktiva aus.

Wir sind sehr irritiert. Es ist zwingend erforderlich Notfallpläne parat zu haben. Das gilt für Unternehmen, Staaten und sogar Privatpersonen. Würde die griechische Administration solche Pläne nicht haben, müsste man ihr hinsichtlich der aktuellen politischen Situation massivste Kritik entgegen bringen.
Auch wir als Banken haben Notfallpläne. Die Bankenaufsicht fordert das förmlich ein. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir diesen Notfall wünschen oder forcieren. Auch Privatpersonen

haben Notfallpläne. Wenn Sie ein neues Auto kaufen und es auf Vollkaskobasis versichern, ist das ebenfalls eine Notfallplanung. Mit anderen Worten war das gestern einmal mehr ein sportlicher Sturm im Wasserglas, der Fragen über die Qualität der Marktteilnehmer zulässt.

Wenden wir uns den Konjunkturdaten zu:

Das "US-Semiconductor Book to Bill Ratio” sank per Berichtsmonat April von zuvor 1,12 auf 1,10. Pro 1 USD Auslieferung kamen neue Aufträge für 1,10 USD herein. Der beigefügte Chart belegt den nachhaltigen Anstieg seit September letzten Jahres. Vor diesem Hintergrund ist der aktuelle Rückgang als unprekär zu klassifizieren.

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Der Absatz zuvor genutzter US-Wohnimmobilien legte in der annualisierten Fassung per April von zuvor 4,47 auf 4,62 Millionen Objekte zu. Damit wurde die bei 4,60 Mio. angesiedelte Prognose geringfügig überschritten. Der Blick auf den Chart verdeutlicht eine erfolgreiche Bodenbildung. Bis zu einer Normallage ist der Weg jedoch noch weit.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2600 -1.3100 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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